Bürgermeister Michael Föll leitet symbolisch das Bauvorhaben an der Poppenweilerstraße ein.

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Stuttgart-Stammheim - Mit 350 Bar nimmt die Abrisszange den zentnerschweren Betonbalkon in ihre Fänge. Der Metallarm beugt sich. Es knarzt, knackt und knirscht, dann kracht das Vordach auf den Boden. Die Festgäste applaudieren. Der Mann am Steuerknüppel steigt zufrieden aus dem Abrissbagger: Es ist Bürgermeister Michael Föll: „Schönes Spielzeug!“ Danach nehmen Bezirksvorsteherin Susanne Korge und Bauherr Matthias Geiger nacheinander auf dem Baggersitz Platz und machen sich ebenso erfolgreich an dem alten Gemäuer zu schaffen. Mehr als an der Fassade zu knabbern, ist allerdings nicht möglich. Zu gefährlich. Strom und Wasser sind noch nicht abgestellt. Aber bis Mittwoch, da sind sich die Arbeiter, die den gelben Caterpillar hauptberuflich bedienen, sicher, wird kein Stein mehr auf dem anderen stehen.

 

Die Einlage am Freitagmittag hatte symbolischen Charakter und war der Auftakt für ein Bauvorhaben, bei dem 43 neue Wohnungen entstehen sollen. Das Konzept des Zuffenhäuser Immobilienunternehmens Geiger und Partner sieht vor, dass auf dem 4170 Quadratmeter großen Grundstück sechs Mehrfamilienhäuser gebaut werden. Acht Eigentumswohnungen werden im Förderprogramm „Preiswertes Wohneigentum“ erstellt, 13 Wohnungen als geförderte Mietwohnungen und 22 als freie Eigentumswohnungen mit einer gemeinsamen Tiefgarage. Die Wohnungen sind größtenteils barrierefrei, teils mit Aufzug versehen und können auf Wunsch auch behindertengerecht ausgestattet werden.

Besonders an dem Vorhaben ist die Vermarktung. Bewohner des Stadtbezirks Stammheim-Süd erhalten für einen Zeitraum von sechs Monaten ab Verkaufstart das Erstzugriffsrecht, wenn sie eine Wohnung kaufen wollen. „Wir haben das geprüft, das Verfahren ist zulässig“, sagt Thomas Zügel, Leiter des Amtes für Liegenschaften und Wohnen.

Im Sommer 2014 sollen die Wohnungen bezugsfertig sein

Das Bauvorhaben als solches wurde von einer deutlichen Mehrheit der Bezirksbeiräte befürwortet. Die Sache mit dem Erstzugriffsrecht hatte im Gremium jedoch für Unmut gesorgt. Als das Bauvorhaben vor einem Jahr vorgestellt wurde, hatten die Stammheimer Politiker gefordert, dass nicht nur Bewohner von Stammheim-Süd bevorzugt werden sollten, sondern sich das Zugriffsrecht auf Interessenten aus ganz Stammheim beziehen solle. Auch sollte die Dauer des Angebots von sechs auf drei Monate verkürzt werden. Diesen Forderungen waren Gemeinderat und Verwaltung jedoch nicht gefolgt.

Den Antrag für diese Sonderregelung hatten die Stadträtinnen Judith Vowinkel (SPD) und Silvia Fischer (Grüne) gestellt. Hinter der Idee steckt der Versuch, dass ältere Paare, die noch in großen Wohnungen in Stammheim-Süd leben, ihre Häuser an junge Familien verkaufen und stattdessen in die barrierefreien Wohnungen an der Poppenweiler Straße ziehen. „Es wäre schade, wenn die Siedlung Stammheim -Süd überaltert, wo sie doch für Familien mit Kindern ausgelegt ist“, sagt Judith Vowinkel. Sie machte aber auch klar, dass sie keinen Einfluss darauf habe, wie viele dies tatsächlich tun wollten.

Bauherr Matthias Geiger wird es bald wissen. „Wir wollen in den kommenden zwei Wochen in den Verkauf gehen.“ Geiger ist überzeugt, dass auch viele, die nicht aus Stammheim-Süd stammen, Interesse an den Wohnungen haben werden. „Zunächst laufen die Abrissarbeiten, die Vorbereitungen und die Vermarktungsphase“, sagt Geiger. Mit dem Beginn der Bauarbeiten für die Häuser rechnet er Anfang 2013. Im Sommer 2014 sollen die Wohnungen bezugsfertig sein.

Bürgermeister Föll ist guter Dinge: „Wir haben in Herrn Geiger einen zuverlässigen und soliden Partner – ich bin überzeugt, das wird ein Erfolg!“