IdeenwerkBW-Schwerpunkt Food (Schluss): Das Startup Hibkuss aus Neckarsulm bringt ein Getränk mit Kultcharakter auf den Markt. Nicht nur die Idee, sondern auch die Gründer kommen aus dem Sudan.

Neckarsulm - Die Blume muss man sich nicht ins Haar stecken wie zur Hippie-Zeit oder als Deko für eine Speise einsetzen. Nein, die Blüten werden direkt verarbeitet zu einem Getränk. Die Idee dazu hatten die Brüder Mazin (31 Jahre) und Moataz Adam (29 Jahre) aus Neckarsulm vor zwei Jahren, als sie sich mit Hibkuss, wie sie ihr Getränk liebevoll nennen, selbstständig machten. Hibkuss basiert auf Rezepturen aus ihrem Geburtsland Sudan.

 

Ihre Geschäftsgründung haben sie komplett ohne Fördergelder geschafft. In ihrer Heimat ist Hibiskus, das dort Karkadeh heißt, seit Generationen bekannt für seine heilende Wirkung und wird vielfältig eingesetzt. In Deutschland kennt man die schönen Blüten. Diese lassen Mazin und Moataz direkt in ihrem Land pflücken, wo sie besonders intensiv rot blühen und mehr der wichtigen Inhaltsstoffe enthalten.

Hibkuss verbindet Hibiskus und Kuss

Hibkuss ist ein Begriff, in dem sich Hibiskus und Kuss verbinden. Wer unter Hibiskus nachschlägt, erfährt an ziemlich erster Stelle, dass Hibiskus eine Art Allheilmittel ist: durstlöschend, entschlackend, den Blutdruck auf natürliche Weise senkend und vieles mehr. Moataz ergänzt: „Unser Hibkuss wirkt zudem sättigend und hat sehr viel Eiweiß.“Das Erfrischungsgetränk ist nicht nur koffeinfrei, sondern auch frei von künstlichen Aromen und von Gluten, enthält keine Konservierungs- und Farbstoffe.

Auf 100 Milliliter kommen 8 Gramm Zucker, 10 Gramm Kohlenhydrate keinerlei gesättigte Fettsäuren, und weniger als 0,3 Gramm Fett, Der Nährwert pro 100 Milliliter beträgt 177 Kilojoule. Und warum glauben die beiden jungen Männer, dass ihre Marke ein Erfolg wird? „Bei uns im Sudan ist der Hibiskus ein Kultgetränk“, sagen sie.

„Kalt serviert wird er insbesondere an heißen Tagen getrunken.“ Das Getränk lösche nicht nur den Durst, sondern verhindere zudem, dass man schnell wieder Durst bekommt. Denkt man an viele süße und beliebte Kaltgetränke hierzulande, wäre das durchaus ein herausragendes Merkmal. Das Getränk ist nicht nur Durstlöscher und Nahrungsmittel, es ist auch ein natürliches Heilmittel. Hibiskus an sich wird in der Pharmaindustrie in sehr vielen Medikamenten eingesetzt wird.

Ein Drink mit Alleinstellungsmerkmal

Diese drei Komponenten sind Alleinstellungsmerkmale, weshalb Hibkuss für den deutschen Markt geradezu prädestiniert sei, sind Matiz und Moataz überzeugt. Den Zuckergehalt haben sie beim zweiten Anlauf für ihr Getränk deutlich reduziert. „Ganz ohne Zucker geht es aber nicht. Sonst schmeckt das Hibiskus-Getränk bitter“, erklärt Matiz. Die genaue Rezeptur freilich ist ihr bestgehütetes Geschäftsgeheimnis. Es ist nämlich beileibe nicht damit getan, den handelsüblichen Hibiskustee als Kühl- oder Eistee zu trinken.

„Unser Ziel war schlichtweg, das Getränk, das wir gut kennen, auf den deutschen Markt zu bringen“, erzähle die Brüder. „Es war beliebt und die Leute waren bereit, dafür zu bezahlen und die Nachfrage war groß“, so die Beobachtung in den ersten Testmonaten. Deshalb stand der Beschluss, eine eigene Getränkemarke zu gründen, eben Hibkuss. „Natürlich haben wir unsere Geschäftsgründung damit verbunden, dann auch Arbeitsplätze für gerechten Lohn in unserer Heimat schaffen zu können.“ Das ist Moataz und Mazin wichtig, weil sie wissen, dass sudanesische Arbeiter für ihre harte Arbeit häufig nicht entsprechend entlohnt werden. „Wir möchten in Deutschland so groß wie möglich werden und hier wie in unserer Heimat Arbeitsplätze beschaffen“, umreißen sie ihren Fünfjahresplan.

Die Gründer wollen selbstständig entscheiden können

Nebenbei möchten sie sich mit der Geschäftsgründung einen Traum erfüllen, sehr selbstständig im eigenen Betrieb mit der eigenen Marke. Erst einmal muss aber der deutsche Markt erschlossen werden. Doch bisher gehen die beiden Brüder in kleinen Schritten und mit eigenem Kapital voran. Schließlich hat Moataz einen Volltagsjob als Projektingenieur, und so hängt die gesamte Geschäftseinführung derzeit hauptsächlich an Matiz.

Große Sprünge im Marketing können sie nicht machen, was der Schlüssel zu einer schnelleren Verbreitung des bisher noch per E-Mail-Formular zu bestellenden Produkts wäre. Es würde große Summen verschlingen, und dafür reicht das eigene Geld nicht. An Crowdfunding denken sie bisher nicht. Gegen den einen oder anderen Sponsor spräche allerdings nichts. Denn eines haben sie auf dem umkämpften Markt bereits gelernt: „Mit wenig Geld kommt man nicht vorwärts.“ Das Geschäft als solches möchten sie jedoch vollständig in ihren Händen behalten.

Die Geschichte hinter dem Getränk

1996 kamen Mazin und Moataz Adam als Kleinkinder mit ihren Eltern aus dem Sudan nach Deutschland und haben hier die Schule besucht. Moataz studierte Produktion und Logistik an der Hochschule Heilbronn, Mazin ist gelernte Fachkraft für Lagerlogistik. Gegründet haben sie die Hibkuss GbR, deren Gesellschafter sie sind, im Juni 2015. Seither haben sie sich auf das Netzwerken und auf Startup-Wettbewerbe konzentriert, um auf diese Weise für ihr Produkt zu werben. Die beiden Brüder wollen mit Hibkuss im Sinne von Fair Trade auch Arbeitsplätze in ihrer sudanesischen Heimat schaffen.

Hibkuss ist eine eingetragene Marke, von der die Adam-Brüder sagen, es sei ein völlig neues Erfrischungsgetränk auf dem deutschen Markt. Das müsse noch bekannter werden. Aufgrund seiner Eigenschaften soll Hibkuss auch in Fitness-Studios angeboten werden, so der Plan. Dafür soll das Erscheinungsbild der Flasche in absehbarer Zeit auch noch aufgepeppt werden, um den Kultcharakter zu betonen.