Am Samstag, 25. März, sucht der Förderverein der Schönbuchschule in Leinfelden zusammen mit der DKMS einen Stammzellenspender für die ehemalige Lehrerin Helga Granzow-Emden. Diese will mit der Veranstaltung auch anderen Patienten Mut machen.

Leinfelden-Echterdingen - Helga Granzow-Emden hat Leukämie und ist deshalb meist monatelang ohne Unterbrechung im Krankenhaus. So muss sie das erste Interview mit unserer Zeitung von dort aus führen. Beim zweiten Mal ist sie ausnahmsweise für ein paar Tage Zuhause – als Erholung vor der nächsten Therapie. Weil die Therapie bisher nicht hilft, sucht sie dringend einen Stammzellenspender.

 

Lange Zeit sprach die 53-Jährige nur mit wenigen Menschen über ihre Krankheit. Bis die Geschichte einer jungen Frau sie berührte. Die Deutsche Knochenmark Spende (DKMS) veröffentlichte auf Facebook einen Spendenaufruf für die Lehrerin Marisa. „Ich habe mich irgendwie verantwortlich gefühlt und den Aufruf deshalb geteilt“, sagt Granzow-Emden. Damit kam für sie auch der Wunsch, die eigene Geschichte öffentlich zu machen. „Dann nützt meine Krankheit mal, etwas Sinnvolles zu tun“, sagt Granzow-Emden, die acht Jahre lang Lehrerin an der Schönbuchschule in Leinfelden-Echterdingen war.

Leukämie ist die Spätfolge der Brustkrebs-Therapie

Im August 2000, als ihre Kinder drei und fünf Jahre alt waren, erkrankte Granzow-Emden an Brustkrebs. „Ich habe gedacht, mein Leben ist zu Ende“, sagt Granzow-Emden. Zu dieser Zeit gab es für sie nur einen Wunsch: „Ich wollte gesund werden und meine Kinder beim Aufwachsen begleiten.“

Diese Hoffnung wurde ihr nach einer Chemo- und Strahlentherapie erfüllt. Im Mai 2016 hat sie neu geheiratet und ist im darauffolgenden Sommer an einer Schule in Nürtingen Direktorin geworden. Im Dezember kam nach einem Aufenthalt im Krankenhaus mit Atemnot und Lungenentzündung dann die Diagnose: akute lymphatische Leukämie. „Ich war geschockt, aber ich wusste, dass es jetzt wenigstens ein Gerüst gibt, wie man mir helfen kann“, sagt die 53-Jährige.

Schon während ihrer Brustkrebs-Behandlung war ihr bewusst, dass Leukämie eine der Spätfolgen der Therapie sein kann. „Jetzt sehe ich die Dimensionen der Krankheit deutlicher“, sagt Granzow-Emden. Alle paar Wochen wird ihr Knochenmark untersucht, um den aktuellen Stand der Leukämiezellen zu kontrollieren. Auch im Gehirn wird regelmäßig nach bösartigen Zellen gesucht. Sieben bis zehn Tage lang hat Granzow-Emden in der Uniklink Tübingen immer wieder ihre Chemotherapie. Danach ist sie in einer mehrtägigen Regenerationsphase, um sich zu erholen, bevor die neue Therapiephase beginnt. „Es gibt immer wieder Anzeichen, dass das Leben endlich ist“, sagt sie. Durch mehrere Krankheitsfälle wie Virusinfektionen oder Thrombosen musste die Therapie bereits mehrmals unterbrochen werden. Mitte Februar haben sich ihre Ärzte dann dazu entschlossen, mit der weltweiten Suche nach einem Stammzellenspender für Granzow-Emden zu beginnen.

Granzow-Emden gilt als schwieriger Fall

Bei dieser Suche unterstützt sie nun auch der Förderverein der Schönbuchgrundschule in Leinfelden. Zusammen mit der DKMS hat der Förderverein das Spendenevent „Gemeinsam für Helga“ organisiert. „Sie ist ein Mensch, der dabei weniger an sich denkt als an die anderen, die auch einen Spender suchen“, sagt Claudia Berardis vom Förderverein der Schönbuchschule. „Sie hat die Schule mit geformt, und deswegen waren viele bereit, sich an der Organisation des Events zu beteiligen.“

Granzow-Emden gilt als schwieriger Fall bei der Spendersuche, wie sie erst vor wenigen Tagen erfahren hat. Denn ihr weltweit „bester“ Spender hat nur eine Übereinstimmung von 70 Prozent der HLA-Merkmale. Diese genetischen Merkmale sind für die Funktion des Immunsystems wichtig. Für eine Transplantation braucht es eine Übereinstimmung von mindestens 90 Prozent als Garantie, dass die Spende vom Körper angenommen wird.

„Die meisten sind verzweifelt, wenn sie merken, dass es für sie keinen Spender gibt“, sagt Granzow-Emden. Mit ihrem eigenen Spendenaufruf, bei dem möglichst viele neue Spender in die Datenbank der DKMS aufgenommen werden sollen, will sie ihren „Krankheitsgeschwistern“, wie sie dazu sagt, Hoffnung auf einen passenden Stammzellenspender geben. „Natürlich will ich einen Spender für mich finden, aber ich tue das auch für die anderen schwierigen Fälle“, sagt sie.

Die Normalität des Lebens motiviert sie, nicht aufzugeben

Die Chancen stehen 60 zu 40 Prozent, dass sie die Leukämie besiegen kann. „Ich habe mich nie zu den 40 Prozent gezählt, die es nicht schaffen“, sagt Granzow-Emden. Vor allem die Normalität des Lebens motiviere sie, nicht aufzugeben. So erzählt sie von einem Besuch im Baumarkt oder einer Fahrt mit dem eigenen Auto. „Nicht nur die Medizin gibt mir Kraft, sondern vor allem zu spüren, dass das Leben stattfindet“, sagt Granzow-Emden. Wegen ihrer gesundheitlichen Lage kann Helga Granzow-Emden an der Registrierungsveranstaltung persönlich nicht teilnehmen. Das Risiko für ihr Immunsystem wäre zu hoch. „Zurzeit geht es mir zwar relativ gut, aber ich habe noch zu viele Leukämiezellen“, sagt sie. Granzow-Emdens positive Einstellung nimmt auch durch Rückschläge kein Ende. Deshalb glaubt sie auch fest daran, dass sie im nächsten Jahr wieder an ihrer Schule arbeiten kann.

Veranstaltung
Am Samstag, 25. März, findet in der Schönbuchschule Leinfelden-Echterdingen, Schönbuchstraße 32, die Typisierungsaktion der DKMS statt. Von 12 bis 16 Uhr können sich potenzielle Spender in der Spenderdatei registrieren lassen.