Die Didacta ist zurück in Stuttgart. Gerade zur Digitalisierung gibt es viele Angebote. Der Wunsch eines Lehrers an die Kultusministerin hat aber nichts mit digitalen Endgeräten zu tun.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Mit dem Computerspiel Minecraft kann man nicht nur zocken, sondern auch unterrichten. Dass das geht, zeigt ein Aussteller auf der Bildungsmesse Didacta in Halle 5. Mithilfe des virtuellen Bauspiels könne man sehr gut spielerisch vermitteln, wie Schaltkreise funktionieren, erfährt man da. Es ist nur ein Angebot von sehr vielen bei der Bildungsmesse, die sich unter dem Oberbegriff Digitalisierung zusammenfassen lassen: von der digitalen Tafel (in Halle 1) bis zum Lautlesetutor, einem neuen Lesefördertool des Klett-Verlags, das auf künstliche Intelligenz setzt (Halle 3). Die Firma Lü bringt die Digitalisierung sogar in die Sporthalle: Interaktive Spielfelder sollen Kindern Lust auf Bewegung machen, indem diese zum Beispiel an die Wand geworfene Matheaufgaben per Ballwurf lösen. „Wow, so etwas habe ich noch nie gesehen“, entfährt es einem Besucher.

 

Digitalisierung ist eines der Großthemen auf der Didacta, die an diesem Dienstag begonnen hat. Fünf Tage lang dreht sich in fünf Messehallen alles rund um Bildung: von der Kita über die Schule bis zur beruflichen Bildung. Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne), deren Ministerium die Schirmherrschaft übernommen hat, sagte, die Corona-Pandemie sei eine Art Booster für die Digitalisierung gewesen. In einem Forum am Nachmittag ging sie näher auf künstliche Intelligenz und ChatGPT als Herausforderung ein. Das neue Sprachmodell nimmt sie nicht als Bedrohung wahr, das man verbieten sollte: Ihr Ansatz sei nicht, Mauern um die Schulen zu ziehen. Schopper verriet auch, wer sie näher in die Anwendung eingeführt habe: „Mein Sohn hat es mir gezeigt“, der sei begeistert von den Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz. Das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung, das auf der der Messe vertreten ist, biete bereits Fortbildungen an. Lehrkräfte hätten einen „unglaublich anspruchsvollen Beruf“, würdigte sie diese.

Alle Arbeitsgemeinschaften sind gestrichen – wegen Lehrermangels

Dass es mit der Ausgabe von Endgeräten bei der Digitalisierung nicht getan ist, hat Stuttgarts Bildungsbürgermeisterin Isabel Fezer (FDP) bei der Eröffnung betont. Die Digitalisierung sei „eine Mammutaufgabe“. Sie wünsche sich, dass das Ganze weniger vom Einsatz Einzelner abhänge, sondern dass man „mehr in die Systematisierung“ komme.

Am Eröffnungstag herrscht reges Treiben. Viele Besucher haben große Taschen dabei, um Materialien zu transportieren. „Wir sind immer auf der Suche nach neuen Impulsen“, sagt Simone Starke, die Leiterin einer gebundenen Ganztagsschule. Sie hat auf der Didacta ein digitales Unterrichtsangebot für Sprachförderklassen entdeckt – und ist davon ganz angetan. Auch der Realschullehrer Andreas Kranich interessiert sich für digitale Unterrichtsmaterialien. Von der Kultusministerin wünscht er sich aber etwas, das mal nichts mit Digitalisierung zu tun hat: mehr Zeit für Dinge wie AGs, die Schule auch ausmachen. An seiner Schule sei alles gestrichen. „Bei uns gibt es nichts mehr, das liegt am Lehrermangel.“