Mehr als 100 Teilnehmer, gut doppelt so viele Bewerbungen als es Zeitfenster für Startup-Präsentationen gab – das erste International Start-up-Forum in Stuttgart hat das wachsende Interesse an innovativen Firmen belegt.

Stuttgart - Mehr als 100 Teilnehmer, gut doppelt so viele Bewerbungen, als es Zeitfenster für Präsentationen von jungen Unternehmen gab – das erste Internationale Start-up-Forum in Stuttgart hat das wachsende Interesse an innovativen Firmen belegt. Die Beratungsfirma PwC und die Deutsch-Amerikanische Handelskammer (GACC) wollten mittelständischen Firmen der Region die Gelegenheit geben, sich mit innovativen technologischen Konzepten und Geschäftsmodellen vertraut zu machen.

 

Das Spektrum der zehn Start-ups reichte von einer Agentur, die Prominente mit attraktiven „Follower“-Zahlen auf den sozialen Medien an Werbetreibende vermittelt (Addfame), bis hin zu einer innovativen Methode, um Narben nach Herzinfarkten zu verringern (Renovatum Therapeutics). Eine Firma beschäftigte sich mit einem auf Schienengeräuschen basierenden Ortungssystem für Eisenbahnen (Senvisys), eine andere mit einer App für die Steuererklärung (Taxbutler). Bei der genügt es, die Belege einfach mit dem Smartphone abzufotografieren; der Rest geht automatisch Die Unternehmen hatten bereits fertige Produkte und suchten nun nach Investoren, Kunden oder Vertriebspartnern. Der Kapital-Wunschzettel reichte von 225 000 Euro zusätzlichem Kapital bis hin zu rund 5,5 Millionen. Die meisten hielten sich an diesem Punkt lieber bedeckt.

„Für uns ist das ein immer interessanter werdender Bereich“, sagte Christian Hensel von PwC. Die Suche nach passenden Start-up-Partnern für etablierte Firmen wird in Deutschland zu einem immer attraktiveren Geschäftsfeld. Die Vorurteile zwischen etablierten Unternehmen und Gründern seien allerdings noch vorhanden, sagte Niklas Veltkamp, der Start-up-Experte des IT-Branchenverbands Bitkom. Er zitierte Ergebnisse aktueller Umfragen, die etwa die IT-Firma Microsoft in Deutschland in Auftrag gegeben hat. „Start-ups sind schnell wieder vom Markt verschwunden, sind chaotisch und unzuverlässig“, dies seien typische Äußerungen von Unternehmerseite. „Etablierte Unternehmen sind zu langsam und entscheidungsschwach, realisieren ihre Innovationsdefizite nicht – und mischen sich in alles ein“, so formulieren Gründer ihre Ressentiments, die ebenfalls Kooperationen erschweren.

Das bis jetzt für Deutschland ernüchternde Ergebnis: Im Bankenbereich haben beispielsweise 59 Prozent der Firmen noch nie mit einem Start-up zusammengearbeitet. Im Medien- und Touristikbereich sind es jeweils 55 Prozent. Doch das Umdenken hat begonnen: In derselben Umfrage unter mehr als 100 Firmen zogen 87 Prozent derjenigen, die eine solche Zusammenarbeit schon riskiert hatten, eine positive Bilanz.

Noch sind größere Firmen Vorreiter bei Start-up-Kooperationen

Die Fallbeispiele für erfolgreiche Kooperationen werden immer mehr, wenngleich Veltkamp nicht den Mittelstand, sondern größere Firmen wie den Energieanbieter Eon oder den Autohersteller BMW als Vorreiter nannte. Eon kooperiert mit dem Berliner Start-up Thermondo, das analysiert, ob sich eine neue Heizung lohnt, und dann den Umbau kundenfreundlich organisiert. BMW entwickelt eine Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge mit dem Münchner Unternehmen Eluminocity.

Am Ende überzeugte das Züricher und Münchner Unternehmen Comfylight die Jury mit einem Konzept, bei dem LED-Lampen, die ganz normal in die Lampenfassung geschraubt werden können, zum Bewegungsmelder werden, der mit einer Smartphone-App gekoppelt ist. Damit hat ein Immobilienbesitzer eine preisgünstige Alarmanlage.

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