Mit Slika Production dreht Lukas Schweizer bereits professionelle Videos für Rapper.

Leonberg - Es ist bereits spät am Abend. Draußen ist es dunkel, nur das Rauschen vom Fernseher nebenan ist leise zu hören. Eigentlich hätte Lukas Schweizer schon längst ins Bett gehen sollen, um auf seine fünf Stunden Schlaf zu kommen, doch er muss noch einiges erledigen. Er sitzt vor einem großen Computerbildschirm. Daneben stehen ein Mischpult und ein kleinerer Laptop. Hinter ihm sind unzählige Kameras, Stative und Objektive säuberlich in einem Schrank untergebracht. Er gähnt, seine Augen fallen zu.

 

Seine Firma „Slika Production“ gibt es jetzt schon seit einem Jahr. Unter Lukas Schweizers Namen werden Videos gedreht und geschnitten, Produkte werden vermarktet. Das Wort „Slika“ ist slowenisch und bedeutet so viel wie „Bild“. „Mein Opa kommt aus Slowenien. Wir legen deshalb viel Wert darauf, die slowenische Kultur in unserer Familie zu behalten“, erzählt Lukas Schweizer, der mittlerweile 18 Jahre alt ist.

Vom Schulvideo zum Berufswunsch

Angefangen hat alles vor acht Jahren. Der damals Zehnjährige aus Bad Cannstatt hatte seine erste digitale Kamera geschenkt bekommen. Jahre später kam er durch ein Realschulprojekt in der Schellingschule Leonberg auf die Idee, mit seinem Freund Manuel Lauser Schulsituationen nachzustellen. Während er alles filmte und zusammenschnitt, spielte Manuel Lauser den Lehrer, den Schüler oder den Rektor. Als sie den Film schließlich der Klasse präsentierten, waren alle hellauf begeistert. Das brachte Lukas Schweizer auf die Idee, sein Hobby zum Beruf zu machen.

Nachdem er ein Jahr lang auf eine 1200 Euro teure Kamera gespart und sich dafür sogar Geld vom Opa geliehen hatte, wurde sein Traum endlich Wirklichkeit. „Während ich mich vor allem um die Organisation und das Schneiden von Videos kümmere, ist mein Bruder Simon vor allem für die Technik zuständig“, erklärt Lukas Schweizer. Der absolviere eine Ausbildung bei einem Kameraverleih. „Wir profitieren unglaublich davon, dass Simon im Kameraverleih arbeitet. Er bekommt dadurch immer wieder die Chance, Kontakte für uns zu knüpfen“, sagt Lukas Schweizer.

Sie machen auch in Mode

Neben Aufträgen für Rapper, DJs und Werbevideos sind die Brüder auch an der Vermarktung für ein Fitnessprodukt beteiligt. Dazu kommt bald die Vermarktung ihrer eigenen Modekollektion. „Die Kollektion heißt ,Stay Loyal’ und wird nächstes Frühjahr erscheinen“, sagt Lukas Schweizer. „Dahinter steckt allerdings viel mehr Arbeit, als man so denkt. Wir müssen zum Beispiel das Patent anmelden, Skizzen erstellen und eine Produktionsfirma finden.“

Im Augenblick lebt Lukas Schweizer in Leonberg und macht eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten. „Ich muss realistisch bleiben. Falls das mit der Firma nicht klappt, habe ich mit der Ausbildung immer noch einen Plan B“, erklärt er. „Das kann man allerdings überhaupt nicht mit Slika Production vergleichen. Die Firma ist wie mein eigenes Kind. Ich habe es großgezogen und bin dafür verantwortlich, dass  ihm nichts passiert.“ Denn der große Traum des Stuttgarters ist es, irgendwann selbstständig zu sein. „Ich möchte kein Millionen-Unternehmen aufbauen, das wäre unrealistisch. Aber ich möchte eine finanzielle Freiheit erreichen“, sagt er bestimmt.

Nach dem Brotjob bis 3 Uhr nachts arbeiten

Um ihren Auftraggebern eine gute Qualität garantieren zu können, müssen die Brüder große Mengen an Geld in ihre Ausrüstung stecken. „Wir haben Drohnen, eine Vollformatkamera, einen Gimble zum Bildstabilisieren, viele verschiedene Bildschirme und Objektive für die Kameras, Mikros, Softboxen und diverse Stative“, listet Lukas Schweizer auf. Das ganze Equipment liegt bei ihm im Zimmer herum. „Meine Mutter kriegt immer die Krise, weil sie nicht weiß, wie sie putzen soll, ohne die Ausrüstung zu bewegen“, sagt er und lacht.

Gleich darauf verhärten sich seine Gesichtszüge aber wieder. Nachdenklich sagt er: „Es ist im Moment schon sehr anstrengend. Ich komme jeden Tag gegen 16 Uhr nach Hause und setze mich gleich an den Laptop, um etwas für Slika zu machen. Da kommt es nicht selten vor, dass ich bis 3  Uhr nachts arbeite und um sechs schon wieder aufstehen muss.“ Schnell fegt er den Gedanken beiseite. „Das darf man nicht falsch verstehen. Ich weiß, dass sich die Arbeit lohnt und ich bin unfassbar dankbar, dass meine Familie und Freunde mich so unterstützen.“

Mit seinem Start-Up kann er jedenfalls gelassen nach vorn blicken. Im nächsten Jahr sind mehrere Projekte geplant und der ein oder andere große Auftrag ist auch schon in Sicht. „Wenn meine Ausbildung nächstes Jahr zu Ende ist, werde ich sehr wahrscheinlich halbtags arbeiten. Dann kann ich mich besser um die Firma kümmern“, sagt Lukas Schweizer. „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“

www.slikaproduction.de