Seit 23 Spielen ist Frisch Auf Göppingen im EHF-Pokal ungeschlagen. An diesem Wochenende beim Final Four in Magdeburg ist der siebte Titelgewinn auf der internationalen Bühne möglich. Ein Überblick über die starke Europapokal-Historie des Handball-Traditionsclubs.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Göppingen - Die Saison lief erneut nicht nach Plan für den Handball-Bundesligisten Frisch Göppingen. Nach fünf Spieltagen gab es einen Trainerwechsel, die aktuelle Ausbeute in der Bundesliga mit 29:33 Punkten und Platz zehn entspricht auch nicht den eigenen Ansprüchen. Mit einem Triumph im Final Four um den EHF-Pokal am Pfingstwochenende in Magdeburg könnte die Mannschaft von Trainer Rolf Brack die Runde retten und sich erneut für den internationalen Wettbewerb qualifizieren. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Grün-Weißen auf der europäischen Bühne zur Höchstform auflaufen. In der Vergangenheit gelang dies im Europapokal immer wieder. Ein Überblick über die bisherigen internationalen Erfolge des Traditionsclubs.

 

1960

Es waren noch die Zeiten, als auf dem Feld und in der Halle gespielt wurde. Frisch Auf war als deutscher Meister in der Halle für den Europapokal der Landesmeister qualifiziert. Im Endspiel im Stade de Coubertin in Paris bezwang die Mannschaft von Trainer Bernhard Kempa (genannt „Monsieur Handball“) den dänischen Club GF Aarhus. 18:13 hieß es am Ende vor 4000 Zuschauern für das Göppinger Team mit Spielern wie Anton Burkhardtsmaier, Fritz Jarosch und Edmund Meister.

1962

Zum sechsten Mal war Frisch Auf 1961 deutscher Hallenhandballmeister geworden und kämpfte wieder um die europäische Krone. Erneut in Paris gelang es gegen Partizan Bjelovar aus dem ehemaligen Jugoslawien die populärste Trophäe des Vereinshandballs zu holen. Der 13:11-Endspielsieg der Mannschaft um Spielmacher Horst Singer ging auch als Tag der „Büchsenwerfer“ in die Geschichte ein. Da dem französischen Publikum die Entscheidungen des Schweizer Schiedsrichters Lerch nicht gefielen, ließen sie einen „metallenen Regen“ auf die Spielfläche los. In Form von leeren Büchsen, die einem Erfrischungsgetränk als Umhüllung gedient hatten. Frisch-Auf-Kapitän Edwin Vollmer nahm den silbernen Pott entgegen – und Ernst-Ludwig Feick, der Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB), lobte nach der „Schlacht“ von Paris: „Ihr habt dem deutschen Handball einen großartigen Dienst getan.“

2011

49 Jahre dauerte es bis der Traditionsclub wieder einen Triumph auf der internationalen Bühne feiern konnte. Am 21. Mai gewannen die Göppinger, die 2001 unter Trainer Christian Fitzek in die Bundesliga zurückgekehrt waren, vor 2600 Zuschauern in Elsenfeld beim TV Großwallstadt souverän mit 30:26. Schon das Hinspiel im EHF-Pokal-Finale in Göppingen hatten die Grün-Weißen mit 23:21 für sich entschieden. Bester Werfer in den beiden Finalspielen war Lars Kaufmann, der danach für vier Jahre nach Flensburg wechselte. Er traf im Hinspiel achtmal, im Rückspiel siebenmal. „Auf diesen Titel haben wir jahrelang hingearbeitet. Ein Traum ging in Erfüllung“, jubelte der überglückliche Geschäftsführer Gerd Hofele.

2012

Ein Jahr später konnte Trainer Velimir Petkovic mit einer Mannschaft die Titelverteidigung des EHF-Cup-Titels in eigener Halle feiern. Nachdem in zwei begeisternden Halbfinalspielen Bundesligarivale Rhein-Neckar Löwen ausgeschaltet werden konnte, ging es im Finale gegen die französische Mannschaft von Dunkerque HBGL. Auswärts holte Frisch Auf ein 26:26, zu Hause machte Göppingen dann in der mit 5600 Zuschauern ausverkauften EWS-Arean mit einem 34:28 alles klar. Erfolgreichster Torschütze war Momir Rnic, der in beiden Spielen je siebenmal traf. „Einen Titel zu gewinnen ist großartig. Ihn zu verteidigen, dazu noch in eigener Halle, das ist das Schönste, was einem in einem Sportlerleben passieren kann“, schwärmte Coach Petkovic.

2016

Inzwischen als Final Four ausgetragen, setzte sich Frisch Auf im EHF-Pokal-Endspiel gegen den französischen Gastgeber HBC Nantes mit 32:26 durch. Im Halbfinale hatte Göppingen Chambery Savoie nach einem 9:14-Pausenrückstand mit 28:25 bezwungen. Im Finale gegen Nantes waren vor 4483 Zuschauern Tim Kneule (7) und Marcel Schiller (7/2) die erfolgreichsten Werfer.

2017

Keiner hatte das erwartet: In der Bundesliga war nach einem mehr als dürftigen Saisonverlauf nicht einmal der Klassenverbleib in trockenen Tüchern, da gelangen der Mannschaft von Trainer Magnus Andersson zwei Energieleistungen. Erst gab es im Halbfinale ein 33:29 gegen den SC Magdeburg, am Tag danach waren die Füchse Berlin beim Göppinger 30:22-Sieg im Endspiel chancenlos. Überragender Mann in seinem letzen Spiel im Frisch-Auf-Dress war Lars Kaufmann (acht Tore). An beiden Tagen herrschte in der Göppinger EWS-Arena absolute Gänsehaut-Atmosphäre.

Dauerbrenner Kneule

Tim Kneule ist der einzige Spieler, der an diesem Wochenende in Magdeburg die Chance hat, zum fünften Mal nach 2011, 2012, 2016 und 2017 den EHF-Cup mit Frisch Auf zu gewinnen. Der Spielmacher spielt seit 2006 für Frisch Auf. Auch Christian Schöne könnte den Cup zum fünften Mal holen. Göppingens Sportlicher Leiter half wegen Verletzungsproblemen beim Final Four 2017 aus. Wie auch schon 2016 im erfolgreichen EHF-Pokal-Viertelfinale gegen den SC Magdeburg. Die 27:29-Viertelfinalniederlage am 27. April 2016 in Magdeburg, die wegen des 31:25 im Hinspiel zum Weiterkommen reichte, war übrigens die letzte Niederlage im EHF-Pokal-Wettbewerb für Frisch Auf. Seitdem blieb das Team 23 Mal in Folge ungeschlagen. Das gibt Selbstvertrauen für das Halbfinale an diesem Samstag (17 Uhr/livestream www.rbb24.de) gegen die Füchse Berlin. Im Endspiel am Sonntag (15.15 Uhr) ginge es gegen den Sieger der zweiten Halbfinalpartie (Samstag, 14.15 Uhr) SC Magdeburg – Saint Raphael/Frankreich.