Fünf neue Astronautinnen und Astronauten der Europäischen Raumfahrtagentur und elf Reserve-Astronauten werden beim Grundlagentraining der Uni Stuttgart fit fürs All und den Umgang mit einem Raumfahrzeug gemacht.

Die Europäische Raumfahrtagentur (ESA) hat fünf neue Astronautinnen und Astronauten für künftige Missionen ausgewählt. Sie sollen von der Uni Stuttgart startklar fürs Weltall gemacht werden: die Hubschrauber-Testpilotin Sophie Adenot (Frankreich), der Luft- und Raumfahrt-Ingenieur Pablo Álvarez Fernández (Spanien), die Astronomin Rosemary Coogan (Vereinigtes Königreich), der Neurowissenschaftler Raphael Liégois (Belgien) und der Mediziner Marco Sieber (Schweiz).

 

Unter den elf Reserve-Astronauten sind mit Amelie Schönenwald und Nicola Winter die ersten deutschen Astronautinnen. Außerdem hat die ESA zum ersten Mal einen Para-Astronauten ausgewählt, John McFall, der im Alter von 19 Jahren ein Bein verlor und damit der erste Astronautenkandidat mit Behinderung überhaupt ist.

Mit der Weltraumumgebung vertraut werden

Sie alle haben ein anspruchsvolles Auswahlverfahren durchlaufen. Bevor sie jedoch „flugfähig“ sind, müssen sie einen international anerkannten Wissensstand in einer Vielzahl von Bereichen erreichen. Dafür werden sie das sogenannte Astronauten-Grundlagentraining absolvieren. Einen wichtigen Teil davon bietet das Institut für Raumfahrtsysteme (IRS) der Uni Stuttgart an. „Während dieses Trainings erhalten die angehenden Astronautinnen und Astronauten einen ersten Einblick in die Raumfahrtsysteme, wobei sie sich zunächst mit der Weltraumumgebung und ihren Auswirkungen befassen“, sagt IRS-Chef Stefanos Fasoulas.

Dazu gehöre unter anderem eine Einführung in die Aerodynamik, aber auch die in einem Raumfahrzeug benötigten Subsysteme wie Energieversorgung, Thermalkontrolle oder Lebenserhaltungssysteme. Zudem müssen sich die angehenden Astronauten mit Flugdynamik, Steuerung und Navigation vertraut machen. Und, natürlich, mit Bahnmechanik und -manöver, Lagebestimmung und – nicht zuletzt – mit dem Zugang zum Weltraum und Wiedereintritt in die Erdatmosphäre.

Auch das Dozententeam muss sich zertifizieren lassen

Dafür muss sich auch das Dozententeam der Uni Stuttgart zertifizieren lassen. Die Vorlesungen werden voraussichtlich Ende 2023 im Europäischen Astronautenzentrum in Köln stattfinden. Bereits 2009 hat das IRS einen Teil der Grundlagen-Vorlesungen für Samantha Cristoforetti, Alexander Gerst, Andreas Mogensen, Luca Parmitano, Tim Peake und Thomas Pesquet übernommen, 2015 für Matthias Maurer. „Wir sind sehr stolz darauf, von der ESA erneut für die Durchführung der Grundlagenvorlesungen ausgewählt worden zu sein“, sagt Fasoulas. „Und wer weiß, vielleicht werden die angehenden Astronauten ja die ersten Europäer auf dem Mond sein.“