In Zukunft soll sich das Friedrichsbau-Varieté selbst tragen. Vorher jedoch unterstützt die Stadt den Betrieb und den Schuldendienst des Theaters kräftig und verlangt bis 2019 noch keine Miete. So setzt Stuttgart die lange Tradition der hohen Subventionierung des Hauses fort.

Stuttgart - Das Friedrichsbau-Varieté erhält in den nächsten zwei Jahren einen Zuschuss von je 100 000 Euro, auch um marktübliche Löhne und Gagen bezahlen zu können. Die Geschäftsführung hatte beim Kulturamt 120 000 Euro beantragt. Der am Montag in zweiter Haushaltslesung gefasste Beschluss geht auf Forderungen von CDU und Grünen zurück, die Vorschläge reichten von 80 000 Euro (Freie Wähler) bis 120 000 Euro (SPD und SÖS/Linke-plus). Außerdem wird die auf fünf Jahre ausgerichtete Rückzahlung eines städtischen Darlehens in Höhe von 475 000 Euro nicht schon dieses Jahr fällig, sondern erst 2020. In der ersten Lesung war den Stadträten klar geworden, dass allein 87 700 Euro des beantragten Zuschusses für die Bedienung dieses Kredits hätten verwendet werden müssen. Deshalb wurde das Kapitaldienstproblem in die Zukunft verschoben. Und auch die Frage, ob das Grundstück über 2019 hinaus unentgeltlich überlassen wird, soll später entschieden werden.

 

Die Stadt beziffert den Zinsverzicht (seit 2015) auf 14 250 Euro pro Jahr. Ein weiterer geldwerter Vorteil für das Varieté resultiert aus der kostenlosen Überlassung des Grundstücks in Höhe von jährlich 62 400 Euro, sodass 2018/2019 die gesamte Unterstützung einen Wert von 353 300 Euro hat. Die Fraktionen begründen die Zusage mit der langen Tradition, dem Bemühen des Varietés um Nachwuchsförderung, Inklusion und Integration. Sie sehen das Theater nach einer Durststrecke auf einem guten Weg zur „schwarzen Null“.

2014 hätte das Varieté ohne städtische Hilfe dicht machen müssen

Das Friedrichsbau-Varieté konnte nach StZ-Informationen seit dem Einzug in die Rotunde der L-Bank 1994 auf Sponsoringleistungen von rund einer dreiviertel Million Euro zurückgreifen. Es beinhaltete die mietfreie Überlassung der Spielstätte sowie einen Zuschuss von rund 350 000 bis 400 000 Euro. Was fehlte, waren nennenswerte Einnahmen aus dem gastronomischen Betrieb. Das ist jetzt anders.

2014 hatte Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU) noch betont, es sei nicht Ziel von Rat und Verwaltung, in eine laufende Förderung einzusteigen. Auch die Fraktionen legten Wert darauf, „dass dieser Vorgang nicht als Präzedenzfall angesehen werden“ dürfe. Die Freien Wähler sagten, das Varieté müsse künftig ohne städtische Förderung auskommen. Föll betonte, das Konzept ziele in der Tat darauf ab, dass sich das Varieté in Zukunft selbst trage.

Das Theater hätte 2014 ohne städtische Hilfe dicht machen müssen. 2014 wurde deshalb ein einmaliger Investitionszuschuss für ein Interimsgebäude auf dem Pragsattel von 450 000 Euro gewährt, und es wurden die Erschließungskosten übernommen. Für ein Bankdarlehen von einer Million Euro übernahm die Stadt eine Ausfallbürgschaft. Auf 5000 Euro Gebühr wurde ebenfalls verzichtet. Zehn Monate später wurde ein Sonderzuschuss zu den Betriebskosten von 145 000 Euro bewilligt „zum Ausgleich der besonderen Belastungen im Umzugsjahr 2014“. Die Verwaltung hatte „behördlichen Schwergang“ eingeräumt, der zu einer verspäteten Premiere führte. Weil der Holzbau teurer wurde, gewährte die Stadt das Darlehen von 475 000 Euro, das mit einer Laufzeit von fünf Jahren ausgestattet wurde und eigentlich nur bis Ende 2016 zins- und tilgungsfrei gestellt worden war.

Diese Zahlen lagen den Stadträten bei ihrer Entscheidung vor. Weiter unbekannt ist ihnen indes, ob und in welcher Höhe Belastungen aus den ersten Jahren bestehen und wie der durch den Pächterwechsel kurzfristig zu erbringende Ankauf der Küche in Höhe von 200 000 Euro finanziert worden ist.