Der Bioökonomie, wie sie in Stuttgart-Hohenheim gelehrt wird, werden große Potenziale vorausgesagt. Es geht dabei um einen nachhaltigeren Rohstoffkreislauf. In Leinfelden-Echterdingen kommt nun die Idee auf, ein Gründerzentrum für Start-ups zu schaffen.

Leinfelden-Echterdingen/Hohenheim - Die Zutaten sind vorhanden. Es gibt eine Universität, die Bioökonomie lehrt, gute Böden, Landwirtschaftsbetriebe, technisches Wissen und Fachkräfte. Die Gründung von Bioökonomieunternehmen ist unter diesen Voraussetzungen nicht mehr weit. Um junge Unternehmen auf den Fildern zu halten und vielleicht sogar Firmen aus anderen Regionen anzulocken, wird in Leinfelden-Echterdingen darüber nachgedacht, ein Gründerzentrum einzurichten.

 

Gleich zwei Anträge unterschiedlicher Fraktionen zielten während der jüngsten Haushaltsberatungen in diese Richtung. Die SPD-Fraktion hatte beantragt, mit den anderen Kommunen des Kommunalen Arbeitskreises Filder (KAF) die Möglichkeiten für ein Gründerzentrum für den Bereich Bioökonomie auszuloten. „An der Universität gibt es viele Interessenten, die in der Nähe der Universität gründen wollen“, erklärt die Stadträtin Barbara Sinner-Bartels (SPD). Kommunen könnten, beispielsweise über die Wirtschaftsförderung, helfen, dass die Gründer Räume für Büros oder Labore bekommen. „Man könnte diesen Leuten den Rücken stärken“, sagt die Stadträtin. Vielleicht entwickele sich daraus ein Cluster.

Die Fraktion LE Bürger/Demokratie in Bewegung stellte einen Antrag, der in eine ähnliche Richtung ging. Sie forderte die Gründung einer Arbeitsgruppe, mit dem Ziel, Konzepte zur Ansiedelung von Start-ups zu entwickeln.

Oft fehlt es Start-ups an finanziellen Möglichkeiten

Aber warum brauchen die Start-ups überhaupt ein eigenes Zentrum? Zum einen sind die vorhandenen Flächen in der Metropolregion Stuttgart rar gesät und teuer. Wenn Unternehmen am Anfang stehen, fehlt es oft schlicht an den finanziellen Möglichkeiten, sich Räume auf dem regulären Markt zu beschaffen. Hinzu kommt, dass beim Aufbau eines Unternehmens allerhand zu tun ist.

„Auf einen Gründer kommt jede Menge zu. Und sie haben wenig Ressourcen“, bringt es Andreas Kuckertz auf den Punkt. Der Professor leitet das Fachgebiet Unternehmensgründungen und Unternehmertum (Entrepreneurship) an der Universität Hohenheim. In einem Gründerzentrum könnten neben einer günstigen Miete auch beispielsweise die Buchhaltung oder eine Steuerberatung geboten werden. „Damit nimmt man ein wenig den Druck aus dem Kessel“, erklärt der Professor.

Mit einem Gründerzentrum könnten junge Unternehmen aus der Region in der Region gehalten werden, so die Idee. Ein klassisches Beispiel sind Promotionsstudenten, die nach der Verleihung der Doktorwürde ihre Forschung kommerzialisieren wollen. Darüber hinaus können Gründerzentren, falls sie einen bestimmten Themenbereich abdecken, Forscher aus entfernteren Regionen anlocken. Vor Ort können sich die Unternehmen dann gegenseitig inspirieren.

Den Standort zukunftsfähig halten

In der Metropolregion Stuttgart sei das Angebot eines Gründerzentrums sehr sinnvoll, sagt Kuckertz. Für die Kommune habe das Gründerzentrum den Vorteil, den Standort zukunftsfähig zu halten. „Um dem Strukturwandel vorzugreifen.“ Allerdings sollte aus seiner Sicht ein Gründerzentrum mit einem attraktiven Thema verbunden sein. Die Bioökonomie sei ein gutes Beispiel dafür. „Das ist ein großes Thema, das uns die kommenden Jahrzehnte beschäftigen wird“, ist sich Kuckertz sicher. Bioökonomie beschäftigt sich mit der Frage, wie Menschen nachhaltiger leben können, wie der Kreislauf des Wirtschaftens umweltverträglicher werden kann, zum Beispiel mit nachwachsenden biologischen Rohstoffen.

Die Stadtverwaltung von Leinfelden-Echterdingen steht den Haushaltsanträgen aufgeschlossen gegenüber. Man habe sich bereits im vergangenen Jahr im Rahmen des Landes-Wettbewerbs „Gründungsfreundliche Kommune“ mit einer Konzeption zur Schaffung einer gründerfreundlichen Infrastruktur für Start-up-Unternehmen beschäftigt. Darin sei auch die Einrichtung eines Gründerzentrums vorgesehen, heißt es in der Antwort des Rathauses auf die Haushaltsanträge. Eine Fokussierung auf Start-ups aus dem Bereich der Bioökonomie auf der Ebene aller KAF-Kommunen könne eine wichtige Weiterentwicklung und Profilierung des Wirtschaftsstandorts Filder bedeuten.