Der neunmalige Motorrad-Weltmeister
Valentino Rossi startet mit 39 Jahren in die Saison 2018 – und verlängert seinen Vertrag sogar bis 2020.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Stuttgart - Durchklicken lohnt sich: Es gibt seine Internetseite, aber man erfährt auch über Facebook, Twitter, Instagram und Youtube viel über Valentino Rossi – er ist in den sozialen Medien omnipräsent. Dieser Tage wünschen die Fans ihrem Superstar alles Gute für die Saison 2018. Die startet am Sonntag in der Wüste von Katar. Und der Kurzkommentar unter einem Film, in dem Rossi auf seinem Bock hockt und wie ein Verrückter den Gashahn aufdreht, steht der einzig wahre Satz: „The Doctor is operating!“

 

Der Doktor operiert also wieder, und das ist gut so – wobei der Spitzname, den sich Rossi vor vielen Jahren selbst verordnete, den Verdacht zulässt, der Motorradrennfahrer sei ein kleiner Spinner. Womöglich ist er – im positiven Sinn – sogar ein riesengroßer. Doch weil das so ist, lieben sie ihn. Die längst legendenhafte Startnummer „46“ vergöttern seine Bewunderer wie nichts anderes auf der Welt.

Der Kater heißt Rossano

Inzwischen ist Rossi stolze 39 Jahre alt – aber immer noch dabei. Er startet am Sonntag in seine 23. WM-Saison. Er wurde neunmal Weltmeister, schnappte sich in den vergangenen vier Jahren sogar noch im fortgeschrittenen Alter dreimal den Vizetitel. Der bunte Hund aus Urbino ist das Beste, das dem Motorradsport je passieren konnte. Schon jetzt glauben Kenner der Zweirrad-Szene, die nicht einmal zu den allergrößten Pessimisten zählen, dass es dem WM-Sport das Genick brechen werde, wenn der Supermann mal aufhört.

Das macht er aber nicht, im Gegenteil: „VR 46“ will auch mit über 40 noch um die WM fahren. Der Italiener unterschrieb am Donnerstag einen neuen Zweijahresvertrag bei Yamaha bis 2020 und wird damit weiter an der Seite des Spaniers Maverick Vinales fahren. „Wir haben schon länger über meine Zukunft gesprochen und ich hatte ein gutes Gefühl“, sagt Rossi. In der Saison 2017 wurde er zwar bloß WM-Fünfter, aber nur, weil er im hohen Bogen von einer Motocrossmaschine flog, sich das Schien- und Wadenbein brach und in San Marino passen musste. Er verfolgte das Rennen vom Sofa aus – und kraulte seinen Kater Rossano.

Typisch Rossi

Nur 18 Tage nach seinem Motocross-Unfall stieg er wieder aufs Motorrad – typisch Rossi. Ein langer Nagel fixierte damals noch die Knochen. Der Rennfahrer hatte Schmerzen, doch stellte er die Krücken in der Garage ab und ließ sich auf die Maschine wuchten. Geht nicht, gibt’s nicht – so kennt man ihn.

Beste Unterhaltung

Sein Name steht für beste Unterhaltung. Als Rossi sich mal auf der Ehrenrunde eine aufblasbare Sexshop-Puppe unter den Arm klemmte, ging das noch als nachpubertäre Spielerei durch. Doch seine Ausflüge in andere Kategorien des Geschwindigkeits-Rausches offenbarten vor allem eines: er ist wild, ungestüm – und hochbegabt. Bei Testfahrten in einem Formel-1-Ferrari lag er nur 1,5 Sekunden hinter Michael Schumacher – da hoffte Bernie Ecclestone schon auf einen spektakulären Neuzugang. Überdies setzte Rossi einen DTM-Rennwagen zunächst zweimal ins Kiebett, doch als er sich an die Kiste gewöhnt hatte, fuhr er wie aus dem Nichts eine Zeit im Bereich der Pole-Position. Und 2009 bestritt er beim 6-Stunden-Rennen in Vallelunga sein erstes Langstreckenrennen – und wurde in einem GT3-Ferrari Dritter.

Schwierige Vorbereitung

Die Vorbereitung auf die MotoGP-Saison 2018 verlief für Rossi und Vinales nicht reibungslos. Während der Wintertests klagten sie über Traktionsprobleme. Egal. „Es scheint, dass es viele schnelle Fahrer gibt, aber wir sind bereit – und ich bin mir mir sicher, dass wir an der Spitze mitkämpfen können“, sagt Rossi. Wie der Weltmeister Marc Marquez, Dani Pedrosa, Andrea Dovizioso, Jorge Lorenzo und auch Vinales gehört er zu den Sieganwärtern.

Ein deutscher Pilot ist in der Königsklasse MotoGP in der Saison 2018 indes nicht am Start. Nur Marcel Schrötter in der Moto2 und Philipp Öttl in der Moto3 vertreten die Farben Schwarz-Rot-Gold bei der Motorrad-WM. Nicht so schlimm. Die Augen auf Valentino Rossi zu richten, ist Spektakel genug. Egal, aus welchem Land man zuschaut – es lohnt sich.