Den Booster gibt es in den Pop-up-Impfzentren im Stuttgarter Norden ab sofort schon drei Monate nach der zweiten Impfung. Wer will, kann sich in den Impfambulanzen ohne Warterei den Piks geben lassen.

Stammheim - Vor manchem Impfbus in der Innenstadt war der Andrang in diesem Herbst und Winter riesengroß. Viele standen stundenlang in der Kälte, um sich den Piks abzuholen. Manch einer wurde nach der ellenlangen Warterei dennoch abgewiesen. Das sorgte für unnötigen Frust und Ärger. Recht unkompliziert geht es dagegen derzeit in der Impfambulanz im Alten Feuerwehrhaus an der Korntaler Straße 1 in Stammheim zu. Lediglich am ersten Tag nach der Einrichtung des Pop-up-Impfzentrums Anfang Dezember bildete sich dort eine Schlange im Treppenhaus des alten Feuerwehrhauses.

 

Doch in den nächsten Tagen ging die Zahl der täglich Geimpften merklich zurück. An diesem Montagabend nach dem 4. Advent sitzen gegen 18 Uhr nur etwa ein knappes Dutzend Impfbereite in dem großen Saal im Obergeschoss des ehemaligen Feuerwehrhauses. Manche warten, dass sie geimpft werden und andere haben es schon hinter sich und ruhen noch ein Viertelstündchen. Auf einem der Stühle im ehemaligen Versammlungssaal im 1. Stock des städtischen Gemeindehauses sitzt heute auch Susanne Korge.

Es geht Ruckzuck

Die Stammheimer Bezirksvorsteherin holt sich kurz vor Weihnachten nur wenige Schritte von ihrem Amtssitz im Stammheimer Rathaus noch schnell ihre Booster-Impfung ab. Gleich ist sie dran. Immer nach ein paar Minuten tritt die einzige Impfärztin, die heute im Alten Feuerwehrhaus im Einsatz ist, hinter einem aufgefächerten schwarzen Paravent hervor und bittet den nächsten Impfwilligen zu sich hinter die spanische Wand. Bei Korge geht alles Ruckzuck. Nach einer Viertelstunde hat sie bereits ihren Piks bekommen. Den Impftermin hat sie sich wie alle, die in die Impfambulanz nach Stammheim oder auch in den Johanneshof nach Zuffenhausen kommen, zuvor unter www.impfen-bw.com online gebucht und sich gleich am Eingang mit ihrem gelben Impfpass und einem bereits ausgefüllten Fragebogen angemeldet. Andernorts könne man sich zwar ohne Termin impfen lassen, erklärt sie, müsse aber nicht selten lange Warteschlangen in Kauf nehmen: „In Stammheim funktioniert es umgekehrt, mit Termin, dafür aber ganz bequem und ohne lange Warterei“, wirbt Korge für das unkomplizierte Angebot.

Kurzentschlossene oder auch Senioren, die das Internet scheuen, können übrigens abends ab 17 Uhr auch ohne Termin in der Impfambulanz vorbeikommen und werden sicherlich nicht wieder heimgeschickt. Unten im Erdgeschoss und Eingangsbereich des städtischen Gemeindehauses gibt es zudem eine Teststelle. „Ich freue mich über jede Impfung und alle Tests, die gemacht werden“, sagt Korge. Sie selbst hat sich übrigens bei Zeiten für den zentralen Standort in „ihrem“ Stadtbezirk stark gemacht und bereits am 11. November eine Mail ans Gesundheitsamt geschrieben, um die städtischen Räume zum Impfen und Testen zur Verfügung zu stellen – nach dem Motto: „Schaffa, net schwätza!“

Momentan wenig Resonanz

Sehr bedauerlich findet Korge allerdings den Umstand, dass die gut und straff organisierte Impf-Aktion, die nun täglich zwischen 10 bis 18 Uhr stattfindet, zumindest momentan zu wenig Resonanz und Zuspruch findet. Das bestätigt der Notfallmediziner Frank Mürdel, mitverantwortlicher Arzt der Impfambulanzen im Alten Feuerwehrhaus in Stammheim und im Johanneshof bei der Evangelischen Johanneskirche Zuffenhausen an der Marbacher Straße 13 in Zuffenhausen. „Wir könnten viel mehr Menschen impfen“, sagt der Stuttgarter Oberarzt. Die Kapazitäten und das Personal sind momentan noch vorhanden – doch auf Dauer lohne sich das halt wirtschaftlich bei den derzeitigen Zahlen nicht. Etwa 400 bis 500 Spritzen pro Tag könnten an jedem der beiden Impfambulanz-Standorte verabreicht werden. Momentan liege der Schnitt aber leider bei nur etwa unter 100 Buchungen pro Tag, meint Mürdel. Dabei gibt’s sowohl in Stammheim wie in Zuffenhausen den derzeitigen Lieblingsimpfstoff der Stuttgarter in ausreichend großen Mengen: „Wir impfen Biontech“, verspricht Mürdel. Hinzu kommt die ganz neue Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko), die für weiteren Rückenwind in der Impfkampagne sorgen soll, hofft der Oberarzt und Anästhesist am Klinikum Stuttgart: „Wir boostern auf Rat der Stiko ab sofort bereits nach mindestens drei statt wie bisher nach fünf oder sechs Monaten“, so Mürdel. Deshalb hofft er, dass nach den Weihnachtsfeiertagen und ab dem 27. Dezember die Nachfrage nach Booster-Impfungen noch mal kräftig anzieht. Damit die fünfte Welle und die Ausbreitung von Omikron verlangsamt werden kann. Die Bezirksvorsteherin zollt jedenfalls den Ärzten und Impfteams und auch den Mitarbeitern im Testzentrum des Alten Feuerwehrhauses großen Respekt: „Das ist eine enorme Kraftanstrengung.“

Info. Johanneshof bei der Evangelischen Johanneskirche Zuffenhausen, Marbacher Straße 13; Montag, 27. Dezember, bis Donnerstag, 30. Dezember, Impfung täglich 10 bis 18 Uhr, nur mit Termin. Altes Feuerwehrhaus, Stammheim, Korntaler Straße 1A, Montag, 27.12, bis Donnerstag, 30.12., Impfung täglich von 10 bis 18 Uhr, Impfung nur mit Terminvereinbarung, Bezirksrathaus Obertürkheim, Augsburger Straße 659, Montag 27.12 bis Donnerstag, 30. 12.; Impfung nur mit Terminvereinbarung. Nähere Infos unter: www.impfen-bw.de