Arbeiten des womöglich besten Grafikers unserer Zeit sind gerade in Waiblingen zu sehen. Unsere Bildergalerie zeigt faszinierende Beispiele seines Könnens – und im Gespräch verrät er, woher er seine Ideen nimmt.

Waiblingen - Weniger ist mehr – das beweisen die Illustrationen von Christoph Niemann, die derzeit in der Galerie Stihl Waiblingen ausgestellt sind. Der in Waiblingen geborene 46-jährige Illustrator beherrscht die Kunst der Reduktion perfekt und erzeugt beim Publikum so manchen Aha-Effekt. Im Gespräch erzählt er, wieso er bei seiner Arbeit nicht nur Probleme lösen, sondern auch Probleme erfinden muss.

 
Herr Niemann, Sie sind 1970 im Waiblinger Krankenhaus zur Welt gekommen. Mit „Modern Times“ stellen Sie in der Galerie Stihl erstmals Arbeiten in Ihrer Geburtsstadt aus. Wie fühlt sich das an?
Es ist auf jeden Fall etwas Besonderes, vor allem aber ist das hier ein tolles Haus – architektonisch und auch dank des professionellen Teams. Was neu und eine Herausforderung für mich war, ist die Größe der Räume und die Höhe der Wände.
Eine Herausforderung, aber offenbar kein Problem, wie das mehrere Meter hohe Werk „The Circle“ zeigt, das ursprünglich auf ein Buchcover passte.
Ich habe mich bei der Vorbereitung der Ausstellung gefragt, was wäre, wenn wir dieses Ding auch noch in Bewegung bringen. Das Museumsteam war da gleich dabei und hat diese Idee produzieren lassen.
Etliche Arbeiten sind in Waiblingen erstmals ausgestellt oder für den Ort gemacht worden. Wieso der Aufwand?
Wenn ein Besucher in eine Ausstellung kommt und sagen wir mal ein, zwei Stunden hier verbringt, dann ist das für mich ein Vertrauensbeweis. Da muss ich dann schon was bieten.
Indiskrete Frage: Welche Note hatten Sie denn im Schulfach Bildende Kunst?
Ab dem Gymnasium war die Note schon gut. Davor, in der Grundschule, gehörte, glaube ich, auch das textile Werken dazu, Häkeln und so. Das war für alle Beteiligten unschön.
Sie werden als „bester Illustrator unserer Zeit“ gelobt. Wäre für Sie auch ein anderer Beruf denkbar gewesen?
Das ist ein sehr nettes, wenn auch etwas absurdes Kompliment. Ich wollte mal Architekt werden, mein Vater war Stadtplaner. Ich verbeiße mich auch gerne in technische Dinge. Aber beim Dreidimensionalen fehlt mir die Geduld.