An der Mahdentalstraße in Sindelfingen entsteht ein neuer Bürokomplex: der Goldbach-Campus. Das Projekt gilt als städtebauliche Aufwertung.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Böblingen - Nach Ansicht von Jan Görgemanns liegt das Gebiet in einem Dornröschenschlaf. So gesehen ist das Stuttgarter Bauunternehmen W2 Development dann der Prinz, der die Brache im Sindelfinger Osten (Kreis Böblingen) wachküsst – mit dem Goldbach-Campus. Ein Bürokomplex mit Tiefgarage soll neben dem Marriott-Hotel an der Mahdentalstraße entstehen, wo seit langem nur Unkraut wuchert und Autos abgestellt werden. „Wir haben eine Vision für das gesamte Areal erarbeitet“, sagt der Architekt. Zum Investitionsvolumen kann er sich derzeit zwar noch nicht äußern. Aber das Projekt ist groß: Knapp 1,8 Hektar umfasst das Grundstück, bebaut werden soll es in zwei Abschnitten. „Wir begrüßen diese städtebauliche Aufwertung am Stadteingang sehr“, sagt die Sindelfinger Baubürgermeisterin Corinna Clemens.

 

Anfang des Jahres hat der Projektentwickler die Fläche von einem englischen Investmentfonds erworben. Neben der Wiese gehören zwei Hallen dazu, die Daimler für die Fahrzeuginstandhaltung gemietet hat. „Das Gelände war relativ untergenutzt“, sagt Corinna Clemens, die Parkplätze haben ihr sogar „städtebaulich wehgetan“. Bereits im nächsten Jahr soll mit dem ersten Bauabschnitt begonnen werden – dabei geht es um eine Gesamtfläche von 18 500 Quadratmetern. Der Bauherr verspricht, keine 08/15-Büroarchitektur zu liefern, sondern ein Gebäude mit „Stadttor-Charakter“. Als „einen weiteren Impuls“ für das Gewerbegebiet beim Breuningerland bezeichnet Clemens das Projekt – neben Hochhaus von Bitzer, das gerade gebaut wird.

Mit bis zu sieben Stockwerken wird der Goldbach-Campus so hoch wie das Marriott-Hotel

W2 ist an die Mahdentalstraße gekommen, weil im Flugfeld alle Grundstücke besetzt sind. Dort hat das Unternehmen schon zwei Bürohäuser gebaut und vermietet. „Das gleiche Potenzial sehen wir auch in Sindelfingen“, sagt Jan Görgemanns. Mit bis zu sieben Stockwerken wird der Goldbach-Campus so hoch wie das Marriott-Hotel. Dafür wird nun der Bebauungsplan in einem beschleunigten Verfahren geändert. Rund 2000 Menschen sollen dort einmal ihre Schreibtische stehen haben. „Das neue Gebäude wird allen Anforderungen moderner, nachhaltiger und zukunftsorientierter Arbeitsplätze gerecht“, kündigt W2 an. Eine Tiefgarage mit 330 Plätzen gehört dazu. Die Fertigstellung ist für Ende 2020 geplant. Gespräche mit künftigen Nutzern laufen schon, Daimler hat Interesse an einem Einzug signalisiert.

Noch größer wird der zweite Bauabschnitt, der weitere 48 000 Quadratmeter an neuen Büros bringen soll. Da die beiden Hallen auf dem südlichen Teil des Grundstücks voraussichtlich weiter genutzt werden, wird er aber erst in fünf bis zehn Jahren umgesetzt. Die Nachfrage scheint ungebrochen: Abgesehen davon, dass es in Stuttgart und der Umgebung kaum noch Raum für Büroneubauten gibt, stellen moderne Arbeitsplätze auch einen wichtigen Wettbewerbsvorteil im Kampf um gute Mitarbeiter dar. „Wir haben Nutzer, die nach Mietvertragsabschluss in Einstellungsgesprächen mit den neuen Arbeitsplätzen werben“, sagt Jan Görgemanns.

Die Entwicklung des Sindelfinger Ostens ist nicht so leicht zu steuern

Für den Goldbach-Campus sind von Verwaltungsseite noch die Verkehrserschließung und die Zahl der Stellplätze zu klären. Außerdem wünschen sich die Stadträte vom Rathaus eigene Visionen für das gesamte Gebiet und nicht nur für das eine Grundstück. Laut Corinna Clemens soll ein Rahmenplan erarbeitet werden. Allerdings ist die Entwicklung des Sindelfinger Ostens nicht so leicht zu steuern, wie die Bebauung des Flugfelds, wo Sindelfingen und Böblingen alle Grundstücke in der Hand hatten. „Bei diesem Bestandsgebiet, das organisch gewachsen ist und vom Breuningerland dominert wird, tut man sich schwerer“, sagt die Baubürgermeisterin. Die Aussichten sind jedoch gut: Mit dem Ausbau der A 81 erhält der Stadtteil eine eigene Autobahnausfahrt. „Da ist einiges im Umbruch“, kündigt Corinna Clemens an.

Dynamisches Flugfeld

Vermietet:
Noch nicht fertig und schon vermietet: Auf dem Flugfeld baut W2 Development derzeit das Bürogebäude Airfield Office. Ende des Jahres sollen die fast 12 000 Quadratmeter bezugsfertig sein. „Wir haben spekulativ gebaut, weil wir an den Standort glauben“, sagt Jan Görgemanns. Die Investition zahlt sich aus: Das Gebäude ist laut dem Architekten praktisch vollständig „an einen großen namhaften Konzern“ und an eine weitere Firma vermietet. Nur eine kleine Fläche für Gastronomie ist noch frei.

Verkauft:
Knapp einen Monat nach dem Richtfest hat auch das Bauunternehmen Strabag sein Ziel erreicht: Das Bürogebäude Lift-Off wurde noch vor der Fertigstellung an die S-Immobilienvermögen Gesellschaft, ein Tochterunternehmen der Sparkasse Pforzheim Calw, verkauft. Anfang 2019 soll das 8400 Quadratmeter große Objekt bezogen werden. Das Flugfeld sei eines der prosperierenden Standorte in der Region Stuttgart, begründete der Käufer den Zuschlag – und die Immobilie eine nachhaltige Investition. Außerdem steht der erste Mietvertrag kurz vor der Unterzeichnung. Weitere vielversprechende Gespräche würden geführt, steht in der Mitteilung