Lokales: Mathias Bury (ury)

Aufs engste verquickt mit dem Problem der galoppierenden Baukosten ist das wachsende Betriebskostendefizit des Klinikums. Aus dem Minus von 17 Millionen Euro im vergangenen Jahr könnten sogar 24 Millionen Euro im laufenden Jahr werden. Und in einer mittelfristigen Prognose ist gar von einem Anstieg des jährlichen Defizits auf 40 bis 50 Millionen Euro die Rede. Dies würde vor allem dann eintreten, wenn das Klinikum seine bisher mit der Stadt vereinbarten finanziellen Belastungen durch die Neubauten tragen müsste. Diese wollte man durch die sogenannte „Effizienzrendite“ decken, also mit Mehreinnahmen, die sich durch die verbesserten Verhältnisse in den Krankenhäusern und durch eine Steigerung der Fallzahlen einstellen sollten. Doch bereits seit 2013 zeichnet sich ab, dass die in die gesamte Finanzplanung eingerechnete Fallzahlensteigerung so nicht mehr eintreten wird. Diese liegt inzwischen offenbar unter einem Prozent, bei zunehmenden Kosten auf der anderen Seite. So sich also nichts ändert, steht die Stadt vor der Alternative: entweder das drastisch wachsende Defizit des Klinikums zu tragen oder dessen Finanzierungskosten an den Neubauten.

 

Deshalb wird neben der Prüfung der Bauplanung mit Nachdruck daran gearbeitet, das Minus zu senken. „Das Ergebnis muss besser werden“, sagt Bürgermeister Werner Wölfle entschieden. Wie mehrfach berichtet, gibt es schon eine ganze Reihe von Vorschlägen, wie diese geschehen könnte. Angesichts eines Personalkostenanteils von etwa 70 Prozent erwägt die Geschäftsführung zum Beispiel, Reinigungskräfte am Standort Bad Cannstatt in einer Art Servicegesellschaft mit schlechteren Konditionen zusammenzufassen. Dagegen haben vorige Woche rund 60 Mitarbeiterinnen vor Beginn der Sitzung des Krankenhausausschusses protestiert.

Krankenhausbürgermeister Werner Wölfle erwartet wegen der schwierigen Lage von allen, sich dieser mit der gebotenen Ernsthaftigkeit zu stellen. „Es muss ein Ruck durch das Klinikum gehen“, sagt Wölfle. Er verlange „Vorschläge ohne Tabus“. Es könne nicht sein, dass er nicht einmal die Idee öffentlich äußern könne, ob es nicht sinnvoll wäre, mit anderen Krankenhäusern in der Stadt eine Zentralsterilisation einzurichten. Und zur Lage des Olgäle, das einen erheblichen Teil des Defizits verursacht, sagte der Bürgermeister, es sei an der Zeit, „auch schmerzliche Maßnahmen in Angriff zu nehmen“. Schon vor Jahren habe es dazu ein Gutachten gegeben, „nur ist davon Vieles nicht umgesetzt worden“.