Stadtteilbewohner sollen entscheiden Ein Supermarkt am Rand von Poppenweiler?

An der Ecke Humholdt- und Philipp-Reis-Straße in Poppenweiler möchten Discounter einen Supermarkt bauen. Foto: factum/Simon Granville

Zwei Handelsketten möchten sich im Ludwigsburger Stadtteil Poppenweiler ansiedeln. Doch so einfach ist das nicht.

Ludwigsburg - Wenn es um die Nahversorgung geht, bekommt Poppenweiler höchstens eine Drei-bis-vier. Zwar gibt es im Ludwigsburger Teilort am Neckar noch einen Dorfladen, eine Bäckerei, eine Apotheke und einen Getränkemarkt sowie einen Metzger, der zumindest regelmäßig mit dem Wagen vorfährt. Was vielen Einwohnern jedoch fehlt, ist ein Rundumangebot. Und das könnte es nun schon bald geben, denn zwei Lebensmittelketten möchten gerne in Poppenweiler bauen. Doch eines dürfte auch klar sein: Sobald ein Supermarkt öffnet, bekommt nicht nur der Dorfladen an der Steinheimer Straße Probleme.

 

„Das ist ein sensibles Thema“

Darum tue man sich im Stadtteil auch schwer damit, meint Sandra Kühnle, die bei der städtischen Wirtschaftsförderung für das Thema Nahversorgung zuständig ist: „Das ist ein sensibles Thema und wir möchten deshalb jetzt ein Meinungsbild einholen.“ Darum wurde in der jüngsten Sitzung des Stadtteilausschusses darüber informiert, dass es entsprechende Anfragen von Lebensmittelmärkten gebe.

Diese interessieren sich für eine Brache an der Ecke Humboldt- und Philipp-Reis-Straße am Rande eines eingeschränkten Gewerbegebiets. Das Areal ist 3700 Quadratmeter groß und leicht abschüssig gelegen. Der gültige Bebauungsplan müsste geändert werden, denn dieser lässt dort weder Wohnungen noch Einzelhandel zu. Genauer: Die Stadt hat sich zum Ziel gesetzt, Supermärkte möglichst in der Ortsmitte und nicht auf der grünen Wiese zu gestatten.

Offenbar würde die Ludwigsburger Stadtverwaltung in diesem Fall jedoch nicht auf ihrem Grundsatz beharren. Denn im Ortskern gibt es ohnehin keine freien Flächen mehr. Wenn es denn zu einer Bebauung der Brache an der Humboldtstraße käme, würde höchstens ein Supermarkt mit einer Verkaufsfläche von 800 Quadratmeter zugelassen, sagt Kühnle. Und zwar ein sogenannter Soft-Discounter – also ein Markt, der ein wirklich breiteres Angebot und nicht nur eigene Marken in den Regalen hat.

2017 lehnten die Bürger einen Supermarkt ab

„Es gibt keine Fristen, wir wollen uns mit der Entscheidung Zeit lassen“, sagt Kühnle, „da müssen wirklich alle in Poppenweiler mitreden können.“ Was jedoch die Brisanz in dieser jetzt angestoßenen Debatte um den Supermarkt erhöht: Die Freifläche, für die sich die Foodketten interessieren, ist die letzte, die im Teilort dafür noch in Frage käme. Laut städtischer Wirtschaftsförderung gibt es jedenfalls keine alternativen Flächen für einen Supermarkt, die Markung im Stadtteil gibt nichts mehr her.

Das heißt: Wenn sich die Bewohner Poppenweilers jetzt gegen den Bau aussprechen, wird der aktuelle Zustand festgeschrieben. Bestenfalls. Denn natürlich gilt für Poppenweiler, was für die Peripherie allgemein gilt: Die Nahversorgung ist gefährdet – auch ohne neuen Supermarkt. So hat sich zum Beispiel zuletzt auch die Volksbank aus den Stadtteil zurückgezogen: Statt einer Bankfiliale gibt es nur noch einen Bankautomaten.

Der Stadtteilbeauftragte Markus Faigle erinnerte in der Sitzung des Stadtteilausschusses daran, dass es in Poppenweiler bereits 2017 einen Bürgerdialog in Sachen Nahversorgung gegeben hat. Damals lehnte eine Mehrheit der Bürger die Ansiedlung eines Supermarktes im Teilort ab. Nun also soll geklärt werden, ob sich die Stimmung gedreht hat.

Weitere Themen

Weitere Artikel zu Ludwigsburg Poppenweiler Supermarkt