Oberbürgermeister Fritz Kuhn hat die Bürgerinitiative Pro Tauschwald ins Rathaus eingeladen, um über Alternativen zu den beiden abgelehnten Windrädern im Tauschwald zu sprechen.

Stuttgarter Norden - Die Pläne für die beiden Windräder am Tauschwald sind vom Tisch. Die Regionalversammlung im Verband Region Stuttgart hat das Projekt Ende September beerdigt. „Jetzt stehen die Stadtwerke vor der Herausforderung, die jährlich 14 Millionen Kilowattstunden Ökostrom der beiden geplanten Windenergieanlagen durch andere erneuerbare Energien oder hocheffiziente Erzeugungsanlagen zu ersetzen“, sagte Michael Maxelon, Geschäftsführer der Stadtwerke Stuttgart, nach dem Aus für die beiden Windräder. „Das wird eine anspruchsvolle Aufgabe für das Unternehmen in den nächsten Jahren.“

 

Um diese Aufgabe meistern zu können, ist nun auch Oberbürgermeister Fritz Kuhn aktiv geworden. Am Dienstag hatte er Vertreter der Stadtwerke und der Bürgerinitiative Pro Tauschwald im Rathaus zu Gast. Der Verein mit seinen rund 70 Mitgliedern soll nach dem Windrad-Aus als Multiplikator für den sogenannten Plan B fungieren und hat am Dienstag dazu seine grundsätzliche Bereitschaft signalisiert. „Nächste Woche haben wir eine Mitgliedersitzung. Da werden wir vorschlagen, die Pläne des Oberbürgermeisters zu unterstützen“, sagt der Vorsitzende von Pro Tauschwald, Wolfgang Voelker. „Wir waren gegen die Windräder im Tauschwald, sind aber nicht gegen die Energiewende.“

In Weilimdorf startet die Energieoffensive

Die Pläne des OB und der Stadtwerke sehen grob wie folgt aus: Mehr als 1000 Ein- und Zwei-Familienhäuser sollen mit Photovoltaikanlagen ausgestattet werden. Weitere rund 100 Gebäude, die mehr als 20 Wohneinheiten aufweisen, sollen ein kleines Blockheizkraftwerk bekommen. Dafür kommen laut den Stadtwerken beispielsweise die Hochhäuser Romeo und Julia in Rot in Frage. Zudem sind zwei große Quartiersprojekte in Planung, die größere Blockheizkraftwerke vorsehen – wie zum Beispiel im Weilimdorfer Gewerbegebiet. „Wir haben für diesen Standort schon ein Konzept erarbeitet und eine konkrete Vorplanung präsentiert. Nun ist es unsere Aufgabe, die Eigentümer davon zu überzeugen, dass es sich lohnt, dieses Projekt mit uns zu realisieren“, sagt der Stadtwerke-Sprecher Michael Isenberg auf Nachfrage.

Die beiden ursprünglich geplanten Windräder am Tauschwald hätten im Jahr rund 14 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt. Mit all diesen Ersatzmaßnahmen wären zumindest 85 Prozent dieser Menge erreicht. Die fehlenden 15 Prozent sollen durch weniger Stromverbrauch und das Entfernen von Stromfressern in etwa 5000 Haushalten generiert werden. „In Feuerbach, Botnang und Weilimdorf gebe es das Potenzial, all diese Maßnahmen umzusetzen. Aber wir wollen das Konzept natürlich für ganz Stuttgart angehen“, so Isenberg.

In Weilimdorf soll nun in wenigen Wochen die Arbeitsgemeinschaft Energieoffensive ihre Arbeit aufnehmen. Schon im Juli hat der Bezirksbeirat beschlossen, dass Weilimdorf zu einem Pilotbezirk „zur Entwicklung und Umsetzung weiterer Energie-Quartierskonzepte“ werden soll, um Erkenntnisse für das ganze Stadtgebiet zu erhalten. „Speziell für das Gewerbegebiet WeilimPark wird ein Konzept für eine Photovoltaikoffensive erstellt sowie die Wärmenutzung aus Abwasser und industriellen Prozessen geprüft“, fordern die Grünen in einem Antrag, der im Juli bei fünf Enthaltungen der CDU angenommen wurde. Des Weiteren weisen die Grünen darauf hin, dass sich laut dem Solardachatlas der Stadtwerke im Gewerbegebiet insgesamt knapp 350 000 Quadratmeter Dachflächen „sehr gut“ und „gut“ für die Solarnutzung eignen. Lediglich 25 000 Quadratmeter würden derzeit genutzt. „Wenn nur ein Drittel der Dächer von WeilimPark mit Solarmodulen belegt wird, hätte man zwei Tauschwaldwindräder in Punkto Stromerzeugung mehr als kompensiert“, schreiben die Grünen.