Städtebau Feinstaub verhindert Straßenanschluss

Die Werderstraße in Stuttgart-Ost wird nicht, wie eigentlich geplant, an die B 14 angeschlossen. Das gesparte Geld reicht auch nicht für den Umbau der Brendle-Kreuzung (die einzige bisher nicht finanzierte Rosensteintunnel-Begleitmaßnahme).
S-Ost - Die Werderstraße im Stuttgarter Osten wird nicht direkt mit der Cannstatter Straße verbunden. Das Regierungspräsidium hat Bedenken geäußert und verlangt ein vollständiges Planverfahren. Deswegen macht die Stadt jetzt einen Rückzieher, Baubürgermeister Matthias Hahn sagt: „Dann können wir das nicht machen.“ Verkürzt könnte man sagen: Damit ist die erste Begleitmaßnahme zum Bau des Rosensteintunnels der Feinstaubproblematik zum Opfer gefallen.
Bei dem Thema stoßen auf ganz unterschiedlichen Entscheidungsebenen ganz unterschiedliche Interessen aufeinander. Da ist zunächst einmal das Großprojekt Rosensteintunnel. Wenn der Tunnel und der umgebaute Leuzeknoten voraussichtlich Anfang 2020 in Betrieb gehen, hat das Auswirkungen auf die Verkehrsströme in den angrenzenden Stadtbezirken, vor allem in Bad Cannstatt und in Stuttgart-Ost. Während die Voruntersuchungen für Bad Cannstatt eine spürbare Abnahme des Verkehrs in manchen Bereichen vorhersagen, werden einige Gebiete des Ostens mehr Verkehr ertragen müssen.
Der Plan sieht eine Bündelung des Durchgangsverkehrs vor
Deswegen hatte der Bezirksbeirat Stuttgart-Ost das Großprojekt mehrheitlich abgelehnt und gleichzeitig eine ganze Reihe von Begleitmaßnahmen gefordert, um den Stadtbezirk zu entlasten. Dazu gehörte auch die direkte Anbindung der Werderstraße an die Cannstatter Straße, also die B 14. Die Werderstraße gehört zu einer der Hauptverkehrsachsen durch den Stuttgarter Osten, vor allem für den aus Richtung Cannstatt kommenden Verkehr in Richtung Fernsehturm und umgekehrt. Bisher wird der Verkehr von der B 14 über die Villa- und die Neckarstraße zur Werderstraße geführt. Die Werderstraße selbst endet an der Reitzensteinstraße.
Die Begleitmaßnahme sah vor, die Werderstraße über die Reitzensteinstraße hinaus zu verlängern und mit der Cannstatter Straße zu verbinden. Der Bezirksbeirat Stuttgart-Ost erhoffte sich dadurch eine Entlastung vor allem der Neckarstraße und der angrenzenden Gebiete. Dieser Durchstich konnte auch im Zusammenhang mit dem von dem ehemaligen Bezirksvorsteher Martin Körner vorangetriebenen Verkehrs- und Lärmminderungsplan für den Stadtbezirk Stuttgart-Ost gesehen werden. Dieser vom Bezirksbeirat mehrheitlich beschlossene Plan sieht eine Bündelung des Durchgangsverkehrs auf den Bundesstraßen am Rande des Stuttgarter Ostens – also auch auf der Cannstatter Straße – vor.
Die hohe Feinstaubbelastung ist der Knackpunkt
Und hier kommt das Regierungspräsidium ins Spiel. Das steht – wie die Stadt auch – wegen der viel zu hohen Feinstaubbelastung am Neckartor und damit auf der Cannstatter Straße unter erheblichem Druck. Ziel des Regierungspräsidiums ist seit Jahren, den Verkehr auf der Cannstatter Straße zu reduzieren oder zumindest zu verlangsamen und zu „verflüssigen“, um der angedrohten empfindlichen Strafe durch die EU zu entgehen. Deswegen waren schon im Jahr 2012 in einer Stellungnahme Bedenken gegen das Projekt Werderstraße geäußert worden. Diese sind in der Öffentlichkeit erst jetzt richtig wahrgenommen worden, nachdem der Baubürgermeister bei einer Veranstaltung am Stöckach das Aus für die Begleitmaßnahme verkündet hatte.
Die Stadt hatte den Durchstich zur Cannstatter Straße ganz unbürokratisch und ohne großes Planverfahren verwirklichen wollen. Für den Straßenanschluss waren im städtischen Haushalt schon rund 500 000 Euro bewilligt. Nach dem Einspruch des Regierungspräsidiums könnte das Projekt nur durch „ein vollständiges Verfahren mit Sonderplan“ auf den Weg gebracht werden, sagt Matthias Hahn. Dadurch würde das Projekt viel teurer – und würde vermutlich am Ende auch nicht genehmigt werden.
Nun läge nahe, das so frei werdende Geld für die bisher einzige nicht finanzierte Rosensteintunnel-Begleitmaßnahme im Grenzgebiet der Stadtbezirke S-Ost und Wangen zu verwenden. Die sieht einen Umbau der sogenannten Brendle-Kreuzung vor und soll den Durchgangsverkehr über die Ulmer Straße zur Gaisburger Brücke und damit weg von den Wohngebieten führen. Die SPD Stuttgart-Ost hat bereits einen entsprechenden Antrag gestellt. Allerdings würde der Kreuzungsumbau mehrere Millionen Euro kosten, das für die Werderstraße vorgesehene Geld würde also nicht reichen. Wie es nun weiter geht, ist völlig offen.
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