Insgesamt 160 Aussteller zeigten jüngst auf der Designmesse Blickfang ihre Produkte. Unter ihnen waren auch Frauen von der Filderebene. Welche Vorteile haben solche Ausstellungen für sie?

Filder - Die Blickfang-Messe zieht seit Jahren Designfans nach Stuttgart. Am ersten November-Wochenende bummelten mehr als 17 000 Besucher in den Wagenhallen und im Wizemann an den Ständen von 160 Ausstellern vorbei. Unter den Betreibern: Clea Günther aus Heumaden und Tanja Stetter aus Sillenbuch. Die zwei Frauen sind nicht nur geschäftlich miteinander verbandelt. Sie sind auch Schwägerinnen. 2015 haben sie ihre Firma „Sii Bags“ gegründet – nach einem Aha-Erlebnis im Strandurlaub. Dort stachen der Modedesignerin und der Grafikerin die für ihren Geschmack hässlichen blauen Taschen eines Möbelhauses negativ ins Auge. Geboren war der Gedanke, große, robuste, aber auch schöne Beutel zu kreieren. „Ein Gebrauchsgegenstand sollte auch ästhetisch sein“, findet Tanja Stetter (48). Und ein besonderes Material war auch schnell gefunden: ausrangierte Segel. Die beziehen die Gründerinnen vor allem vom Bodensee.

 

Die eine schneidet, die andere näht

Mittlerweile hat das Duo diverse Produkte vom großen Shopper über den Sportbeutel bis zur kleinen Gürteltasche im Angebot. „Wir machen alles selbst, auch das Logo und die Etiketten“, betont Tanja Stetter. Immer donnerstags wird in Heumaden geschafft. Die eine schneidet, die andere näht an der Spezialmaschine. Regional, nachhaltig, handgemacht, individuell: Solche Attribute kommen an und werden bei diversen Design- und Upcycling-Messen, die die „Sii Bags“-Macherinnen regelmäßig besuchen, in den Vordergrund gestellt. Die Ausstellungen – die nächste wird die „Schöne Bescherung“ im Römerkastell sein – bezeichnen die Frauen als ihr Hauptgeschäft. „Wir können die Geschichte erzählen“, sagt Clea Günther (46), außerdem könne man vor Ort bestens Kontakte knüpfen. Vor allem der Umweltaspekt komme an. Tanja Stetter findet: „Das ist einfach ein positives Material.“ Leben können sie vom Verkauf ihrer Taschen noch nicht, immerhin aber haben sie einige Produkte mittlerweile in drei kleineren Läden im Stadtgebiet untergebracht.

Sie besucht gern einheimische Designmessen

Arianna Madiotto ist einen Schritt weiter. Ihre eleganten Handyketten aus Leder, Baumwollkordeln und Natursteinen gibt es bereits bei bekannten Firmen wie Breuninger, Merz & Benzing und in diversen Geschäften. Dabei vertreibt die 36-jährige Italienerin, die seit ein paar Jahren in Kaltental lebt, ihre Handyhüllen zum Umhängen über ihre Firma „Studio Nooks“ erst seit 2017. Die Erfindung: ein Zufall. „Ich habe von meinem Mann eine Handykette bekommen, aber sie war mir zu bunt und zu sportlich. Ich trage gern Röcke und Kleider“, sagt sie. Kurzerhand bastelte sich die gelernte Designerin für visuelle Kommunikation ein eigenes Modell, „und alle sind ausgerastet“. Erst versorgte sie Freunde, dann Kollegen, und heute gibt es einen florierenden Onlineshop.

Einheimische Designmessen besucht die Mutter zweier kleiner Kinder trotzdem gern. „Messen sind wichtig, um zu verstehen, welche Wünsche die Kunden haben und welche neuen Farben ankommen. Sie sind mein Fenster zur Welt, und Bekanntheit tut immer gut“, sagt Arianna Madiotto. Wie bei Clea Günther und Tanja Stetter gilt auch bei ihr: Sie selbst ist ihre beste Werbung. Vor allem bei Einheimischen komme an, dass sie aus der Stadt sei und in drei lokalen Sozialwerkstätten, unter anderem in Vaihingen, Teile ihrer Produkte knüpfen, kleben und sticken lasse. „Sozial zu produzieren, hat höhere Kosten, aber mir ist wichtig, das zu unterstützen“, sagt sie. Neuigkeiten gibt es auch schon: Neben den aktuellen Umhängetäschchen für Airpods-Kopfhörer liebäugelt Arianna Madiotto mit Handyhüllen aus Recyclingmaterial.