Das Wetter der vergangenen Wochen war ideal: „Wenn es genügend Feuchtigkeit gibt, ist das für die Pilze optimal“, sagt die Pilzexpertin Tamara Deiss. Der viele Regen habe dafür gesorgt, „dass es sprießt wie verrückt“. Ausreichend Wasser ist entscheidend, damit das Pilzmyzel, ein unterirdisches Geflecht, die Fruchtkörper hervorbringt. „Wenn genügend Feuchtigkeit im Boden ist, wachsen nach zehn bis 14 Tagen die ersten Pilze“, erklärt die Expertin aus Eislingen. Derzeit findet sie im Wald vor allem Steinpilze, „außerdem habe ich Riesenchampignons gesammelt“, erzählt die junge Frau, die bereits als Kind mit ihren Eltern und Großeltern Pilze gesammelt hat.
Besonders gut sei das Pilzwachstum in Senken, wo sich das Wasser sammelt. „Da findet man viele Pilze, während ein paar Meter weiter nichts wächst“, erklärt Deiss. „Für das Wachstum der Pilze reichen die Niederschläge allemal“, bestätigt auch der Pilzsachverständige Willy de Wit aus Wäschenbeuren. Häufig findet Deiss zurzeit auch die sogenannten Hexenringe, bei denen die Pilze im Halbkreis oder Kreis aus dem Boden sprießen.
Jetzt findet man schon Herbstpilze
Während es „bei sehr trockenen, heißen Sommern wie letztes Jahr unheimlich viele Sommerpilze gibt, findet man jetzt eher schon Herbstpilze“, sagt Deiss. Für Pilzsucher, die in die nun beginnende Saison starten wollen, hat Deiss, die ausgebildete Pilzcoachin ist, noch ein paar Tipps: So ist es wichtig, die Ernte in einem luftdurchlässigen Gefäß zu transportieren. „Keine Plastiktüte und auch kein Leinenbeutel. Viel besser ist ein Korb“, empfiehlt sie. Ferner versuche sie, „Pilze möglichst schnell zu verarbeiten“. Wer Pilze nicht gleich verbraucht, kann diese auch trocknen und so haltbar machen.
„Ob man den Pilz herausdreht oder abschneidet“, sei indes eher eine Geschmacksfrage. „Ich drehe erst raus und schneide den Pilz dann ab.“ Wer im Wald unterwegs ist, sollte lange Kleidung tragen und auf Zecken achten. Und auf die Hirschlausfliege, die sich beim Menschen bevorzugt im Nacken und auf der Kopfhaut festbeißt. Deiss begegnet dem Tier immer öfter: „Sie sieht aus wie eine kleine Fliege. Wenn sie sich festgebissen hat, wirft die ihre Flügel ab“, erklärt sie.
Wer sich bei der Pilzsuche nicht sicher ist, was essbar ist und was nicht, kann sich entweder einer Pilzführung anschließen. „Oder die Pilze mit einem Buch bestimmen. Da gibt es ganz tolle Bücher, da geht das Schritt für Schritt“, erläutert Deiss. Von Apps zur Pilzbestimmung rät sie ab. „Das ist bei Wildkräutern eine andere Sache, da sind die Apps gut entwickelt“, sagt die Expertin, die auch ein Diplom als Kräuterpädagogin hat und auch Wildkräuterführungen anbietet.
Wer möchte, kann sich aber auch an einen Pilzsachverständigen werden, der die Pilze dann bestimmt. Diesen Service bietet Willy de Wit an: „Die Leute rennen mir schon die Bude ein“, sagt er lachend und freut sich über die Nachfrage. Aber er warnt: Fast jeder Pilz hat einen giftigen Doppelgänger. „Die Pilzsucher sollten beim geringsten Zweifel die Beratungsstelle aufsuchen, um so einen Vergiftungsverlauf zu verhindern.“
Die Warnung soll die Sammellust aber nicht trüben. Grundsätzlich gilt: „Einfach raus in die Natur und den Stress hinter sich lassen“, rät Tamara Deiss. Zumal das Sammeln von Pilzen „das Belohnungszentrum in Gehirn aktiviert“. Allerdings sollte man beachten, dass das Sammeln in Baden-Württemberg nur für den eigenen Bedarf erlaubt ist. Deshalb dürfen pro Person und Tag nur zwei Kilogramm gesammelt werden.
Sachverständige helfen bei der Bestimmung
Anlaufstelle
Ein Sachverständiger für Pilze sorgt im Zweifel für Gewissheit. Willy de Wit nimmt Schattengewächse in seiner Garage in der Schwabstraße 4 in Wäschenbeuren unter die Lupe, wo sie ihm Sammler jederzeit vorbei bringen können. Fruchtkörper sollten sie als Ganzes mitbringen.
Notfälle
Der Pilzkenner aus Wäschenbeuren hilft auch bei einer möglichen Vergiftung. Ratsuchende erreichen ihn unter der Nummer 0172/6 08 69 28. Willy de Wit gehört der Gesellschaft für Klinische Toxikologie an. Er rät, beim geringsten Verdacht einer Vergiftung oder Zweifel über einen Fund Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Führungen
Die Pilzexpertin Tamara Deiss erklärt Teilnehmern im Herbst bei einem Gang durch den Wald, worauf sie achten müssen. Sie kennt sich sowohl bei Schattengewächsen als auch bei Wildkräutern aus: Deiss hat bei der Pilzschule Schwäbischer Wald eine Ausbildung zum Pilzcoach der Deutschen Gesellschaft für Mykologie gemacht.
Näheres zur Führung unter
www.waldsecrets.eu