Das Olgäle wird nochmal teurer und auch bei den geplanten Klinikbauten wird mit weiteren hohen Zusatzkosten gerechnet. Auch stellt sich die Frage, ob das Klinikum seine eingerechneten Eigenanteile überhaupt wird tragen können. Deshalb hat die Verwaltung jetzt die Notbremse gezogen.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Das Katharinenhospital an der Kriegsbergstraße ist seit Jahren eine Dauerbaustelle. Zuerst hat man hinter dem KH die neue Frauenklinik und das Kinderkrankenhaus Olgäle hochgezogen. Gegenwärtig wird ein Modulbau fertiggestellt, der auf der im Untergrund ebenfalls neu gebauten Strahlentherapie sitzt und schon bald für einige Jahre klinische Abteilungen aus dem Bürgerhospital aufnehmen wird. Als Abschluss der Neuordnung des städtischen Klinkums, zu der noch eine ganze Reihe anderer neuer Gebäude gehören, sollen an der Kriegsbergstraße in wenigen Jahren zwei weitere Klinikneubauten entstehen, unter anderem als Ersatz für den erst Anfang der 90er in Betrieb gegangene Katharinenhof.

 

Ob die weitere Planung, die bis 2022 abgeschlossen sein sollte, tatsächlich so verwirklich wird, ist inzwischen nicht mehr sicher. Die im Laufe der Jahre schon stark gestiegenen Kosten für das 2005 konzipierte Großprojekt drohen aus dem Ruder zu laufen. Nicht nur, dass für das Doppelprojekt Frauenklinik und Olgäle zu den veranschlagten 347 Millionen Euro, von denen 15 Millionen Euro ohnehin noch nicht finanziert sind, voraussichtlich weitere Mehrkosten von 50 bis 80 Millionen Euro kommen werden. Auch die direkt an der Kriegsbergstraße geplanten Neubauten würden nach den jüngsten Berechnungen nicht 344, sondern fast 400 Millionen Euro teuer werden. Damit würden die Gesamtkosten für die Neuordnung von den 2012 veranschlagten 941 Millionen Euro – 2010 ging man noch von 818 Millionen aus – auf weit mehr als eine Milliarde Euro ansteigen.

Und die Frage ist, ob das Klinikum, das bekanntlich mit einem wachsenden Defizit bei den laufenden Kosten kämpft, seine in die Finanzierung eingerechneten Eigenanteile wegen ausbleibender Mehreinnahmen überhaupt tragen könnte. Andernfalls würde der zusätzliche Finanzierungsaufwand der Stadt, zu den 132 Millionen Euro alleine für das neue Olgäle, um bis zu 300 Millionen Euro zusätzlich steigen.

Die Verwaltungsspitze hat deshalb die Notbremse gezogen. „So kann man jedenfalls nicht weitermachen“, erklärte Krankenhausbürgermeister Werner Wölfle (Grüne) zum Stand der Dinge. Bevor der Rat weitere Beschlüsse fasst, wird das Beratungsunternehmen Ernst und Young die vorliegende Bauplanung mit den entsprechenden Kostenschätzung genau unter die Lupe nehmen und auch etwaige Alternativen durchrechnen. Dazu gehört auch die Frage, ob es sinnvoll wäre, bestehende Gebäude, also etwa den Katharinenhof, doch zu erhalten. Dabei werde aber auch berücksichtigt, so Wölfle, dass man in diesem Fall den Katharinenhof etwa aus Gründen des Brandschutzes werde erneuern müssen, man aber nur für einen Neubau vom Land eine Förderung von zirka der Hälfte der Baukosten bekommt, und dass man zuletzt dennoch einen weniger attraktiven und weniger funktionalen Bau haben werde.