Der Journalist Sven-Felix Kellerhoff hat in seinem neuen Buch den RAF-Prozess in Stammheim neu aufgerollt. Er liest daraus am Mittwoch im Stadtarchiv.
Der Beginn des sogenannten „Stammheim-Prozess“ gegen die erste Generation der RAF jährt sich im Mai zum 50. Mal. Das Gerichtsverfahren gegen die RAF-Führungsriege um Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof machte Stammheim zum Mythos. Der Autor und Journalist Sven Felix Kellerhoff hat den Fall in seinem Buch „Der Stammheim-Prozess. Die RAF und das Baader-Meinhof-Verfahren“ neu aufgerollt. Er liest daraus am Mittwoch, 9. April, 19 Uhr, im Stadtarchiv Stuttgart.
Kellerhoffs These: Bis heute sei in der deutschen Öffentlichkeit fast nur die Interpretation des Prozesses verfangen, die damals die RAF-Anwälte um den späteren Bundesinnenminister Otto Schily verbreiteten. Sie ließen das Verfahren als „systematische Zerstörung aller rechtsstaatlichen Garantien“, so eine damalige Aussage Schilys, erscheinen. Für Kellerhoff ist das Gegenteil richtig: Die Stammheimer Richter hätten ein ordentliches Strafverfahren gewährleistet. Der Prozess sei ein Vorbild für den Umgang des Rechtsstaats mit Terror. Seit mehr als 20 Jahren ist Kellerhoff, geboren 1971 in Stuttgart, bei der „Welt“ Leitender Redakteur für Zeit- und Kulturgeschichte. Als Autor hat er zahlreiche zeithistorische Sachbücher veröffentlicht. Für sein Buch über den Stammheim-Prozess hat er unter anderem das 13 939 Seiten lange Wortprotokoll des Verfahrens neu ausgewertet.
13939 Seiten Wortprotokoll ausgewertet
Die Veranstaltung in Stuttgart wird vom Stadtarchiv und der Bibliothek für Zeitgeschichte in der Württembergischen Landesbibliothek ausgerichtet. Los geht es am 9. Mai um 19 Uhr im Vortragssaal. Zusätzlich bietet das Stadtarchiv einen Video-Livestream auf seinem YouTube-Kanal an.
Podcast
Themenseite
Die „Stuttgarter Zeitung“ veröffentlicht im Mai eine sechsteilige Podcast-Reihe zum Stammheim-Prozess und dem Leben der Gudrun Ensslin. Zur Themenseite geht es hier.