Unterwegs mit der Stuttgarter Pop- und Jazz-Diva, die auch bei DSDS als Vocal Coach mitmischte.

Stuttgart – Unser Ziel sind die Weinberge, die sich hinter dem Marienhospital im Stuttgarter Süden erstrecken. Doch so weit werden wir nicht kommen. Denn ich habe die falschen Schuhe angezogen. Warm zwar, doch mit einer derart rutschigen Sohle, dass es nur bergab gehen kann – auch wenn Fola Dada und ich seit einigen Minuten tapfer versuchen, Höhenmeter zu machen. Wobei die 34-jährige Pop- und Jazz-Diva dabei eine wesentlich bessere Figur macht als ich. Schließlich ist sie für unseren Spaziergang in ihrer Heimatstadt gut präpariert, trägt robuste Stiefel mit anständigem Profil. Als sie einen Blick auf meine Schlappen mit den Ledersohlen wagt und meine hilflos rudernden Bewegungen mit den Armen sieht, wirft sie den Kopf in den Nacken, so dass ihre üppigen krausen Locken fliegen und lacht. Es ist ein kehliges Lachen. Angenehm wie ihre Stimme, die einen weichen, warmen Klang hat und erahnen lässt, wie es sich erst anhören muss, wenn sie bei einem ihrer Auftritte zum Beispiel im Bix am Leonhardsplatz ins Mikrofon singt. „Der Club ist sowas wie mein Wohnzimmer“, sagt Fola Dada und liegt nur wenige Schritte entfernt von ihrer im Herbst 2011 eröffneten Schule „Stimmwerk“. Hier hat sich die Dozentin für Gesang und Stimmbildung neben ihrem Engagement an verschiedenen deutschen Musikhochschulen ihr eigenes kreatives Reich geschaffen. Zusammen mit einer Musical erfahrenen Yogalehrerin, zwei weiteren Gesangslehrerinnen sowie zwei Gitarrenvirtuosen gibt sie Unterricht für Leib und Stimme.

 

Fola Dada umarmt Bäume - sehr fotogen übrigens

Doch in ihr drei Unterrichtsräume-, Teeküche-, Wartekammer- und Yogazimmer-Domizil werden wir erst am Ende unserer kleinen Wanderung zu Fola Dadas Stuttgarter Lieblingsplätzen einkehren. Vor der Kür kommt nun einmal die Pflicht. Aber nach ein paar schönen Bildern im Schnee, auf denen die Natur liebende Künstlerin fotogen Bäume umarmt, treten wir den Rückzug zum kuschelig warmen Auto an. „Könnte auch ein tolles Cover für eine neue Platte sein“, scherzt die Tochter eines Afrikaners und einer Schwäbin. Sie ist stolz auf ihre Zweisprachigkeit und streut daher gerne ein paar Mundartantworten ins Gespräch ein. „Ein Grund, warum ich meine Geburtsstadt so gerne mag, ist eben der Dialekt“, sagt Fola Dada

Auch während ihres Studiums in Mannheim an der Musikhochschule hat sie deshalb ihre Zelte in Stuttgart nicht abgebrochen. Einzig Köln ist eine Zeit lang eine Art zweite Heimat für die Sängerin und Tänzerin geworden, die bereits mit sieben Jahren Mitglied der Stuttgarter New York City Dance School wurde. „Ich wollte Stepptanz lernen und bin irgendwie schon immer mit Musik aufgewachsen. Meine Mama ist eine gute Folksängerin, hat daraus aber nie einen Beruf gemacht“, erzählt Fola Dada und bleibt verzückt vor einer grau-schwarz gestreiften Katze stehen, die unseren Weg kreuzt. „Mein Freund und ich haben zuhause auch drei Stubentiger“, erzählt sie und versucht das Kätzchen anzulocken.

Zuhause, das ist inzwischen wieder Stuttgart-Heslach. Nachdem Fola Dada ihr Engagement als Vocal Coach bei der RTL-Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ nach sechs Jahren beendet hat, ist sie aus der Rheinmetropole in die Landeshauptstadt am Neckar zurückgekehrt. „Es war eine spannende Zeit“, erzählt Fola Dada, während wir auf dem Weg zu ihrem nächsten Stuttgarter Lieblingsplatz die Hasenbergsteige hinauf schnaufen - zugegeben lediglich die letzten Meter bis zur Aussichtsplattform. „Viele, die nach Stuttgart kommen, finden die Kesselsituation der Stadt beklemmend“, sagt die diplomierte Jazz- und Popsängerin, während sie – oben angekommen – einen weiten Blick über die Dächer riskiert. „Ich dagegen finde das gerade das Schöne, mich an den Rand des Kessels zu begeben und Ausblicke zu genießen.“ Und Einblicke, denn Fola Dada, die das Lauftempo steigert und bereits Richtung „Blauer Weg“ unterwegs ist, liebt es, wenn sich hinter einem unscheinbaren Haus plötzlich ein verwunschen wirkender Garten offenbart. „Ich mag es, draußen zu sein. Auf diesen Spaziergängen bin ich auch gern mal allein, da ich in meinem Beruf Tag für Tag mit vielen Menschen zu tun habe“, sagt sie als wir uns – faul geworden – mit dem Auto der nächsten Halbhöhenlage Stuttgarts mit Aussicht nähern. An der Birkenwaldstraße steht eine Bank, auf der sich Fola Dada beim Frischeluft schnappen gerne mal niederlässt. Die prächtigen Stadtvillen im Rücken meint sie mit einem Funkeln in den Augen: „Tja, hier zu wohnen, da hätte ich auch nichts dagegen.“ Doch dafür reiche ihr Künstlereinkommen wohl nicht aus, sagt Fola Dada lachend. Reich sei sie bei DSDS nicht geworden, aber reich an Eindrücken. „Fernsehen ist nicht das Leben“, sagt sie nachdenklich auf der Rückenlehne „ihrer“ Bank sitzend. „Man muss aufpassen und genau wissen, wo man steht.“ Sonst könnte man leicht abdriften.

Nach DSDS sucht die Sängerin und Tänzerin neue Herausforderungen

Fola Dada hat nach einigen Staffeln als Vocal Coach für die Kandidaten der Castingshow wieder nach neuen Herausforderungen gesucht. Das mit der eigenen Schule für all jene, die Musik lieben, die sich selbst etwas Gutes tun und Gesangsstunden oder Gitarrenunterricht nehmen wollen, erzählt sie auf dem Weg ins „Stimmwerk“, sei schon immer ein Traum von ihr gewesen. Doch auch DSDS war eine Erfahrung, die sie nicht missen möchte. Schließlich hatte sie auch dabei die Möglichkeit, mit manch musikalischem Talent zu arbeiten. Der Zweitplatzierten der letzten Staffel, Sarah Engels, rechnet Fola Dada etwa gute Chancen aus, dauerhaft im harten Musikbusiness Fuß zu fassen. „Sie sagt, was sie nicht will und das ist enorm wichtig.“

Selbst steht Fola Dada gerne auf der Bühne als Frontfrau ihrer „Dada Band“ oder mit Musikerlegenden wie Hellmut Hattler. Auch angesagte Souldiven wie Joy Denalane waren schon dabei. „Aber ohne groß Show zu machen“, fügt sie hinzu. Ihr Casting sind die Aufnahmeprüfungen an der Musikhochschule gewesen, sagt sie, während sie die Tür zum „Stimmwerk“ aufschließt. Drinnen kocht sie uns Tee und Kaffee mit ganz viel Milchschaum, fläzt sich auf den leicht abgewetzten Ledersessel und erzählt davon, dass ihr oft bei einer Zugfahrt die besten Ideen für einen neuen Songtext kommen. „Für einen kreativen Output braucht es Rhythmus und Disziplin“, erklärt sie.

Dass manche behaupten, Musikunterricht zu geben sei nur etwas für jene, die es nicht geschafft haben, selbst groß rauszukommen, sieht Fola Dada gelassen. „Stimmbildnerisch zu arbeiten, ist genauso kunstvoll wie singen“, sagt sie. „Ich bereue nichts. Was ich tue, ist absolut spannend.“