Standort in Marbach betroffen Firma Bornack kaum noch zu retten – 60 Arbeitsplätze brechen weg

Die Sicherheitstrainings von Bornack in Marbach sind immer noch gefragt. Foto: Werner Kuhnle

Das Unternehmen, das Karabiner, Gurte und Helme für Industriekletterer herstellt, ist insolvent. Auch die Sicherheitstrainings in Marbach (Kreis Ludwigsburg) stehen vor dem Aus.

Ludwigsburg: Oliver von Schaewen (ole)

Dem Abgrund ins Auge sehen – das ist für die Mitarbeiter von Bornack im Marbacher Trainingszentrum rein technisch gesehen der Alltag. Dass ihr Unternehmen wirtschaftlich in Schieflage gerät und abstürzt, war für sie lange Zeit kein Thema. Spätestens nach der Insolvenz im Juni, als Löhne und Gehälter nicht mehr gezahlt wurden, machte sich jedoch Alarmstimmung breit. Die Firma ist nun wohl nicht mehr zu retten: Rund 60 Arbeitsplätze sollen insgesamt wegfallen.

 

Die Fäden des angeschlagenen Unternehmens aus Ilsfeld am Rande des Kreises Ludwigsburg laufen derzeit beim Insolvenzverwalter Marcus Egner in Heilbronn zusammen. Er verhandle noch mit möglichen Investoren, doch die Erfolgsaussichten, sie zum Einstieg ins Unternehmen zu bewegen, sind offensichtlich gering. „Die Fixkosten sind viel zu hoch, Auftragsvolumina nur eingeschränkt vorhanden“, sagt der Jurist. Die monatlichen Kosten bewegen sich in sechsstelliger Höhe. Die Gesamtschulden beziffert der Anwalt auf fünf Millionen Euro.

Bei den Trainings kommen die Produkte von Bornack zum Einsatz. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Die Abwicklung des Herstellers von Sicherheitstechnik zum 1. September ist damit sehr wahrscheinlich. Bei Antragstellung waren laut Egner noch 67 Mitarbeiter beschäftigt, zwischenzeitlich lägen vier Eigenkündigungen vor.

Bisher konnte Marcus Egner die Mitarbeiter noch aus dem Insolvenzgeld bezahlen – von September an müsste er die Gehälter aus dem laufenden Geschäft erwirtschaften, was unmöglich sei. „Es droht eine Masseunzulänglichkeit.“ Das bedeutet, dass die Insolvenzmasse nicht einmal ausreicht, um die laufenden Kosten und vorrangige Massegläubiger wie Mieten, Löhne, Verwalterkosten zu bezahlen – und damit die übrigen Gläubiger erst recht leer ausgehen.

Hohe Fixkosten drückten – es gab zu wenig Kapital

Bornack sei zum einen konjunkturbedingt ins Schlingern geraten, sagt Marcus Egner. Ein wichtiger Faktor soll laut einem Geschäftsbericht zum Beispiel der Rückgang von Klettergärten im Zuge der Corona-Pandemie gewesen sein.

Zum anderen sei die Krise auch hausgemacht. Nicht nur die hohen Fixkosten drückten, es habe auch zu wenig Kapital zur Vorfinanzierung von Materialbestellungen gegeben, berichtet Egner. „Das Unternehmen befand sich bereits seit 2018 in einer Restrukturierung.“ Schon damals sei es mangelhaft mit Kapital ausgestattet gewesen: Der Firmensitz wurde verkauft.

Gut ausgelastet und weiterhin in Betrieb ist laut Egner hingegen das Marbacher Schulungszentrum im ehemaligen Kraftwerk im Energie- und Technologiepark, das seit 2001 in Betrieb war. Dort können auf einer Fläche von rund 3000 Quadratmetern in bis zu 35 Metern Höhe Situationen von Industriekletterern und Rettungskräften in luftiger Höhe realitätsnah nachgestellt werden.

Ob es für diesen Teil des Unternehmens eine Zukunft gibt, vermag der Insolvenzverwalter nicht zu sagen: „Ich stehe mit zwei Interessenten hierzu in Verhandlungen, deren Ergebnis jedoch aktuell noch völlig offen ist.“

Das Insolvenzverfahren kann noch Jahre dauern

Wie lange das Insolvenzverfahren dauere, könne er derzeit noch nicht abschätzen, teilt Marcus Egner mit. „In der Regel wird dies jedoch mehrere Jahre in Anspruch nehmen, bis alle Vermögensgegenstände verwertet und alle Verbindlichkeiten geklärt sind.“

Die Firma Bornack

Geschichte
Das Unternehmen bietet Systeme für Absturzsicherung an und veranstaltet Trainings, etwa für Industriekletterer und Rettungskräfte, die in der Höhe tätig sind. Das im Jahr 1964 von Herbert Bornack gegründete Unternehmen spezialisierte sich seit den 1970er Jahren auf Arbeitssicherheit.

Produkte
Karabinerhaken, Gurte, Seile und Helme gehören zum Portfolio von Bornack. „Die Anwendung sollte durch die Nutzer regelmäßig trainiert werden, damit im Ernstfall jeder Handgriff sitzt“, teilt die Firma auf ihrer Internetseite mit. Für diese Trainings dient die Industriehalle im alten Kohlekraftwerk Marbach.

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