Vor anderthalb Jahren hat Suzanna Wycisk-Müller das Buch „Schöpferisches Schlesien von A bis Z“ veröffentlicht. Nun legt die gebürtige Oberschlesierein, die seit 2002 in Stammheim lebt, den zweiten Band des Nachschlagewerks vor.

Stammheim - Anfang vergangenen Jahres hat Suzanna Wycisk-Müller das Buch „Schöpferisches Schlesien von A bis Z“ veröffentlicht (wir berichteten). Nun legt die Stammheimerin den zweiten Band vor. „Ich habe die Reise in meine eigene Vergangenheit ein Stück weiter fortgesetzt“, sagt die gebürtige Oberschlesierin.

 

Aufgebaut ist der zweite Band ähnlich wie der erste: Im Hauptteil wird auf knapp 50 Persönlichkeiten eingegangen, danach folgen unter dem Überbegriff „Schlesische Kostbarkeiten“ nicht etwa Kochrezepte, sondern beispielsweise Kapitel über Hinterglasmalerei oder Holzschnitzkunst. Abgerundet wird das gut 200 Seiten umfassende Werk von Beiträgen über den Riesengebirgsverein, das Riesengebirgemuseum in Hirschberg sowie den Arbeitskreis „Archiv für schlesische Mundart in Baden-Württemberg“. Einen Unterschied zum ersten Band gibt es dennoch: Nun sind viele Bilder farbig abgedruckt. Die meisten davon hat die Autorin selbst geknipst. Immer wieder bereist sie ihre alte Heimat. Vor allem mit Breslau, wo sie studiert hat, fühlt sich Wycisk-Müller stark verbunden. 1967 war sie nach Deutschland gekommen, seit 2002 lebt sie in Stammheim.

Auch im zweiten Band finden sich wieder bekannte Namen, die man nicht unbedingt mit Schlesien in Verbindung bringt. Dazu zählt unter anderem der Schuhmacher Joachim Gabor, unter dessen Namen heute noch Schuhe verkauft werden. Von Oskar Troplowitz hingegen dürften noch nicht viele Menschen gehört haben, wohl aber von der Nivea-Creme, die er Anfang des 20. Jahrhunderts erfunden hat. Produkte wie Leukoplast und Labello stammen ebenfalls von Troplowitz, der einer der Mitbegründer der Firma Beiersdorf war. Auch Stuttgart hat von schlesischer Schaffenskraft profitiert: Der Architekt Karl Ludwig von Zanth entwarf die Wilhelma und das Wilhelma-Theater. So charakteristisch diese Gebäude für Stuttgart sind, so charakteristisch ist das Wappentier für die Bundeshauptstadt: Der Entwurf des Berliner Bären stammt ursprünglich von der schlesischen Bildhauerin Renée Sintenis.

Das Land der Gottsucher und Dichter

„Ich möchte das Schlesische für die Nachwelt erhalten“, sagt Suzanna Wycisk-Müller. 700 Jahre lang sei die Region eine der bedeutendsten und lebendigsten Kulturlandschaften Deutschlands gewesen. Die nach dem Zweiten Weltkrieg aus ihrer Heimat Vertriebenen hätten großen Anteil an der Entwicklung der Bundesrepublik gehabt. Ursprünglich sei Schlesien „Das Land der Gottsucher und Dichter“ genannt worden. Das habe daran gelegen, dass Politiker oder Staatsmänner eher selten hervorgebracht worden seien, stattdessen habe sich die Begabung der Menschen eher in der Kultur widergespiegelt.

Dass es einen dritten Band geben wird, hält die Autorin im Moment für eher unwahrscheinlich. „Einige Namen hätte ich schon im Kopf“, räumt sie aber ein. Zunächst möchte Suzanna Wycisk-Müller, die als Übersetzerin und Dolmetscherin arbeitet, ein Jahr mit der Recherche aussetzen. Dass sie dann nicht doch wieder vor den PC setzt, scheint nicht gänzlich ausgeschlossen. Denn Schlesier, so wird nach einem Blick auf viele der Lebensläufe im Buch schnell klar, sind nicht nur kulturbeflissen, sondern auch fleißig.