Kopfüber ins Vergnügen: Bei einem Wochenendtrip nach Basel kann man viel erleben. Foto: Basel Tourismus/Christian Meixner
Die Art Basel ist die wichtigste Kunstmesse der Welt und findet an einem perfekten Ort statt: Die Gastgeberstadt punktet mit Kunst, Kultur und Kulinarik. Gerade im Sommer ist Basel ideal für einen Städtetrip. Erfrischung gibt’s hier an jeder Ecke. Man kann nicht nur in vielen Brunnen baden, sondern sich auch im Rhein treiben lassen.
Hier kommen unsere Vorschläge für ein perfektes Wochenende im Dreiländereck.
12 Uhr – Anreise und Check-in
Ins grenznahe Basel kommt man bequem mit der Bahn, das 49-Euro-Ticket gilt auch in den Zügen der DB Regio von Weil am Rhein nach Basel Badischer Bahnhof.
Der Weg zum Quartier mit dem Trämli ist sogar kostenlos – dank Basel Card, die man bei jeder Hotelbuchung gratis bekommt. Mit der Städtekarte nutzt man die öffentlichen Verkehrsmittel und erhält Vergünstigungen in den zahlreichen Museen.
Im Vordergrund Großbasel mit dem Münster, Kleinbasel liegt auf der anderen Rheinseite. Foto: Basel Tourismus/Julien Mayer
„Kleinbasel ist sunny, und Großbasel hat Money“, sagt Guide Urs Näf, ein pensionierter Geschichts- und Deutschlehrer. Übersetzt bedeutet der Merkspruch: Auf der reichen, linken Rheinseite wurde die Stadt gegründet. Hier befindet sich die Altstadt. Die sonnige, rechte Rheinseite ist das hippe Gegenstück dazu – quasi der Prenzlauer Berg von Basel. Auf beiden Seiten des Rheins gibt es hübsche Hotels.
Urs Näf war früher Lehrer und arbeitet heute als Guide in seiner Heimatstadt. Foto: Susanne Hamann
Am schönsten logiert man mit Blick aufs Wasser, zum Beispiel im Hotel Les Trois Rois in der Altstadt. Wem das erste Haus am Platz zu teuer ist (665 Franken pro Nacht ohne Frühstück), findet im schicken Boutiquehotel Krafft in Kleinbasel eine Alternative (245 Franken inkl. Frühstück). Relativ preiswert und zentral wohnt man im Schweizerhof am Bahnhof (180 Franken inkl. Frühstück).
14 Uhr – Stärkung in der Buvette Flora
Lee Ettlin und Lara Panasci sind stolz auf die komplett nachhaltige Buvette Flora. /Susanne Hamann
Der Begriff Buvette kommt vom französischen Wort „boire“ für „trinken“. Buvetten sind kleinen Buden, die am Rheinufer zur Rast unter freiem Himmel einladen. Die Buvette Flora am Oberen Rheinweg ist ein ganz besonderes Exemplar. Sie wurde komplett aus recycelten Bauteilen hergestellt, der Strom kommt von Solarpanelen auf dem Dach, und gekocht wird mit lokalen Produkten, die vor der Entsorgung gerettet wurden. Etwas Brot, Käse und eine Sanddornschorle stärken für den Tag.
15 Uhr – Schifffahrt auf dem Rhein
Rheinschiffer Richard Hagspiel kennt den Fluss wie seine Westentasche. Foto: Susanne Hamann
Der Fluss prägt das Stadtbild. Daher verschafft man sich am besten einen ersten Überblick vom Wasser aus. Kapitän Richard Hagspiel kennt den Rhein wie seine Westentasche: „Ich bin in Rotterdam geboren, meine Mutter stammt aus den Niederlanden und mein Vater aus Österreich. Als ich sechs Jahre alt war, zogen wir in die Schweiz“, erzählt der 58-Jährige. Hagspiel hat eine Lehre als Schiffsjunge auf dem Rhein absolviert, steuerte Binnenschiffe und große Passagierdampfer. Heute hat er ein eigenes kleines Schiff, das putzige und komplett aus Holz gebaute „Rhyschiffli“. Von der Mittleren Rheinbrücke aus geht es flussabwärts, am Dreiländereck vorbei bis in den Baseler Hafen und wieder retour. „Die Mittlere Brücke war früher der einzige Weg über den Rhein. Daher hat man Fähren eingerichtet. Vier Linien gibt es bis heute“, sagt Stadtführer Urs Näf.
17 Uhr – Stadtführung zu den klassischen Sehenswürdigkeiten
Zu Fuß geht es weiter in die Altstadt. Stadtführerin Sandra Locher Dickinson (50) zeigt die klassischen Sehenswürdigkeiten wie zum Beispiel das weithin sichtbar aus dem Häusermeer herausragende Münster. Das Wahrzeichen wurde aus rotem Sandstein aus dem nahe gelegenen Schwarzwald gebaut und ist eine Mischung aus Romanik und Gotik. Warum das so ist? „Der Bau wurde beim großen Erdbeben von 1356 zerstört und danach erst fertig gebaut.“ Von der benachbarten Pfalz bietet sich eine wunderbare Aussicht auf die gegenüberliegende Rheinseite mit der Messe, wo die berühmte „Art Basel“ stattfindet, und auf die Türme der Pharmafirma Roche, die von den Baseler Architekturstars Herzog & De Meuron entworfen wurden.
Immer in Bewegung: der Tinguley-Brunnen. Foto: Basel Tourismus/Susanne Maier
Ein paar Schritte weiter hat sich ein anderer berühmter Sohn der Stadt verewigt: An der Stelle des ehemaligen Stadttheaters baute der Schweizer Künstler Jean Tinguley einen Brunnen. Wie immer beim „Zauberer mit dem Schweißgerät“ bewegen sich seine Installationen.
Im Zschokke-Brunnen neben dem Kunstmuseum darf man baden – es gibt sogar einen Rettungsring. Foto: Susanne Hamann
Leider darf man sich in den Wasserspielen nicht abkühlen. Doch kein Problem: Der nächste Brunnen ist nicht weit. Über 200 gibt es in der Stadt. „Viele dürfen zum Baden genutzt werden“, sagt Sandra Locher.
19 Uhr – Abendessen im Roots
Der Koch Pascal Steffen ist mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet. Foto: Roots
Basel hat kulinarisch viel zu bieten – vom Drei-Sterne-Restaurant bis zur Frittenbude. Zehn Michelin-Sterne verteilt auf fünf Lokalitäten leuchten über Basel-Stadt. Zwei davon gehen auf das Konto des Roots. Das Restaurant liegt im Stadtteil St. Johann direkt am Rhein. Von außen eher ein unscheinbares, kantiges Betongebäude, innen moderner Schick, dazu eine große Terrasse. Pascal Steffen (37) stellt Gemüse in den Mittelpunkt. „Eine vegane Soße macht viel mehr Arbeit als eine Kalbsjus“, sagt der Sternekoch. Fleisch und Fisch gibt es bei ihm als ausgewähltes Beiwerk, sehr dosiert.
Eine Jakobsmuschel mit Spitzkohl und geriebenem Apfel. Eine Scheibe Ribelmaispoularde zu Krautstiel und Mandeln. Auch als Fleischfan vermisst man nichts. Nach fünf Stunden im kulinarischen Himmel ist das letzte Trämli weg. Zum Glück gibt es in Basel auch Uber.
Beim Stichwort Schiesser denken Menschen in Basel nicht nur an Unterwäsche, sondern an überirdische Köstlichkeiten. Die 1870 gegründete und in fünfter Generation bewirtschaftete Confiserie und Schokoladenmanufaktur rühmt sich, das älteste Kaffeehaus der Schweiz zu sein. Schiesser liegt nicht zu verfehlen am Basler Marktplatz, direkt gegenüber dem prächtigen Rathaus, dessen älteste Teile aus dem 16. Jahrhundert stammen.
Die Confiserie Schiesser liegt direkt gegenüber dem Rathaus. Foto: Susanne Hamann
Wer es eher hip mag, geht zur ersten Mahlzeit des Tages zu Bread Love. Hier gibt es ein wunderbares Sauerteigbrot, das sich auch gut als Mitbringsel für die Lieben daheim eignet. Zum Beispiel Baseler Bürli, schick eingeschlagen in pinkfarbenes Seidenpapier. Hinter Bread Love steckt der Basler Filmregisseur Christian Aeby, der richtig gutes Gebäck aus dem Holzofen vermisste und daher eine eigene Bäckerei gründete.
10 Uhr – Bummel durch St. Alban
Die alte Papiermühle beherbergt jetzt ein Museum. Foto: Basel Tourismus/Teddy Verneuil
Das Quartier St. Alban liegt auf Großbaseler Seite zwischen Mühlenbach und Rhein, eine romantische und ruhige Gegend mit vielen schicken Villen. Früher wurde hier Papier hergestellt, die mittelalterliche Mühle beherbergt inzwischen ein Museum für die Geschichte des Papiers, der Schrift und des Schreibens.
12 Uhr – Mittagessen in der Taverne Johann
Christoph Hartmann kocht in der Taverne Johann nach dem Prinzip „From nose to tail“. Foto: Susanne Hamann
Manchmal halten dreckverspritzte Land Rover vor der Taverne Johann, und grün gewandete Menschen tragen ein erlegtes Reh oder ein Wildschwein quer durch den Gastraum in den Keller. In der Quartierbeiz im Stadtviertel St. Johann kocht Christoph Hartmann (35) ganz transparent und nach dem „From nose to tail“-Prinzip. Wenn er ein Tier verwendet, dann komplett. Und er zerlegt es auch selbst: „Das ist viel Aufwand, aber ich mache das aus Überzeugung.“ Wer nicht nur mit dem Filet arbeitet, braucht viel Fantasie. Auf der Karte bittet Hartmann auf Schwyzerdütsch um Verständnis, wenn mal was ausgeht: „Es git, was es git, und es het, solangs het.“ Die Gäste lieben’s.
15 Uhr - Kunstmuseum
Um das Bild „Zwei Brüder“ von Picasso rankt sich eine besondere Geschichte. Anne-Christine Loschnigg kennt sie. Foto: Susanne Hamann
Kunstliebhaber haben in Basel die Qual der Wahl – auf 37 Quadratkilometern gibt es 40 Museen. Herausragend ist das Kunstmuseum Basel, die älteste öffentlich zugängliche und die größte Sammlung der Schweiz. Begründet wurde das Haus von der Familie Amerbach, reichen Druckern und Juristen, die mit dem Maler Hans Holbein dem Jüngeren bekannt waren. Die Porträts, die Holbein von den Familienmitgliedern anfertigte, bilden den Sammlungsgrundstock. „Es kommen immer wieder Schenkungen dazu“, sagt Anne-Christine Loschnigg, eine Kunsthistorikerin, die als Kunstvermittlerin im Museum arbeitet.
Eine besondere Geschichte dreht sich um das Bild „Zwei Brüder“ von Picasso. Der Stifter des Bildes bekam 1976 Geldprobleme und sah sich gezwungen, diese und eine weitere Leihgabe zu verkaufen. Die Baseler sammelten daraufhin in einer groß angelegten Aktion Spenden. Der Staat und Privatleute zahlten 8,4 Millionen Franken, um die Bilder zu halten. „Picasso hat das in der Zeitung gelesen und war beeindruckt. Er hat dem Museum daraufhin eine bedeutende Zeichnung geschenkt und noch zwei Bilder“, sagt Anne-Christine Loschnigg. „Ist das nicht märchenhaft?“
17 Uhr – Rheinschwimmen
Rheinschwimmen Foto: Basel Tourismus/Jean Jacques Schaffner
Die Baseler lassen sich gerne mal treiben – und zwar den Rhein hinunter. Weil Einstieg und Ausstieg des Badeausflugs womöglich kilometerweit auseinanderliegen, nehmen sie ihren Kram mit. Dazu benutzt man wasserfeste Schwimmtaschen namens Wickelfisch – eine Baseler Erfindung und vor Ort ausleihbar oder zu erwerben (für 37,90 Franken in Größe L). In die bunten Beutel kommen Handtuch, Kleidung, Smartphone und so weiter, dann wird der Rand siebenmal umgeschlagen und festgesteckt, sodass er garantiert dicht hält.
Man hängt sich das Ding an einem Gurt um den Bauch und ab geht’s in den Rhein. Wer das Vergnügen möglichst lange auskosten möchte, steigt am Museum Tinguely ein. Von dort kann man bis zu drei Kilometer flussabwärts dümpeln, in einem mit Bojen abgesperrten Bereich entlang des Ufers von Kleinbasel. Der aufgeplusterte Beutel wirkt wie eine Schwimmhilfe. Wo genau man ungefährlich schwimmen kann, zeigt die Karte der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG).
18 Uhr – Spaziergang durch Kleinbasel
Läckerli – mit ä, nicht mit e geschrieben – sind in Basel nicht für Hunde gedacht. Es handelt sich um ein lebkuchenartiges Gebäck, dass es hier das ganze Jahr über gibt. Nicht nur zu Weihnachten. Zum Beispiel bei Läckerli Huus im Café Spitz in Kleinbasel. Wenn man schon mal auf der anderen Rheinseite ist, kann man auch gleich die Gegend erkunden: kleine Läden, Concept Stores, schnuckelige Gassen.
20 Uhr – Abendessen bei Matt & Elly
Jarin Huber und Denise Furter servieren im Matt & Elly selbst gemachtes Bier. Foto: Matt & Elly/Guillermo Lüscher
Vor zehn Jahren war die Gegend nahe dem Badischen Bahnhof völlig verlassen – nichts als Bahngleise und Wiesen. Nun ist in Erlenmatt ein neues Quartier entstanden. Und mittendrin: die Lokalbrauerei Matt & Elly. Denise Furter (37) und Jarin Huber (39) haben ihr Restaurant durch Crowdfunding finanziert. 50 Leute haben Anteile gekauft, damit das Projekt gestartet werden konnte. Jetzt gibt es in urbanem Ambiente selbst gebrautes Bier und international angehauchte Küche.
23 Uhr – Absacker in der Amber Bar
Ganz oben auf dem südlichen Turm der Kaserne Basel hat im Sommer 2022 die Amber Bar eröffnet und sich sofort zum einem Hotspot entwickelt. Im hippen 70er-Jahre-Retro-Stil gibt es Drinks auf einer fabelhaften Dachterrasse mit Rundumblick.
Allgemeine Informationen zu Basel gibt es bei Basel Tourismus, www.basel.com, über weitere Urlaubsorte in der Schweiz kann man sich bei Schweiz Tourismus informieren, www.myswitzerland.com