Beim Stadtverkehr in Sindelfingen und Böblingen bleibt vorerst alles beim Alten: die Firma Pflieger wird auch von Ende 2019 an dafür zuständig sein. Das Verkehrskonzept allerdings sieht dann anders aus.

Böblingen - Zumindest optisch bleibt beim Stadtverkehr in Böblingen und Sindelfingen auch in den nächsten elf Jahren alles beim Alten. Denn das Böblinger Busunternehmen Pflieger, das den Verkehr seit 1950 betreibt, hat nun auch den Zuschlag für den Betrieb im Zeitraum von Dezember 2019 bis Juni 2029 in den beiden Städten erhalten. Das hat das Regierungspräsidium in Stuttgart, dem die Entscheidung oblag, am Donnerstag bekannt gegeben.

 

Am 10. Oktober 2017 hatte der Landkreis europaweit bekannt gegeben, dass der Stadtverkehr ausgeschrieben wird. Befürchtungen, etwa im Sindelfinger Gemeinderat, dass kein Unternehmen gewillt sein werde, den um 500.000 Jahreskilometer auf 2,6 Millionen Kilometer erweiterten Linienverbund auf eigene Kosten zu übernehmen, erwiesen sich als unbegründet. Neben dem Lokalmatador hatten noch das Omnibusunternehmen Friedrich Müller aus Schwäbisch Hall sowie die Verkehrsbetriebe Nagoldtal aus Calw ihren Hut in den Ring geworfen. Alle drei hatten sich nicht nur bereit erklärt, die vorgesehenen Jahreskilometer auf eigene Kosten zu betreiben, sondern hatten noch weitere Kilometer und einige andere Verbesserungen oben drauf gelegt. Darunter fielen etwa zusätzliche Fahrten auf der Linie 701, die durch beide Städte führt.

Böblingen und Sindelfingen hatten sich für Pflieger ausgesprochen

Anders als bisher betreibt das Böblinger Busunternehmen den Verkehr daher nun auf eigene Kosten. Das bedeutet, dass die Zuschüsse von je 500 000 Euro, die Böblingen und Sindelfingen gezahlt hatten, entfallen. Auch die Meinung der beiden betroffenen Städte war über das Landratsamt als Aufgabenträger des Stadtverkehrs in die Entscheidung des Regierungspräsidiums eingeflossen. Böblingen etwa hatte sich auch wegen qualitativer Aspekte für das ortsansässige Unternehmen ausgesprochen. Dazu gehörten neben dem Erscheinungsbild der Busse oder den Umweltstandards der Fahrzeugflotte auch der reibungsfreie Weiterbetrieb zum Stichtag, zu dem das neue Konzept, das unter anderem eine dichtere Taktung und bessere Anschlüsse vorsieht, in Kraft treten soll. „Dieser Punkt war für uns besonders relevant“, sagt Christine Kraayvanger, Böblingens Baubürgermeisterin. Außerdem freue es sie, dass die Arbeitsplätze nicht aus ihrer Stadt abwanderten.

Auch Sindelfingen hatte sich im Vorfeld für die Firma Pflieger ausgesprochen. „Denn wir sind überzeugt, dass diese das qualitativ beste Angebot erbringt“, sagte der Oberbürgermeister Bernd Vöhringer (CDU). „Insbesondere die Sindelfinger Teilorte Maichingen und Darmsheim werden künftig besser mit der Kernstadt verbunden. Das Angebot abends und an den Wochenenden wird ebenfalls verbessert. Dies sind wichtige Entwicklungen für die Mobilität an unserem nachhaltigen Standort Sindelfingen.“

Im Landratsamt zeigte man sich erfreut über den Zuschlag für das Unternehmen. „Mit der Entscheidung des Regierungspräsidiums kann die kontinuierliche und gute Arbeit der Firma Pflieger beim Busverkehr in Böblingen und Sindelfingen aus den vergangenen Jahren fortgesetzt werden“, sagte der Landrat Roland Bernhard.

Die unterlegenen Unternehmen können innerhalb eines Monats Rechtsmittel gegen die Entscheidung des Regierungspräsidiums einlegen. Die Firma Pflieger wollte sich am Donnerstag nicht zu diesem Thema äußern.