Jan Jessberger und Catalin Mortan gründen in Warmbronn das Produktdesign-Studio Run. Ihr erstes „Baby“ ist die Uhr Ávalt.

Leonberg - Die gemeinsame Kreativität sowie die Leidenschaft für hochwertiges Produktdesign – das weniger durch Glamour oder Luxus, sondern durch Schlichtheit und klare Formen besticht – haben Jan Jessberger und Catalin Mortan zusammengebracht. In Warmbronn gründeten sie ihr Start-up-Unternehmen Runa, ein Studio für Produktdesign. Nach zweijähriger Schaffensphase wollen sie mit ihrem ersten „Baby“, einer Armbanduhr mit dem Namen Ávalt, durchstarten.

 

Das Herzstück, ein mechanisches Automatikwerk, kommt aus der Schweiz. Das Land ist für die Präzision seiner Uhrwerke bekannt. Italienischer Herkunft ist das Lederband. Das Gehäuse ist aus Edelstahl. Alle Komponenten – inklusive des kratzfesten Saphirglases – werden final in China produziert. „Unser Anspruch ist es, das Produkt in bester Qualität zu erschwinglichen Preisen auf dem Markt zu platzieren“, sagt Jan Jessberger.

Traumtänzerei liegt ihnen fern

Die jungen Unternehmer sind beide im Kreis Böblingen verwurzelt. Traumtänzerei liegt ihnen fern. Sie haben das Glück, ihren Traum „nebenberuflich“ verwirklichen zu können. Das Privileg, in Ruhe, ohne finanziellen Druck, das Projekt zu entwickeln. „Wir verspüren natürlich anderen Druck, weil wir uns Ziele gesetzt haben und die auch erreichen möchten“, sagt Catalin Mortan.

Im Jahr 2019 lernen sie sich über gemeinsame Freunde kennen, tauschen Ideen aus und kommen zu dem Schluss, ihre jeweiligen Stärken zu vereinen. „Ich kenne mich mit der Produktion aus und habe ein Netzwerk von Lieferanten. Catalin bringt Marketing, Vertrieb und professionelles Design ein“, sagt Jan Jessberger. Der 32-Jährige wächst in Renningen auf und geht dort zur Schule. In seinem Heimatverein spielt er Fußball, ist auch in anderen Clubs aktiv, bevor er zur SVR zurückkehrt. „Sport ist für mich ein perfekter Ausgleich. Im Sommer bin ich möglichst beim Kitesurfen, im Winter beim Snowboarden.“

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Sein Abitur macht Jan Jessberger am Wirtschaftsgymnasium in Leonberg, bevor er Wirtschaftsingenieurwesen studiert. Er arbeitet nach dem Abschluss zunächst bei der damaligen Mercedes-Tochter MB Tech, einem Beratungsunternehmen sowie Ingenieurdienstleister, hat dann einen soliden und gut bezahlten Job bei Mercedes-Benz, der ihn unter anderem nach Asien oder ins kalifornische Silicon Valley führt.

Künstlerisch-handwerkliche Leidenschaft

Schon während seines Studiums geht er seiner künstlerisch-handwerklichen Leidenschaft nach. Eine Reise nach Kanada inspiriert den Uhren-Liebhaber, eine solche aus Holz herzustellen. Hinzu kommen Brillen und Handyhüllen aus Naturprodukten. Jessberger gründet neben seinem Job seine erste Firma CWA-Design und errichtete im Keller seiner Eltern eine Holzwerkstatt. An den Wochenenden ist er viel auf Messen unterwegs. „Mir schwebte schon damals vor, mich komplett selbstständig zu machen.“ Sein kleines Unternehmen erlebt von 2016 bis 2019 einen Boom. Doch Jessberger merkt, dass er mit dem Werkstoff Holz an einen Punkt kommt, wo es nicht weitergeht.

Und hier kommt Catalin Mortan ins Spiel, der zu diesem Zeitpunkt schon längst den mühevollen und letztendlich erfolgreichen Weg in die Selbstständigkeit durchlebt hat. 2008 gründet er mit zwei Freunden in Warmbronn ein Start-up. Es sind zahllose Nächte, die die jungen Unternehmer durcharbeiten, oft kommen sie an ihre Grenzen. Doch es hat sich gelohnt. Die Medien- und Kommunikationsagentur Storming beschäftigt heute mehr als 60 Mitarbeiter. Mortan ist nicht nur Design-Chef, sondern auch Anteilseigner. Als Designer und gleichwertiger Partner von Jan Jessbeger bringt er sich nun auch im Produktdesign Studio Runa ein.

Schon immer großes Interesse an Design

Catalin Mortan wird in Rumänien geboren, kommt als Zehnjähriger mit den Eltern nach Weil der Stadt. In der Grundschule lernt er schnell die deutsche Sprache, Englisch spricht er bereits. Sein Abitur macht er in Stuttgart, will den ähnlichen Weg seines Vaters – ein selbstständiger IT-Entwickler – einschlagen und schreibt sich an der Universität in Vaihingen ein. „Nach drei Semestern habe ich gemerkt, dass das nichts für mich ist, weil ich mich schon immer für Design interessiert habe“, sagt der 31-Jährige.

Also wechselt er zur Universität nach Hildesheim, wo er den Schwerpunkt auf Branding, also die Entwicklung einer Marke, Marketing und Kommunikation legt. Er schnuppert auch in andere Bereiche wie Architektur oder Film rein. Mit seinen Freunden gründet er schließlich das Start-up in Warmbronn.

In den Gebäuden der Storming-Agentur in der Robert-Bosch-Straße ist auch das Produktdesign-Studio Runa angesiedelt. Und hier bekommt die erste Warmbronner Uhr Ávalt ein Gesicht. Jan Jessberger hat seinen Job bei Mercedes-Benz in der Zwischenzeit gekündigt, arbeitet nun bei einem Stuttgarter Unternehmen im Bereich Business-Development. Er unterstützt Start-up-Unternehmen sich auf dem Markt mithilfe von Investoren zu etablieren. „Ich habe eine freie Zeiteinteilung, was mir sehr entgegenkommt, weil ich gerne auch mal bis spät abends arbeite“, sagt Jan Jessberger.

Der nächste Schritt ist die Markteinführung

Auf einem Tisch präsentieren die Unternehmer ihre Uhr in den unterschiedlichsten Variationen. Sie ist nur ein Produkt der beiden Unternehmer, auch die ersten Brillen-Modelle sind erschaffen. „Der nächste Schritt ist die Markteinführung“, sagen sie.

Online ist ein Teil der Produkte bereits erhältlich. Und hier kommt nicht nur Jan Jessberger mit seiner guten Vernetzung und seiner Berufserfahrung ins Spiel, sondern auch die Werbe- und Kommunikationsagentur Storming mit ihrem Fachwissen. Die Rädchen greifen offenbar wie die eines Uhrwerks perfekt ineinander.