Ritter-Sport-Mitarbeiter haben in der alten Ritter-Villa in Waldenbuch ein Start-up gegründet. Seit Kurzem stellen sie unter dem Namen Purmacherei Knabbereien her.

Waldenbuch - Das kennt wirklich jeder: Nachmittags kommt bei der Arbeit das Tief – und der Griff zur Schokolade. Das gibt Energie, geht aber auch auf die Hüften. Die Waldenbucher Firma Alfred Ritter sollte das eigentlich nicht kümmern, immerhin lebt sie davon, Schleckermäulern ihre quadratischen Ritter-Sport-Tafeln zu verkaufen. Dennoch versucht sie nun etwas Neues. Zwei ihrer Mitarbeiter, Georg Kramer und Matthias Molitor, haben das Start-up „Hang zur Sonne“ ausgegründet, und das vertreibt unter dem Markennamen Purmacherei Knabbereien, die den Anspruch haben, gesund zu sein. „Wir wollten mal in Richtung Healthy Snacking gehen“, erläutert Elke Dietrich aus der Ritter-Sport-Pressestelle.

 

Die Snacks sind vegan, glutenfrei und ohne Konservierungsstoffe

Doch was taugt überhaupt zum Vollwert-Häppchen? Dazu wurden zunächst potenzielle Kunden nach ihren Wünschen befragt, dann folgten Verkostungen mit Prototypen. „Man hat uns total freie Hand gelassen“, sagt Georg Kramer (33), der Berufserfahrung im Bereich Lebensmittelforschung und -entwicklung mitbringt. Herausgekommen sind nach einem Jahr erst der Haferhaps und dann der Kakaowumms. Hinter den Namen verbergen sich Hafer-Mandel-Kugeln sowie geröstete Kakaobohnen. Beides gibt es in mehreren Sorten wie Himbeere, Vanille oder Chili. Das Start-up wirbt damit, dass seine Kleinigkeiten vegan, glutenfrei und – im Fall der Kakaobohnen – plastikfrei verpackt sind, außerdem wird auf raffinierten Industriezucker oder Konservierungsstoffe verzichtet. Lediglich drei beziehungsweise fünf natürliche Zutaten sind laut Packungsangabe in den Hapsen und Wummsen enthalten. „Transparenz ist etwas, was den Leuten wichtig ist“, sagt Georg Kramer.

Die beiden Männer präsentieren eine Presse Marke Eigenbau, mit der in der Anfangszeit die Kügelchen von Hand geformt worden seien. Zwar habe man sich mittlerweile eine Maschine zugelegt, die auf dem Ritter-Sport-Gelände die Getreide-Nuss-Bällchen presst, aber „die meisten Arbeitsschritte sind immer noch von Hand“, betont die Dritte im Bunde, Susi Mannschreck, die aktuell ihren Master in Unternehmenskommunikation macht und im Team fürs Marketing zuständig ist. Sein Büro hat das Trio in der alten Ritter-Villa in Waldenbuch – im ehemaligen Kinderzimmer des Ritter-Sport-Chefs Alfred Theodor Ritter. „Wir machen alles allein, ob Buchhaltung oder Einkauf“, betont Matthias Molitor (31).

Corona hat dem Trio die Tour vermasselt

Punkten wollen die selbsternannten Hapster bei der Generation Hipster: jung, experimentierfreudig, an Nachhaltigkeit interessiert. Laut Susi Mannschreck (32) ist die Zielgruppe weiblich und zwischen 20 und 38, „das ist gleichzeitig die Zielgruppe, die sagt, ich achte auf meine Ernährung und möchte wissen, was drin ist“. Untersuchungen zeigten, dass 80 Prozent der jungen Frauen regelmäßig unterwegs frühstückten. Dem kleinen Hunger wolle man etwas entgegensetzen. „Unsere Idee ist, Konsumenten dafür zu begeistern, sich etwas bewusster zu ernähren“, sagt Georg Kramer.

Seit Juli beziehungsweise November 2019 sind die Knabbereien auf dem Markt. Erhältlich sind sie im Ritter-Sport-Shop in Waldenbuch, zudem in einigen Geschäften im Großraum Stuttgart. 50 Prozent des Umsatzes werde aktuell aber noch über den Onlineshop gemacht, und Gewinne erziele die kleine Firma auch noch nicht. „Wir sind eine unbekannte Marke mit unbekannten Produkten“, sagt Matthias Molitor. Zunächst müsse Purmacherei seine Popularität steigern. Corona hat dem Trio allerdings die Tour vermasselt. Messen, wo man sich in diesem Jahr gern präsentiert hätte, sind abgesagt. Entmutigen lassen wollen sich die Purmacherei-Macher dadurch nicht. Sie brüten bereits über neuen Snack-Ideen. „Gedankengut gibt es da genügend“, sagt Susi Mannschreck, „Lust auch“.