Vergewaltigung, Körperverletzung und Bedrohung: Es sind schwere Vorwürfe, denen sich ein 34-Jähriger vor dem Landgericht Stuttgart stellen muss. Unter anderem soll er im Stuttgarter Hauptbahnhof auf seine Ex-Partnerin mit einem Schraubendreher eingestochen haben.

Regio Desk: Oliver im Masche (che)

Stuttgart/Berlin - Ein halbes Jahr nach dem Aus der Beziehung ist eine 32 Jahre alte Frau vorigen Winter im Hauptbahnhof Stuttgart um ein Haar von ihrem Ex-Partner umgebracht worden. Der zwei Jahre ältere Mann stach auf die Frau, die aus Furcht vor ihm mit den beiden Kindern in ein Frauenhaus geflüchtet war, offenbar blind vor Eifersucht mehrfach mit einem Schraubendreher ein und verletzte sie schwer am Kopf. Nur wenige Tage zuvor soll der 34-Jährige die Frau zudem mit vorgehaltenem Messer vergewaltigt haben.

 

Anordungen der Richter sollten das Opfer schützen

Der Mann muss sich seit Montag am Landgericht wegen einer Vielzahl von Straftaten verantworten: Aus niedrigen Beweggründen und heimtückisch habe der 34-Jährige am 2. Januar 2015 versucht, seine Ex-Partnerin im Bahnhof zu ermorden, so der Staatsanwalt. Hinzu kommen der Vorwurf der gefährlichen Körperverletzung, der besonders schweren Vergewaltigung und der Bedrohung. Zudem verstieß der Mann gegen das Gewaltschutzgesetz.

Denn am Ende der etwa siebenjährigen Beziehung hatte die Frau den Mann im Mai 2014 nach mehreren Übergriffen in der gemeinsamen Wohnung in Berlin vor die Tür gesetzt. Damit wollte sich der 34-Jährige nicht abfinden und bedrängte die Frau weiter. Daraufhin ordneten Richter in der Hauptstadt an, dass der Mann jeglichen Versuch zu unterlassen habe, mit der Frau in Kontakt zu treten. Zudem musste er einen Mindestabstand von 50 Metern zu ihr einhalten. Zunächst schien es auch so, dass der 34-Jährige Ruhe geben würde. Ein halbes Jahr herrschte Ruhe. Schließlich soll der Mann seine Ex-Partnerin aber in deren Wohnung vergewaltigt und sie dabei mit einem Küchenmesser bedroht haben. Zudem habe er die Handys der Frau zerstört, auf der er Kontakte ihrer Liebhaber vermutete. „Ich stech dich ab“, hat der Mann laut Staatsanwalt mehrfach gedroht.

Schraubenzieher in den Unterkiefer gerammt

Vier Tage später soll der 34-Jährige in Stuttgart mit einem Schraubendreher über die Frau hergefallen sein. Die 32-Jährige erlitt dabei mehrere Stichverletzungen, ein Stich führte durch das Kinn in den Gaumen des Opfers. Offenbar hatte der Mann erfahren, dass die Frau mit ihren beiden kleinen Kindern in ein Frauenhaus in der Region Stuttgart geflüchtet war. Erst nach dieser Attacke hatte die Frau die Kraft gefunden, die Vergewaltigung anzuzeigen.

Der Angeklagte sagte am ersten Prozesstag, dass er sich an die Attacke im Bahnhof nicht erinnern könne. Er habe zuvor fünf Flaschen Bier getrunken. Den Vergewaltigungsvorwurf stritt er ab. Der Sex sei einvernehmlich gewesen. „Im Grunde will mich die Frau nicht verlieren, weil sie festgestellt hat, dass sie einen guten, fürsorglichen Mann hat“, so der Angeklagte.

Der Prozess wird fortgesetzt, ein psychiatrischer Sachverständiger wird gehört.