In Bad Cannstatt und im Stuttgarter Rathaus geht es närrisch zu: die Kübler und die Karnevalisten starten in die fünfte Jahreszeit.

Stuttgart - Narren sind Frühaufsteher. Jedenfalls im Narrennest Bad Cannstatt, wo die Narrengilde der Felben des Kübelesmarktes am Dreikönigstag mit wahrlich närrischer Pünktlichkeit um 6.01 Uhr zum Start in die aktuelle Saison der schwäbisch-alemannischen Fasnet gerufen hat – zum symbolischen Abstauben der Masken und zur rituellen Taufe der neuen Hästräger. Und weil sich das über Stunden zieht, wird im Zunfthaus der Kübler mit einem zünftigen Frühstück mit Schwarzwurst erst mal eine ordentliche Grundlage gelegt.

 

Als es draußen langsam dämmert, geht es dann aber Schlag auf Schlag. Maskenmeister Axel Rahm ruft zum Abstauben, und schon sausen Pinsel, Bürsten und Federwische längs und quer durch den proppenvollen Saal und verrichten ihr Werk an knorrigen Masken und „Blättleshäs“. Beispiellos zackig ertönt nun zum ersten Mal der knackige Narrenruf mit einem ekstatisch geschmetterten, finalen Ahoi! Dann geht ein langer Lindwurm mit infernalisch ratternden Weinbergrätschen hinaus in die Gassen, auf den Weg zum Jakobsbrunnen, wobei das Besondere der traditionellen, schwäbisch-alemannischen Fasnet sogleich seinen ganzen Charme entfaltet: als pittoreske, heftig lärmende Straßenfasnet. Wer jetzt noch schlafen sollte in der historischen Altstadt, der braucht keinen Wecker mehr.

Sauerwasser als Taufwasser

Geweckt ist auch der in der Nacht zum Aschermittwoch versenkte Brunnengeist, der Hüter der Cannstatter Mineralwasserbrunnen. Er reckt und streckt sich aus dem Trog, geleitet den Zug zurück in die Küblergasse, wo bei grimmigen Temperaturen die Taufe der Novizen stattfindet: mit Sauerwasser, das zu trinken ist – und das beim Spalierlauf durch die aufgereihten Narren reichlich als Taufwasser eingesetzt wird. Ein Heidenspaß, bei dem zudem kein Auge trocken bleibt.

Gut ausgeschlafen und mit Vollgas blasen um 11.11 Uhr auf den Fluren der vierten Etage des Stuttgarter Rathauses auch die Karnevalisten zum Start in die fünfte Jahreszeit. Und hier herrscht bei Publikum und Tollitäten sofort Party-Stimmung: Dank der rasant aufspielenden Guggenmusik „D’Wefzga“ aus Bietigheim – und Dank des Ehrgeizes der Gesellschaft Möbelwagen.

Was fürs Auge, was fürs Ohr

Die 1. Stuttgarter Karnevalsgesellschaft hat erklärtermaßen das Ziel, dem Fasching in der Landeshauptstadt neue Impulse zu geben. Dieses Jahr gelingt dem Möbelwagen ein echter Coup. Denn als neues Stuttgarter Stadtprinzenpaar kann sie „was fürs Auge und was fürs Ohr“ bieten, wie das Model Maritta Krehl sagt, die mit dem bekannten Stuttgarter Schlagersänger Klaus Krehl-Meier das Prinzenpaar Maritta I. und Prinz Almklausi I. bildet, assistiert von Töchterchen Leni als Kinderprinzessin.

„Der Stuttgarter Karneval hat richtig Potenzial. Nicht nur Rheinländer, auch Schwaben können feiern! Das kann hier durch die Decke schießen. Man muss es nur richtig machen“, meint der „Star von Mallorca“. Und im Handumdrehen rockt er im Duett mit Maritta I. die Inthronisation: mit dem eigens geschriebenen Lied „So geht Karneval“. Selbst a cappella tönt das „Schalalala“ – und fast „tausend Kehlen rufen laut: Stuttgart Helau!“