Bei Starkregen drohen in Waldenbuch massive Überschwemmungen. Jetzt gibt es ein Arbeitspapier, das die Hotspots identifiziert und als Grundlage für Schutzmaßnahmen dienen soll.

Waldenbuch - Waldenbuch will gegen Starkregen und Hochwasser künftig besser gewappnet sein. Das Stadtbauamt hat jetzt ein Arbeitspapier vorgelegt, das die Schwachstellen identifiziert und als Grundlage für zusätzliche Schutzmaßnahmen dienen soll. „Wir nehmen das nicht auf die leichte Schulter, sondern wir sind dran“, betonte der Bürgermeister Michael Lutz. Von punktuellen Verbesserungen hält der Schultes wenig. „Die Untersuchungen und Maßnahmen erstrecken sich auf das gesamte Stadtgebiet“, erklärte er und gab Einblicke in das geplante Konzept.

 

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Heiko Böttcher vom Waldenbucher Tiefbauamt hat in den vergangenen Wochen Fleißarbeit geleistet. Sein Maßnahmen-Katalog umfasst 16 DIN-A4 Seiten und zeigt auf, wo an den jeweiligen Gewässern Handlungsbedarf besteht. Vergleichsweise gut kommt dabei die Aich weg. „In der Hochwassernacht gab es hier keine nennenswerten Probleme oder Wasserüberläufe“, stellte der Tiefbau-Experte fest. Einziger Mangel: Der Wasserkanal, der zum Regenrückhaltebecken am Liebenaukreisel führt, ist zu eng bemessen. Der Ausbau ist bereits in Planung.

Das sind die Hotspots in Sachen Hochwasser

Als Hotspots mit hoher Priorität hat die Verwaltung die Rechenanlagen am Seitenbach hinter dem dm-Markt, sowie am Brunnenbach und im Langen Trieb im Wohngebiet Glashütte identifiziert. Die Fanggitter waren durch angeschwemmtes Material sofort verstopft und konnten auf die Schnelle nicht davon befreit werden. „Gemeinsam mit den Gewässerplanern und dem Landratsamt arbeiten wir an einer Optimierung dieser Anlagen“, berichtete Heiko Böttcher.

Auch der Zugang zu den Rechen wird neu gedacht: Das Tor am dm-Markt musste im Juni mit einem Bagger aufgebrochen werden. Jetzt wird die Installation eines seitlich zu öffnenden Schiebtors geprüft, es soll möglichst ohne Elektroantrieb bewegt werden können.

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Doch woher kam das viele Schwemmgut überhaupt? Das Stadtbauamt ist auch dieser Frage nachgegangen. Vor allem entlang des Seitenbachs herrscht offenbar eine ausgeprägte Lager-Mentalität. Brennholz, Baumaterial, Grünschnitt – vieles wird zu nah am Bach aufbewahrt. Mittlerweile wurden auch die Eigentümer der Schuppen angeschrieben, die den vorgeschriebenen Abstand nicht einhalten. Regelmäßige Kontrollen sind geplant. Am Brunnenbach wurde außerdem viel Totholz aus dem Wald ins Tal gespült. Gemeinsam mit der Forstverwaltung wird deshalb über zusätzliche Fangeinrichtung nachgedacht. Auch die Installation von Messanlagen und Warnsystemen ist im Gespräch.

Wasserverband Aich arbeitet an hydraulischem Modell

Nicht nur innerhalb des Stadtgebiets wird derzeit nach Lösungen gesucht. Der Wasserverband Aich nimmt parallel dazu die Gewässer im Einzugsbereich der Aich unter die Lupe. Ein hydraulisches Modell soll zeigen, wie das Wasser bei extremen Wetterlagen fließt und wo Maßnahmen ergriffen werden müssen. „Die aktuellen Hochwassergefahrenkarten beruhen auf überholten Grundlagen. Mittlerweile liegen genauere Daten und bessere Rechenmodelle vor“, sagt Daniel Hartmann vom Wasserwirtschaftsamt. Mit den Ergebnissen der Neuberechnung rechnet er 2023. Als Sofort-Maßnahme verändert der Verband den Abflusspegel am Regenrückhaltebecken Segelbach. „Hier ist noch Stauraum verfügbar, den wir besser nutzen können“, so Hartmann.

Weil bei Hochwasser und Starkregen auch die Stromversorgung zum Problem werden kann, wurde für die Waldenbucher Feuerwehr bereits ein neues Notstromaggregat bestellt, das außerhalb der Gefahrenbereiche platziert werden soll und automatisch anspringt. Auch die Alarmierung der Bevölkerung soll besser werden. Die Aufnahme ins Sirenenförderprogramm des Landes ist schon beantragt. Momentan sind folgende Standorte vorgesehen: Oskar-Schwenk-Schule, Altes Rathaus, Altes Schulhaus Glashütte, Bauhofgebäude im Bonholz, Im Aichgrund 1, Sportplatz Hasenhof sowie am Ritter-Sport-Stadion.