Am Uniklinikum in Tübingen kocht ein Roboter – es ist der erste seiner Art. Wie das Essen schmeckt und was das Start-up hinter der Anlage plant.

Baden-Württemberg: Lea Krug (lkr)

Thai-Suppe, Salat oder Linsen mit Spätzle – das kocht ein Roboter nun am Uniklinikum in Tübingen. In der Universitätsstadt steht nun die erste Anlage des Start-ups Goodbytz aus Hamburg. „Er wird nicht der letzte sein“, sagt CEO Hendrik Susemihl. In den kommenden Monaten und im folgenden Jahr sollen rund 100 weitere der Anlagen in Deutschland, Österreich und der Schweiz in Betrieb gehen.

 

An einem Touchscreen – ähnlich wie bei den großen Fast-Food-Ketten – wird bestellt. Linsen mit Spätzle kosten sechs Euro, die thailändische Suppe mit Gemüse neun Euro. Bis zu fünf Gerichte kann der Roboter gleichzeitig anbieten. Es ist ein großer Kasten aus Metall und Glas, dahinter verbirgt sich die Technik. Drei Roboterarme sind im Einsatz. „Einer kocht, einer serviert und einer putzt“, erklärt Susemihl. Durch die Scheibe können die Gäste beobachten, wie die Lebensmittel in den Töpfen gebraten und gerührt werden.

Roboter hält sich grammgenau ans Rezept

Die Technik gibt es theoretisch schon länger, Goodbytz hat sie neu zusammengefügt und mit einer Software versehen– einen IT-Spezialisten braucht es zum Kochen nicht. „Wie bei einem normalen Kochrezept bekommt der Roboter die Informationen“, so Susemihl. Grammgenau entnimmt er die Zutaten aus den Kühlboxen. Selbst das Topping – wie etwa Frühlingszwiebeln – bringt der Roboter selbstständig auf das Essen.

Einfach kaufen kann man den Roboter nicht, das Start-up Goodbytz vermietet seine Geräte, tausende Euro Miete sind im Monat fällig, die Wartung und die Unterstützung aus Hamburg inklusive. So manches Problem lasse sich dabei vom Computer aus lösen, berichtet Susemihl von seiner Praxiserfahrung

Goodbytz-CEO Hendrik Susemihl entnimmt die Essen aus den Schächten des Koch-Roboters. Foto: StZN/Lea Krug

„Jetzt besteht die Möglichkeit, auch außerhalb der Öffnungszeiten der Betriebsrestaurants und der Cafeterien ein frisches und warmes Essen zu bekommen“, sagt Tobias Anton Schneider, Logistik-Chef am Uniklinikum. Die Ärzteschaft und die Pflegerinnen und Pfleger, die hier am Abend noch im Einsatz sind, mussten sich selbst versorgen. Dutzende Pizzalieferanten fuhren deshalb täglich auf das Gelände. Der Roboter soll für die Beschäftigten nun eine Alternative schaffen. Vor allem auch gesunde und pflanzliche Gerichte soll es hier geben. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen mit ihrer Chipkarte schon bald rund um die Uhr hier ein Essen bekommen können. Aber auch Patienten und Angehörige haben während der üblichen Öffnungszeiten des Gesundheitszentrums Zugang.

Aber schmeckt die Suppe auch?

Nach zwei bis sechs Minuten – je nach Gericht – kommt das Essen nach der Bestellung dann in einer Pfand-Schüssel in einem Ausgabeschacht an, ähnlich wie bei einem Snack-Automaten. Die thailändische Suppe ist heiß, schmeckt nach Kokos und auch das Gemüse ist optimal gegart und schmeckt frisch – kulinarisch steht der Roboter dem Menschen in nichts nach. Das vorher programmierte Rezept ist der entscheidende Faktor.

Die fertige Thai-Suppe in der Pfand-Schale. Foto: StZN/Lea Krug

Doch wenn auch ein Roboter kochen kann, könnte das Gerät damit schon bald viele Arbeitsplätze zerstören? Auf kritische Nachfragen reagiert der Betreiber Sodexo, der die Verträge mit dem Start-up geschlossen hat und am Klinikum die Kantinen betreibt, gelassen. „Er schafft sogar Arbeitsplätze“, sagt CEO Renato Salvatore. Bisher seien Angebote wie das am Tübinger Uniklinikum nicht denkbar gewesen, dafür fehlten schlicht Fachkräfte. Vor allem am Wochenende und nachts sei es schwer, Personal zu finden. Sodexo betreibe in ganz Deutschland 120 Betriebsrestaurants. Normale Küchen werde es dort auch weiterhin geben, verspricht Salvatore. „Der Roboter ist eine Ergänzung.“

Weitere Bilder vom Koch-Roboter finden Sie auch in unserer Bildergalerie – klicken Sie sich gerne durch.