Das Start-up Akribia will mit neuer Technik das Vermessen von Immobilien einfacher und genauer machen. Zurzeit suchen die Gründer nach einem Investor.

Gerlingen - Von außen sieht es ein wenig aus wie eine schlicht designte Ohrmuschel eines Kopfhörers. Im Inneren steckt aber etwas, was die Welt der Immobilienvermessung revolutionieren soll. Zumindest, wenn es nach den Plänen von Theocharis Kitsikidis, Dominic Sauter und Manuel Sperzer geht. Ihr im Jahr 2016 gegründetes Start-up Akribia mit Sitz in Gerlingen soll das „Messsystem der Zukunft“ bieten, wie es auf der Homepage der drei Gründer heißt.

 

„Wenn heute eine Vermessung beauftragt wird, gibt es so viele Ergebnisse, wie Vermesser beauftragt werden“, sagt Sauter. Er ist selbstständiger Immobilien-Berater und Makler. Das heißt, er bringt die nötigen Kontakte und Expertise der Ziel-Branche mit. Außerdem kann er die Vorzüge des Akribia-Produkts am besten verkaufen.

Schon eine Abweichung um einen Quadratmeter kann viel Geld kosten

Sauter beginnt mit einer Demonstration, wie eine Gebäudemessung heute üblicherweise läuft: Er hält ein Laservermessungsgerät in der Hand, das in seiner Klobigkeit ein wenig an die Handys der ersten Generation erinnert. Der Makler müsse dann von Hand einzelne Punkte an Wänden ansteuern, die am Ende dann zu einem Raum zusammengerechnet werden. Selbst wenn dabei ein Stativ benutzt wird, komme es zu Abweichungen, je nach Nutzer. Besonders schwierig werde es bei Dachschrägen oder Maisonette-Wohnungen. So können sich Abweichungen im Grundriss ergeben. Und bei Quadratmeterkaufpreisen von mehr als 5000 Euro kann schon eine Abweichung von ein oder zwei Quadratmetern viel Geld ausmachen.

Das vollautomatische Akribia-System soll das ändern: der Sensor ist auf einer Drehplattform mit einem genau kalibrierten Motor auf einem Stativ angebracht. Wer den Raum vermessen will, muss das Gerät nur reinstellen, es aktivieren und den Raum verlassen. Der Laser vermisst den Raum dann mit einer Million Punkte innerhalb von 30 Sekunden und überträgt diese Punktewolke dann an einen Computer, wo die selbst entwickelte Software daraus das macht, was Makler, Banken und baldige Hauskäufer sehen wollen: Grundriss, Schnitt, ein dreidimensionales Modell sowie Listen mit Raumgrößen und Bruttorauminhalten. „Es geht um einen neuen Prozessstandard, den wir schaffen wollen“, sagt Dominic Sauter.

Erst Präzision, dann Sexyness

Die Software haben die beiden IT-Fachleute Kitsikidis und Sperzer entwickelt. Und als sie merkten, dass es auf dem Markt keine geeignete Hardware gibt, um ihr Programm mit Daten zu füttern, die präzise genug sind, haben sie das Gerät gleich noch mitentwickelt. Der Sensor stammt von einem chinesischen Hersteller, auch das Stativ ist ein Fremdeinkauf, aber Schale, Plattform und Hülle des Geräts haben sie selbst entworfen und lassen es von einem 3-D-Drucker herstellen. „Augen und Beine sind nicht von uns, aber Hirn, Herz und Seele“, sagt Sauter. Der Prototyp selbst lässt noch den Blick auf Platinen frei. „Momentan geht es uns vor allem um Akkuranz und Präzision, erst später arbeiten wir an der Sexyness“, sagt Sauter.

Das Start-up steht laut Sauter am Ende eines Zustands, den man in Branchenkreisen als Seed State bezeichnet. Sprich: Forschung und Entwicklung sind so weit gediehen, dass man in den Markt eintreten und das Produkt patentieren will. 2499 Euro soll das Gerät dann kosten. Die Auswertung der Vermessung wollen sich die drei Unternehmer zwischen 40 und 60 Euro kosten lassen.

Angepeilter Umsatz im ersten Jahr im Millionenbereich

„Wenn wir 100 Prozent geben können, wären wir in zehn bis 14 Wochen verkaufsbereit“, sagt Sauter. Denn noch arbeiten alle drei in ihren angestammten Jobs, haben aber nebenher viel Freizeit und auch einen hohen fünfstelligen Betrag in ihr Start-up investiert. Aktuell sind sie in Verhandlungen mit Investoren. Zum vollen Durchstarten bräuchte Akribia einen mittleren sechsstelligen Betrag. Dann soll laut Sauter aber auch das große Geschäft locken: Er rechnet für das erste Jahr mit einem Umsatz im siebenstelligen Bereich.