Drei Unternehmen wollen künftig den Stadtverkehr betreiben und konkurrieren um die Vergabe der 2,6 Millionen Kilometer im Jahr.

Böblingen/Sindelfingen - Frohe Kunde hatte der Sindelfinger Oberbürgermeister Bernd Vöhringer am Dienstagabend in der Sitzung des Gemeinderats: Drei Unternehmen haben Angebote abgegeben für den Betrieb des Stadtverkehrs Böblingen-Sindelfingen. Dieser wurde für das kommende Jahr neu ausgeschrieben. Die Befürchtung vieler Sindelfinger Stadträte, dass kein seriöser Busunternehmer gewillt sei, diesen um 500 000 Jahreskilometer auf 2,6 Millionen Kilometer erweiterten Linienverbund auf eigene Kosten zu betreiben, hat sich nun als unbegründet erwiesen. Im Gegenteil: „Alle drei Unternehmer legen noch weitere Kilometer drauf. Dabei haben sie die Anregungen und Wünsche aus den Gemeinderatssitzungen und den Bürgerbeteiligungen aufgegriffen“, sagte Gunnar-Steffen Kimmel vom Stadtplanungsamt.

 

Beworben haben sich für den Betrieb von 2019 an die in Böblingen ansässige Firma Pflieger, die derzeit auch den Stadtverkehr Böblingen-Sindelfingen bedient. Außerdem haben das Omnibusunternehmen Friedrich Müller aus Schwäbisch Hall sowie die Verkehrsbetriebe Nagoldtal aus Calw ihre Angebote abgegeben. „Alles drei aus der Region stammende und in der Region bekannte Unternehmen“, so Kimmel.

150 000 zusätzliche Kilometer

Entscheidend für die Vergabe an einen Unternehmer wird wohl das Zusatzangebot sein, das sich etwas unterscheidet. 150 000 zusätzliche Kilometer pro Jahr sei das höchste Angebot, sagte Kimmel. Alle drei Anbieter sehen zusätzliche Fahrten auf der Linie 701 vor, die quasi durch beide Städte führt, von der Böblinger Diezenhalde bis ins Sindelfinger Eichholz. Ebenso setzen die Unternehmen auf Verbesserungen bei den Fahrten zum Sindelfinger Mercedes-Benz-Werk, vor allem zu den Schichtanfangs- und -endzeiten.

Erfreulich für die Städte Böblingen und Sindelfingen: Der bisherige Zuschuss, den sie zahlen mussten, wird entfallen. 500 000 Euro schießt Sindelfingen im Moment pro Jahr zu. Für den künftigen Fahrplan, der deutlich aufgerüstet wurde, rechnete die Verwaltung sogar mit einer knappen Million Euro. Doch nun haben sich die Unternehmen bereit erklärt, den Stadtverkehr auf eigene Rechnung zu betreiben. Diesem eigenwirtschaftlichen Betrieb müssen die Städte laut Gesetz den Vorzug geben. Sechs Monate ist nun Zeit, bis die Entscheidung für einen Betreiber fallen muss. Die Aufsicht und Entscheidung darüber liegt beim Regierungspräsidium Stuttgart (RP), das die Städte jedoch anhört.

Bis Mitte März muss nun die Sindelfinger Stadtverwaltung eine Stellungnahme vorlegen. „Wir bemühen uns um Fristverlängerung dafür“, sagte der OB Vöhringer. Denn bei einer Entscheidung für eine Empfehlung eines Busunternehmens in der Stellungnahme sollen die Stadträte mitsprechen. Sollte eine Fristverlängerung vom RP nicht gewährt werden, müssen sich die Räte auf eine Sondersitzung einstellen.

In Böblingen hat die Stadtverwaltung einen externen Gutachter beauftragt, die Angebote zu prüfen und eine Empfehlung abzugeben. Eine Diskussion im Gemeinderat sei nicht mehr geplant, sagt der Stadtsprecher Wolfgang Pfeiffer.