Porsche hat seine Flächen in Zuffenhausen durch Grundstückskäufe mehr als verdoppelt. Der Autobauer möchte das modernste Ausbildungszentrum der Autoindustrie in Europa schaffen – für 450 Berufsanfänger.

Stuttgart - Porsche baut seinen Stammsitz in Zuffenhausen massiv aus. Bis zum Jahr 2016 will der Sportwagenbauer 300 Millionen Euro unter anderem in den Bau neuer Werkstätten, eines Ausbildungszentrums und eines Motorenwerks investieren – die Preise für die erworbenen Grundstücke sind dabei nicht eingerechnet. Der Konzern hat seinen Grundbesitz in Zuffenhausen in den vergangenen drei Jahren mehr als verdoppelt.

 

Als Thomas Edig, Personalchef und stellvertretender Vorstandsvorsitzender, am Freitag die Bauprojekte der kommenden Jahre vorstellte, fiel ein Wort immer wieder – Stammsitz. „Mit hohen Investitionen dokumentieren wir die Bedeutung von Zuffenhausen als Stammwerk des Unternehmens und als Stammsitz von Porsche“, erklärte er. Grundlage für die Investitionen war laut Betriebsratschef Uwe Hück eine deutliche Steigerung der Produktivität: „Man hat mich vor Jahren noch angeschaut, als sei ich verrückt geworden, als ich davon sprach, hier einmal 200 Sportwagen am Tag zu produzieren.“ Konkret bedeutet das: nur gegen eine zehnprozentige Steigerung der Produktivität wurde der Ausbau von Zuffenhausen genehmigt. „Das war im Großkonzern VW kein leichter Kampf“, sagte Hück.

Im Vergleich zu 2010 arbeiten 3000 Beschäftigte mehr am Stammsitz, insgesamt sind es mittlerweile mehr als 8200. Wurden 2009 noch 142 Autos am Tag gebaut, verlassen derzeit mehr als 200 täglich das Werk. Und: waren 2010 noch rund 3000 Parkplätze ausgewiesen, sollen es im kommenden Jahr 5700 werden. Der Autobauer hat seine zusätzlichen Flächen teils vom Konkurrenten Daimler erworben (74 000 Quadratmeter). Dazu kommen das 9000 Quadratmeter große ehemalige Straßenbahndepot und auch ein Grundstück des französischen Technologiekonzerns Thales, welcher derzeit seinen neuen Hauptsitz unweit der A 81 in Ditzingen errichtet. „Über die Preise für die Grundstücke haben wir mit den Verkäufern Stillschweigen vereinbart“, so Edig. Fest steht, dass sich die Grundfläche des Standorts seit 2011 von 284 000 auf 614 000 Quadratmeter mehr als verdoppelt hat.

Ausbildungszentrum für 450 Berufsanfänger

Kernstück der Bauprojekte ist ein neues Ausbildungszentrum, das 2015 in Betrieb gehen soll. Es wird 450 Berufsanfängern Platz bieten. „Unser Anspruch ist es, das modernste Ausbildungszentrum der Autoindustrie in Europa zu schaffen“, so Edig. Auf dem ehemaligen Gelände des Gerüstbauers Layher am westlichen Rand der neuen Werksgrenzen entsteht ein Motorenwerk. Von 2016 an soll hier eine neue Motorengeneration entwickelt werden. Die ehemaligen Daimler-Anlagen südlich des Museums bleiben bestehen. „Wir werden die Backsteingebäude gründlich modernisieren“, sagte Edig, „dort wurden früher die Getriebe der A-Klasse gefertigt.“ Zudem sind neue Kantinen geplant.

Porsche macht aus seinen Absichten kein Geheimnis: „Wir werden nicht kleiner“, erklärte Uwe Hück. Auch an anderen Standorten in der Region wolle man wachsen (siehe Infokasten). „Meine Vorstellungen werden den Vorstand nervös machen“, sagte Hück, „denn im kommenden Jahr läuft die aktuelle Vereinbarung zur Standortsicherung aus.“ Von Januar 2015 an werde man über einen deutlich größeren Karosseriebau verhandeln, kündigte Hück an. Genaue Zahlen will Porsche derzeit nicht verraten. Nur so viel: „Wenn wir von Wachstum sprechen, handelt es sich um Hundertschaften“, so Edig.

Beim Thema Verkehr stellte Hück klare Forderungen an die Stadt: „Wir sind produktiver geworden, weil wir flexible Arbeitszeiten haben. Doch ohne eine flexible und pünktliche S-Bahn ist das schwierig.“ Für OB Fritz Kuhn sei es nun Zeit, etwas zu tun, um den Verkehr rund um Zuffenhausen zu entspannen. „Nur so können wir hier weiterwachsen“, sagte Hück.