Die ehemalige Korntal-Münchingerin Angela Wehrmann braucht Stammzellspende. Am Sonntag, 6. Mai, ist in der Stadthalle eine Registrierungsaktion.

Gerlingen/Korntal-Münchingen - Plötzlich sind die blauen Flecken dagewesen. Angela Wehrmann erinnert sich genau an jenen 12. März. „Beim Duschen haben die Leute mich angesprochen“, sagt die 32-Jährige über Erlebnisse im Fitnessstudio. Die gebürtige Korntal-Münchingerin, die seit acht Jahren in Rangendingen (Zollernalbkreis) lebt, Lehrerin ist und regelmäßig ihre alte Heimat besucht, erzählt von „20 blauen Flecken pro Bein“. Ihre Schwester und ihre Schwägerin drängen sie damals, ins Krankenhaus zu gehen. Ärzte untersuchen Blut und Knochenmark. Deren Verdacht bestätigt sich: Akute lymphatische Leukämie, eine Form von Blutkrebs. Entartete und damit unreife weiße Blutzellen verdrängen dabei andere Blutbestandteile im Körper. „Die Diagnose war ein riesiger Schock.“

 

„Grenzenlose Optimistin“

Trotzdem denkt die Mutter von zwei Jungen nicht daran, Trübsal zu blasen. Auch nicht, als sie sich ihre geliebten langen blonden Haare abrasiert, bevor sie büschelweise ausfallen. Die „grenzenlose Optimistin“, wie sie sich beschreibt, macht im Uniklinikum Tübingen eine Chemotherapie – und tanzt an guten Tagen durch die Gänge. „Ich liebe die Bewegung. Zumba zu tanzen und Menschen dafür zu begeistern, ist meine große Leidenschaft“, sagt Wehrmann, die auch Fitnesstrainerin ist.

Ihre guten Tage dokumentiert sie in einer Art Tagebuch mit Fotos und Videos im sozialen Netzwerk Instagram – aber auch die Tiefs, wenn sie verzweifelt, müde und schlapp ist oder sich wegen der starken Medikamente übergeben hat. Tausende Nutzer verfolgen ihren Kampf gegen den Blutkrebs. Der Zuspruch gibt Wehrmann Kraft. Doch sie hat vor allem ein Ziel: Möglichst viele Menschen zu motivieren, sich als Stammzellspender typisieren zu lassen.

Große Anteilnahme

Zurzeit haben laut DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei) mit Hauptsitz in Tübingen etwa 123 000 Menschen in Deutschland Blutkrebs. Rund 3000 suchen jedes Jahr einen Spender. Auch Angela Wehrmann kann nur mit Hilfe eines „genetischen Zwillings“ überleben: Jemand mit fast den gleichen Gewebemerkmalen, der ihr Stammzellen spendet. Bei Typisierungsaktionen können sich gesunde Menschen zwischen 17 und 55 Jahren registrieren lassen – und genau solch eine veranstaltet die Contacter Karnevalgesellschaft Gerlingen am Sonntag unter dem Motto „Gemeinsam für Angi und andere“. Seinen Einsatz hält der Verein für selbstverständlich, Wehrmann war fast zwölf Jahre lang Mitglied. „Viele Aktive sind mit ihr befreundet“, sagt das Präsidiumsmitglied Robert Kieninger. Die Anteilnahme sei enorm. „Wir hatten schnell mehr als 50 Freiwillige, die helfen, Kuchen backen oder am Grill stehen werden.“ Die Feuerwehr Gerlingen stellt einen Pavillon auf.

Angela Wehrmann indes kann nur abwarten. Und hoffen. Mit einem geeigneten Spender könnte sie in zwei Monaten transplantiert werden – und danach wohl wieder sorgenfrei tanzen. Ihre Zuversicht bleibt.

Abstrich mit Wattestäbchen

Termin
Die Registrierungsaktion der DKMS am Sonntag, 6. Mai, ist von 11 bis 15 Uhr in der Stadthalle Gerlingen. Der Schirmherr ist der Bürgermeister Georg Brenner. Mit einem Wattestäbchen wird ein Abstrich der Mundschleimhaut genommen. Die Ergebnisse werden anonym für die weltweite Spendersuche bereitgestellt.

Spende Die DKMS betreibt die weltweit größte Spenderdatei – mit gut acht Millionen potenziellen Spendern, davon etwa 5,5 Millionen in Deutschland. Insgesamt sind rund 32 Millionen Menschen registriert. Die Wahrscheinlichkeit, jemals zu spenden, liegt bei einem Prozent. Die Stammzellen werden dann in der Regel aus dem Blut gewonnen – seltener wird das Knochenmark unter Vollnarkose aus dem Beckenkamm entnommen. Neun von zehn Patienten in Deutschland finden einen Spender. Information online: www.dkms.de.