Der Gerda-Taro-Platz soll schöner werden. Aber wie? Unter anderem soll die Fotografin in rostigem Metall verewigt werden. Insgesamt kosten die Pläne 300 000 Euro.

Böblingen: Marc Schieferecke (eck)

S-Mitte - Eine Viertelmillion Euro ließe sich anders ausgeben. „Dies hier ist ein gewisser Luxus“, meint jedenfalls Annegret Breitenbücher von den Grünen. „Es gibt wichtigere Projekte in der Stadtmitte.“ Breitenbücher spricht vom Gerda-Taro-Platz. Für eine Viertelmillion Euro ließe sich auf dem beispielsweise ein Energiesparhaus von Tchibo bauen, schlüsselfertig, mit Solaranlage, Fußbodenheizung und kompletter Sanitärausstattung. Beim Sonderpreis, mit dem der Kaffeeröster derzeit tatsächlich um Hausbauer wirbt, blieben noch rund 70 000 Euro fürs Mobiliar übrig und vielleicht einen Mittelklassewagen vor der Tür.

 

Die Viertelmillion soll ausgegeben werden für die Verschönerung des Gerda-Taro-Platzes. Gerda Taro wurde in Stuttgart geboren. Ihre Familie wohnte an der Alexanderstraße. Taro wurde zur Sozialistin und Pressefotografin. Ein früher Tod machte sie zur Berühmtheit. Taro starb im Alter von 26 Jahren, während sie die Gräuel des spanischen Bürgerkriegs dokumentierte. Allerdings fiel sie nicht durch direkte Kriegshandlung. Gerda Taro wurde von einem rückwärts fahrenden Panzer überrollt. Jüngst hat der amerikanische Regisseur Michael Mann ihr Leben als Stoff für eine Hollywood-Verfilmung entdeckt. Die Hauptrolle wird Gemma Arterton spielen.

Der Platz hat eine Verschönerung nötig

Der Platz, der nach Gerda Taro benannt wurde, hat eine Verschönerung nötig. Selbst aufmerksamen Fußgängern dürfte entgangen sein, dass der Gerda-Taro-Platz überhaupt ein Platz ist. Hundebesitzern aus der Nachbarschaft ist er hingegen wohlbekannt – als kleine, aber praktische Wiese in der grünarmen Gegend an der Hohenheimer Straße, gleich oberhalb des Olgaecks. Bergab führt von dort aus eine Treppe zum Sex-Shop, bergauf der Weg zur Technischen Oberschule. Auf der Hohenheimer Straße fahren am Gerda-Taro-Platz täglich Zehntausende Autos vorbei.

Mit der Verschönerung befassen sich an diesem Abend – abgesehen von den Bezirksbeiräten – der Stadtplaner Klaus Volkmer, Herwig Schneider, Geschäftsführer des Unternehmens „Design und mehr“, und die Historikerin Irme Schaber, die eine Biografie über Taro geschrieben hat. Sie sind gekommen, die Pläne zu erklären: Über die Wiese soll ein Weg gepflastert werden. An dessen Rand werden Bänke einbetoniert. Neun verrostete Metallplatten werden im Boden verankert. In die ist je ein Buchstabe des Namens Gerda Taro eingefräst. Taro ist übrigens ein Künstlername. Der Geburtsname der Fotografin war Pohorylle. Auf der Rückseite der Metallplatten informieren Tafeln über Leben und Werk Taros. Allerdings sind die Pläne „bisher nur vorläufig“, sagt Volkmer. Eine Firma für Landschaftsgärtnerei soll sich mit ihnen noch befassen.

„Die Plastik hat nur noch Fiffi gefunden“

Ginge es nach Regina Maria Diebold von den Grünen, müsste sich das Konzept grundsätzlich ändern. „Das ist eine typisch männliche Planung“, sagt sie. Eine Frau hätte eine Frau weiblicher gewürdigt als in verrostetem Metall. Der Liberale Christian Wulf wünscht sich zusätzlich ein Spielgerät für Kinder. Die Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle fragt, ob das silberglänzende Röhrengeflecht auf der Wiese – eine Plastik von Erich Hauser – im Zuge der Verschönerung versetzt wird. Allzu wichtig scheint die Skulptur an dieser Stelle nicht. Bis zu einem Anruf bei Gartenamt im vergangenen Jahr „war die so zugewuchert, dass sie nur Fiffi gefunden hat“, sagt Kienzle.

Die Viertelmillion Euro sind nur die Kosten für die Verwirklichung der Pläne. Um die 50 000 Euro für die Planung werden hinzukommen. Ein Spielgerät, egal ob an dieser Stelle sinnvoll und dem Gedenken an Taro angemessen oder nicht, würde die Summe noch erhöhen. Das Hauser-Kunstwerk zu versetzen, sagt Volkmer, „würde uns viel Geld kosten“. Der Wille des Bezirksbeirat ist, zunächst 200 000 Euro auszugeben. Das restliche Geld soll in einem zweiten Schritt verbaut werden.