Skellig Michael ist ein abgeschiedenes Inselchen vor der irischen Küste gewesen, ein Mönchsfelsen, ein stilles Pilgerziel. Doch jetzt hat Hollywood es entdeckt – als Drehort für den neuesten Teil der „Star Wars“-Saga.

Korrespondenten: Peter Nonnenmacher (non)

Skellig Michael/Irland - Wer je auf Skellig Michael war, der weiß, was Abgeschiedenheit bedeutet. Die winzige Felseninsel im Südwesten Irlands mit ihren fast 600 in den steilen Stein gehauenen Stufen zum Gipfelblick auf den Atlantik hinaus ist seit Urgedenken ein ebenso einsamer wie atemberaubender Platz am Saume Europas, am Rande der bewohnten Welt gewesen. Auf Irlands offiziellem Pilgerpfad ist Skellig Michael auch als ein Ort von ganz besonderer „spiritueller Bedeutung“ verzeichnet. Die Insel war lange ein Wallfahrtsort, nachdem vor mehr als tausend Jahren einmal eine kleine Mönchskolonie sich hier eingenistet hatte.

 

Was sich weder die damaligen Ordensbrüder noch die ihnen folgenden Pilger hätten vorstellen können, das war allerdings, dass statt des Heiligen Geistes einmal ein Raumschiff Skellig Michael einen Besuch abstatten würde, dass also dem Felslein vor der Küste von Kerry eine Rolle in „Star Wars“ zugedacht war.

Dann entdeckten Urlauber die Felsen zum Klettern

Die einzigen feindseligen Truppen, die das Häuflein Mönche auf Skellig je zu sehen bekam, waren ja die Wikinger gewesen (denen sie tapfer widerstanden). Ansonsten hatten sie vor allem den Elementen zu trotzen: den täglichen schweren Güssen aus dem sich öffnenden Himmel. Sie hatten ihr Dasein in selbstgebauten Steinhütten am Felsenhang gefristet, meditiert, in den Regenpausen auf das Meer hinausgeschaut und an der windgeschützten Seite des Felsens Salat und Kräuter angepflanzt, um sich durchzubringen. Später, als sie längst abgezogen waren, folgten ihnen gelegentlich Wallfahrer auf der Suche nach Gott auf den Stufen zur Spitze. Dann kamen die Touristen, die sich für ein paar Stunden übersetzen ließen. Einige kamen nicht lebend von diesen Ausflügen zurück. In jüngsten Jahren war Skellig Michael mehrfach in die Nachrichten geraten, weil Touristen fortgeschrittenen Alters beim Klettern den Halt verloren hatten und zu Tode gestürzt waren. Zeitweise erwogen die Behörden in der Folge, die Insel ganz für den Publikumsverkehr zu schließen.

Das wird nun aber wohl unmöglich werden – nachdem Skellig Michael Besuch aus dem All erhalten hat, und sich als Pilgerort neuer Façon zu einem unwiderstehlichen Magneten für Märchen- und Science-Fiction-Fans aus aller Welt entwickeln dürfte.

Die Fischer bekommen 1000 Euro Entschädigung

Diese Woche nämlich war Hollywood zu Gast auf Skellig Michael. Der irische Mönchsfelsen wurde zum Ort, an dem Luke Skywalker zwischen Himmel und Erde wandelte, um die gottverlassene Milchstraße wieder ins Lot zu bringen. Der siebte Teil von „Star Wars“, die neueste Produktion, machte sich die Unesco-Weltkulturerbe-Stätte für mehrere Tage untertan und die dramatische Szenerie zur Filmkulisse. Der Regisseur J.J. Abrams und der Skywalker Mark Hamill kamen im Hubschrauber eingeflogen, um ein paar dramatische Actionszenen zu drehen. Das Filmteam war D-Day-mäßig in Booten angerückt, bevor „geschossen“ werden konnte.

Sechs Monate lang war der Plan erfolgreich geheim gehalten worden. Dann bekamen die Küstenbewohner Wind von der Sache – als plötzlich eine Menge Material bewegt werden musste, prominente Schauspieler eintrafen und die Insel für ein paar Tage abgeriegelt wurde. Jedem der Fischer, die sonst Pilger, Urlauber und Neugierige nach Skellig übersetzen, hatte man für den Arbeitsausfall 1000 Euro in die Hand gedrückt. Da beklagte sich niemand. Vor allem freuen sich die Fährleute über den Rummel, weil sie jetzt einen Besucheransturm auf ihre „Star-Wars-Insel“ erwarten.

Nur die Ornithologen machen sich Sorgen

Pikierter zeigten sich allerdings Irlands Ornithologen. Denn Skellig Michael ist Nistgebiet für viele seltene Vogelarten. Und in den Sommerwochen wird auf dem Felsen ganz besonders viel gebrütet. Der irische Staat hätte nicht zulassen dürfen, dass den Sturmschwalben, Papageientauchern und Wanderfalken der Insel mitten in der Hauptbrutzeit ein Krieg der Sterne beschert würde, klagten die Verbände der Vogelfreunde. Auch die Unesco fragte in Dublin an: Ob die Regierung denn garantieren könne, dass die Weltkulturerbe-Stätte durch die Dreharbeiten keinen Schaden erleiden werde? Dafür würde nun freilich niemand die Hand ins Feuer legen, der die ursprüngliche „Star Wars“-Trilogie gesehen hat. Die bösen Kräfte, die im Weltall umgehen, können ja auf Knopfdruck ganze Planeten auslöschen. Da kann man nur hoffen, dass die „Star Wars“-Helden, Lukes altes Laserschwert und Skelligs unerschöpfliche Spiritualität ihnen gewachsen sind. Schon um der Sturmschwalben und Papageientaucher willen.