Das 2012 gegründete Start-up Codeatelier aus Burgstetten im Rems-Murr-Kreis sucht auf der Cebit in Hannover nach Investoren für sein Produkt Homee, einer intelligenten Steuerung von Häusern und Wohnungen mittels Computer.

Hannover - An ein Künstleratelier erinnert dieser schmucklose Arbeitsraum nur begrenzt. Waldemar Wunder und Tobias Graf sitzen auf Drehstühlen, vor ihnen flackern gleich fünf Monitore und ein Laptop. Es ist etwas unordentlich, kreatives Chaos sozusagen. Die Programmierer sind die Gründer eines Unternehmens mit dem klangvollen Namen Codeatelier, das seinen Sitz in Burgstetten im Rems-Murr-Kreis hat. Momentan werkeln die beiden an ihrem ersten großen Projekt mit dem Titel „Homee“, einer Wortschöpfung aus den englischen Begriffen für „Heim“ und „Kumpel“. Damit soll ein möglichst simples und billiges Management des Energieverbrauchs in den eigenen vier Wänden ermöglicht werden.

 

Mit zum Team gehören Jochen Schöllig und Markus Graf; alle vier sind Absolventen der Fachhochschule Esslingen. Ab Anfang März sollen Kunden Homee bestellen können. „Wir sehen viel Potenzial beim Thema Smarthome“, sagt Wunder. Smarthome – das meint die intelligente Steuerung von Häusern und Wohnungen mittels Computer; so kann beispielsweise ein Programm so konfiguriert werden, dass es automatisch die Heizung herunterfährt, wenn das Fenster geöffnet wird. „Jeder hat davon schon gehört, aber die meisten halten das für sehr komplex und teuer. Wir haben jetzt eine billige und kinderleichte Lösung entwickelt“, sagt Wunder. Das Problem: wer heute seine eigenen vier Wände automatisieren möchte, muss eine Anlage erwerben, mit der sich via Funk Fenster, Heizungsventile oder Bewegungsmelder steuern lassen. Die vier Jungunternehmer haben stattdessen einen USB-Hub programmiert, der sich an einen herkömmlichen DSL-Router stecken lässt und die gleiche Aufgabe übernimmt wie die ansonsten notwendige teure Zentralanlage. 100 Euro sollen der Hub und der erste Funk-Stick im Paket kosten.

Eineinhalb Jahre Entwicklungsarbeit stecken in Homee

Bedient wird Homee via App, die sowohl für Smartphones als auch für Desktop-PCs programmiert wurde – oder vielmehr immer noch programmiert wird. „Wir sind momentan in der Testphase“, sagt Wunder. „Wirklich fertig ist eine Software ohnehin nie“, ergänzt Tobias Graf. Die aktuelle Version sieht aber schon vielversprechend aus: Jalousien oder Heizungen werden bildlich dargestellt und können mit einem Fingerstreich reguliert werden. Eineinhalb Jahre Entwicklungsarbeit stecken in Homee bereits. Auf der Messe in Hannover präsentiert sich Codeatelier in dieser Woche möglichen Investoren. Das Start-up ist einer von 50 Finalisten eines internationalen Wettbewerbs, den der IT-Dienstleister GFT und dessen Chef Ulrich Dietz 2012 zum zweiten Mal ausgerufen haben. 15 000 Euro Preisgeld würde der Sieg einbringen; wichtiger ist aber die Aussicht, dabei einen Kapitalgeber zu finden. Bewerben konnten sich für die diesjährige Ausschreibung des Wettbewerbs junge Unternehmen, die kreative Lösungen zur Bewältigung des Klimawandels entwickelt haben.

„Nach einer Studie des Fraunhofer-Instituts lassen sich durch intelligentes Hausmanagement bis zu 40 Prozent des Energieverbrauchs einsparen“, sagt Waldemar Wunder. Damit sei das Potenzial von Homee aber bei weitem noch nicht ausgeschöpft, betont der Programmierer. „Unsere langfristige Vision ist es, Homee als Plattform zu etablieren, auf der dann Drittparteien weitere Anwendungen zur Verfügung stellen können.“ Das soll dann ähnlich wie Apples Appstore funktionieren. Denkbar wären Programme, die einen „virtuellen Bewohner“ simulieren, um mögliche Einbrecher abzuschrecken, wenn die wirklichen Hausbesitzer verreist sind; oder ein Programm, das den Energieverbrauch des Hauses genau auswertet, dann via Internet die Preise verschiedener Versorger vergleicht, um gegebenenfalls den Wechsel zu einem günstigeren Wettbewerber vorzuschlagen. „Anfangs waren wir schon fasziniert, wenn wir mit dem Handy das Licht an- und ausschalten konnten. Aber je tiefer man in die Materie eindringt, desto mehr Möglichkeiten tun sich auf“, sagt Wunder.

Die Produktion soll ein externes Unternehmen übernehmen

Einen Investor benötigt Codeatelier vor allem deswegen, weil der USB-Hub und die Erweiterungsstecker in ansprechendem Design auf den Markt kommen sollen; das Modell besteht aus bunten Klötzchen, die sich wie Legosteine aufeinander stecken lassen. Die Produktion soll ein externes Unternehmen übernehmen. Eine Million Euro an Kapital werden benötigt, so sieht es jedenfalls der Businessplan vor; in der Summe enthalten sind auch die Kosten für die geplanten Vermarktungsstrategien.

Eindrücke von der Cebit in Hannover: