Einen langen Atem haben – damit kennen sich die Gluzger aus. Seit 41 Jahren swingen die Rottenburger Jazzer durchs Schwabenland. So lange gibt’s „Auf gut Schwäbisch“ noch nicht. Doch für zehn Jahre hat der Atem immerhin auch schon gereicht. Zum Geburtstag spielten die Gluzger auf.

Stadtleben/Stadtkultur: Jan Sellner (jse)

Stuttgart - Die Mundart hat ihr Publikum. Das zeigen zwei Veranstaltungen aus dieser Woche – eine große und eine kleine. Die große fand am Freitagabend in der Stadthalle in Göppingen statt, wohin mehr als 1000 Menschen strömten, um zu hören, was Ministerpräsident Winfried Kretschmann über den Dialekt zu sagen hat – nämlich bekanntlich viel, wie sich schon im Dezember bei einem von ihm initiierten landesweiten Dialektkongress im Neuen Schloss gezeigt hat.

 

Zu der kleinen Veranstaltung, dem 32. „Auf gut Schwäbisch“-Stammtischunserer Zeitung am Donnerstagabend, kamen 40 Gäste – mehr fasst das Zeppelinstüble im Hotel Steigenberger Graf Zeppelin nicht. Der Zuspruch ist allerdings viel größer. Die weiteren Stammtische in diesem Jahr sind nahezu ausgebucht. Dasselbe Bild an vielen anderen Orten in Württemberg: Mundart-Stammtische boomen. Allein der Verein Schwäbische Mund.art, ein Zusammenschluss von Mundartkünstlern, bestreitet 23 regelmäßige Stammtische. Und es werden eher mehr als weniger.

Jeder der Mundart-Stammtische hat seinen eigenen Charakter. Das gilt auch für den „Auf gut Schwäbisch“-Stammtisch im Zeppelinstüble, der vor fünf Jahren aus der gleichnamigen Mundartkolumne hervorgegangen ist: Regelmäßig bringt er Menschen zu einer schwäbischen Aus- und Brotzeit zusammen, die sich einig sind, dass man ins Zeppelinstüble lieber „neigoht wie naus“, wie es im Stammtischlied heißt.

Zur Feier des Tages gibt’s einen „Auf gut Schwäbisch“-Geburtstagskuchen

Das liegt auch an Moderator Tom Hörner und den wechselnden musikalischen Gästen. Diesmal gaben sich die Gluzger aus Rottenburg im Zeppelinstüble des Hotels Steigenberger Graf Zeppelin die Ehre. Mit „ebbes Jazz, ebbes Swing und ebbes Dixie“ spielten sich die Schwaben-Jazzer in die Herzen der Stammtischler und verbreiteten Freude pur – passend zum zehnjährigen Bestehen der täglichen Mundartkolumne. Aus diesem Anlass gab’s am Donnerstagabend auch einen großen „Auf gut Schwäbisch“-Geburtstagskuchen.

Verglichen mit den Gluzgern ist die beliebte Mundartkolumne übrigens noch jung. Die Jazzer um Rupert Leger haben sich 1978 zusammengefunden. Seitdem haben sie viel vom Schwabendland und von der Welt – speziell von New Orleans – gesehen. Einmal traten die sechs Sebastian-Blau-Preisträger sogar im amerikanischen Frühstücksfernsehen auf und wurden anschließend auf der Straße mit „The swabian Hickups“ angesprochen. Gluzger, muss man wissen, ist der Rottenburger Ausdruck für „Häcker“ oder „Hickser“. Sie selbst übersetzen ihren Namen mit: „granadamäßig laut und ziemlich gued em Rhythmus“. Ein Dauerbrenner. Wie „Auf gut Schwäbisch“.