Der Korntal-Münchinger Jugendgemeinderat stellt in einem Video seine Stadt vor – die jungen Leute aus den Partnerstädten tun das auch. Nun gibt es große Pläne.

Die Tour beginnt im Stadtteil Korntal, im Rathaus, wo der Bürgermeister Joachim Wolf (parteilos) seine Begeisterung äußert. Über das Filmprojekt des Jugendgemeinderats, der Grund, warum der Rathauschef von den Nachwuchspolitikern, die Kamera im Gepäck, Besuch erhält.

 

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Weiter geht es im Video ins Landschloss – das älteste Gebäude in der Stadt, wie der Zuschauer erfährt –, dann in die Stadthalle, in der auch Abifeiern sind, zur Haltestelle Gymnasium, von wo aus man in die Schule kommt – und schließlich steht das Filmteam in Münchingen. Dort startet die Tour im Freizeitbad, ehe zum Beispiel der Jugendtreff und die Jugendfeuerwehr folgen. Die letzte Station ist der Grüne Heiner. Das Wahrzeichen mit dem Windrad nennen die Jugendlichen „unseren kleinen Partyhügel“, auf dem sie, so sagen sie im Video, „hoffentlich“ auch mal zusammen feiern können.

„Von Jugendlichen für Jugendliche“

„Zusammen“, das ist ein wichtiges Wort. Der Jugendgemeinderat richtet es an die Jugendlichen aus den Partnerstädten Mirande (Frankreich) und Tubize (Belgien), aber auch Scandiano (die italienische Partnerstadt von Tubize). Denn die jungen Leute wollen sich vernetzen, sich austauschen, treffen, sich anfreunden, so, wie es die Erwachsenen seit Jahrzehnten tun und es mal war, als es sogar ein Jugendpartnerschaftskomitee gab. Seit 1964 bestehen die Städtepartnerschaften Korntal-Münchingens mit Mirande und Tubize. Der Film zum Europatag macht den Anfang für das Vorhaben. Die Idee zum Film entstand in der Pandemie, als sich die Städtepartner via Videos grüßten. „Das Video, in dem wir unsere Heimat vorstellen, ist von Jugendlichen für Jugendliche“, sagt Fee Hofmann, die Sprecherin des Jugendgemeinderats. Sie würden Orte zeigen, „an denen wir uns aufhalten und die uns wichtig sind“. Die 18-Jährige sagt, das Drehbuch hätten die Jugendlichen selbst geschrieben, nachdem sie Ideen gesammelt hatten und klar war, was sie wollen. Gedreht haben sie vergangenen Sommer.

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Filmdreh mit Profis an der Seite

Zur Seite stand den Jugendlichen die gesamte Zeit über Claus-Peter König, der Chef der Ludwigsburger Produktionsfirma König Media Produktion. Er hat auch die Videos der Jugendlichen aus den Partnerstädten überarbeitet – und am Ende alle Filme zu einem gemeinsamen Video zusammengeführt. In Korntal-Münchingen wurde das Werk erstmals im Mai bei der Europafeier mit dem Motto „Stories of Europe – Zeig mir Dein Europa“ präsentiert. Es gab viel Lob. „Schön, wie in Korntal-Münchingen der europäische Gedanke gelebt wird“, sagt Claus-Peter König. Der Bürgermeister findet: „Erst das gemeinsame Ganze zeigt die Vielfalt, den Wunsch nach Frieden, jugendlicher Unbeschwertheit und Zusammenhalt in Europa.“

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Freilich sind auch die Jugendlichen stolz auf ihren Film, zumal er professionell produziert ist. „Das war für uns aufregend“, sagt Fee Hofmann, deren Lieblingsplatz der Grüne Heiner ist. Jedoch müssten sie und ihre Freunde weit laufen. Umso glücklicher sind die Jugendlichen, dass sie mit ihrem Wunsch nach einem Jugendplatz mit Grillstelle und Tischtennisplatte Erfolg hatten. Die Bäume sind bereits gepflanzt auf dem Gelände, das, natürlich, auch im Video auftaucht.

Es soll Jugendprojekte geben

Der Jugendplatz ist ein Projekt von vielen Ideen, für die sich der Jugendgemeinderat einsetzt. Auch für die Geflüchteten aus der Ukraine engagiert er sich. Kürzlich lud er Kinder zur offenen Sporthalle ein, zu gemeinsamen sportlichen Aktivitäten, die Sprachbarrieren überwinden. „Wir sind uns einig, dass wir das wiederholen wollen“, sagt Fee Hofmann. Für die Sprachförderklasse haben sie die Kinderzeitung der Stuttgarter Zeitung organisiert. Dass Stadtverwaltung und Gemeinderat die Jugendlichen gut einbeziehen würden, erleichtere die Arbeit sehr, sagt Fee Hofmann. Trotzdem: Das Gremium wünsche sich, dass die Jugendlichen mehr in die Stadtplanung eingebunden werden.

Das grenzübergreifende Videoprojekt förderte die Baden-Württemberg-Stiftung im Programm Nouveaux horizons. 4800 Euro gab das Land, 1200 Euro die Stadt. „Es ist in unserem Interesse, dass sich die Jugendlichen für Europa interessieren“, sagt Eva Tilgner, im Rathaus zuständig für die Städtepartnerschaften und Organisation des Filmprojekts. Auch sie ist fest entschlossen, den Kontakt zwischen den Jugendlichen weiter zu fördern und sie zusammenzubringen. Bei der Europafeier mit Vertretern der Partnerstädte seien neue Anregungen entstanden. „Nun wollen wir auf der Welle weiterreiten und Jugendprojekte vorantreiben.“

Alle Videos: www.korntal-muenchingen.de