In der Gschnaidtstraße im Stadtteil Korntal von Korntal-Münchingen sind städtische Gebäude baufällig. Die steigenden Kosten lösen beim Gemeinderat Unmut aus.

Korntal-Münchingen - Die Sanierung des städtischen Gebäudes in der Gschnaidtstraße 11 im Stadtteil Korntal bleibt umstritten. Wie schon Mitte März, als der Gemeinderat den Baubeschluss fasste, stehen auch rund vier Monate später die Kosten für das Mehrfamilienhaus von 1972 im Zentrum der Kritik. Zähneknirschend – bei vier Gegenstimmen und vier Enthaltungen – gab das Gremium den Mehrausgaben von 22.000 Euro grünes Licht. Das entspricht einer Steigerung um 3,4 Prozent. Knapp 600.000 Euro kostet Korntal-Münchingen die Sanierung damit nach jetzigem Stand, bei einer Förderung von etwa 64.000 Euro. Im August soll die Sanierung beginnen.

 

Betriebe sind „extrem ausgelastet“

Die Räte stören sich vor allem an den gestiegenen Preisen. „Die Vorlage macht uns Kummer“, sagte etwa Walter Weidner von der CDU. Ihm seien die Unterschiede zwischen der Kostenschätzung und der Kostenberechnung ein Rätsel. Der Architekt und Energieberater Heiko Englert vom Stuttgarter Büro Knopp Architekten erklärte die Unterschiede damit, dass sich die Schätzung an Bauteilen wie Dach und Wand orientiere, die Aufstellung dagegen an den handwerklichen und bautechnischen Arbeiten. Die Bauchefin der Stadt wies auf die angespannte Lage auf dem Markt hin. „Die Unternehmen sind extrem ausgelastet. Es war ein Kraftakt, überhaupt einen Betrieb zu finden, der die Zimmer- und Dachdeckerarbeiten übernimmt“, sagte Sonja Widmann. Erst bei der zweiten Ausschreibung hätten zwei Unternehmen Angebote eingereicht. Zudem habe man Leistungen umgeschichtet. Widmann betonte auch, dass es keine Option sei, die Arbeiten zu verschieben oder reduzieren, zumal die Baukosten jedes Jahr um drei bis fünf Prozent steigen und die Gebäude immer älter werden. „Wir sind durch die Ausschreibung an Verträge gebunden“, sagte die Bauchefin, die Unternehmen könnten die Planungskosten verlangen. Und Zeit für Umplanungen habe man nicht. Guntram Schrempp sah das ähnlich. „Günstiger wird es nicht“, sagte der Sozialdemokrat.

Dennoch setzte sich Anne-Hilde Föhl-Müller für eine andere Art der Dachsanierung ein. Damit könne man Kosten senken. „Um das Dach zu dämmen, muss man es nicht abnehmen und wieder draufsetzen“, sagte die Freie Wählerin. Da die Sanierung in den Herbst gehe, könne es reinregnen. Heiko Englert widersprach. „Unsere Lösung ist technisch besser“, sagte der Energieberater. Preislich mache es keinen Unterschied, wie man das Dach dämmt.

Bewohnern drohen höhere Mieten

Die Grünen äußerten erneut ihre Sorgen zu den Folgen für die Mieter. „Die Kosten gehen zulasten der Bewohner“, befürchtete Harald Wagner. Das stehe im Widerspruch zum bezahlbaren Wohnraum. Dem Bürgermeister schwebt deshalb eine Staffelmiete vor. „So können wir die höheren Mieten abfedern. Trotzdem wollen wir an der Sanierung festhalten und das beschlossene Paket nicht wieder aufschnüren“, sagte Joachim Wolf (parteilos). Die Debatte ärgerte ihn sichtlich.

Für die Bewohner der oberen Etage sind inzwischen Ersatzunterkünfte in anderen Objekten der Stadt gefunden. Sie müssen während der Dacharbeiten für rund drei Monate ausziehen. Dafür veranschlagt Korntal-Münchingen fast 50.000 Euro.

Die Stadt will jedes Jahr ein bis zwei ihrer Gebäude sanieren. Hintergrund ist das Sanierungskonzept gegen einen Gebäudeverfall, ausgelöst durch einen Antrag der SPD zum Haushalt 2013. Das Büro Knopp Architekten beleuchtet in seinem Anfang 2016 vorgelegten Gutachten den Zustand der Gebäude, den Sanierungsbedarf und gibt Handlungsempfehlungen. Im Betrachtungszeitraum bis 2050 ermittelte das Büro Sanierungskosten für die Gebäude von rund 5,5 Millionen Euro und Investitionen in die Instandhaltung der Wohnungen von circa 1,5 Millionen Euro.