In der Berichterstattung zur Corona-Krise tauchen Zahlen zu Erkrankten und Genesenden auf. Auf Internetseiten kann man sich einen Überblick über das aktuelle Geschehen verschaffen. Welche sind besonders aussagekräftig?

Stuttgart - Irgendwann am frühen Samstagmorgen war es so weit. Zum ersten Mal, seitdem das Corona-Virus begann, Angst und Schrecken zu vermeiden, gab es mit Italien ein Land, in dem aktuell mehr infizierte Menschen leben als in China. Keine 48 Stunden später hatten sich die Zahlen noch einmal dynamisch weiterentwickelt: Italien hatte am Montag früh, 11 Uhr, mit mehr als 20 000 Infizierten bereits doppelt so viele Corona-Kranke wie China, wo noch 9960 aktuell erkrankte Patienten gemeldet wurden. Daten zum Geschehen werden von etlichen Organisationen verbreitet. Eine Übersicht.

 

Johns-Hopkins-Universität

Die oben genannten Zahlen stammen von der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore. Natürlich weist auch die Karte auf deren Webseite (https://coronavirus.jhu.edu/map.html) die kumulierten Zahlen aus, die in den meisten Übersichten auftauchen. Bei dieser Betrachtung der bislang insgesamt Infizierten weist China den mit Abstand höchsten Wert auf. Doch während in China ein Großteil der Patienten bereits wieder genesen ist, steht die Krise in Europa erst am Anfang. Und während bei den meisten Karten zwischen aktuellen und ehemaligen Kranken nicht unterschieden, sondern einfach nur aufaddiert wird, machen es die Hopkins-Wissenschaftler genauer.

Die Zahlen für Baden-Württemberg finden Sie hier.

In einer weiteren Grafik werden nur Patienten erfasst, die aktuell infiziert sind – und da hat Italien den unrühmlichen Spitzenplatz. Deutschland hatte hier am Montagmorgen mit 5700 Fällen etwa halb so viel Kranke wie China, aber auch hier spricht die Dynamik dafür, dass sich das ändern wird. Vor dem vergangenen Wochenende war Deutschland mit weniger als 3000 Patienten, China hingegen noch mit mehr als 13 000 gelistet. Ebenso eindrucksvoll wie erschreckend ist der Vergleich zwischen Spanien und Südkorea. Während sich in Südkorea die Zahl der Infizierten im Bereich von 7000 einzupendeln scheint, ist sie in Spanien in den letzten Tagen von ein paar Hundert Fällen auf ebendiesen Wert emporgeschnellt.

Es gehört zu den traurigen Gegebenheiten dieser Tage, dass Kriminelle die interaktive Karte der Johns-Hopkins-Universität missbrauchen. Betrüger haben die Karte nachgebaut und versenden sie in Messenger-Diensten als Link zum Runterladen. Im Hintergrund öffnet sich dann ein Schadprogramm, das Passwörter abgreifen kann und Daten ausspäht.

Health Map

Wer sich anschauen will, wie schnell sich das Virus ausbreitet, für den ist die Health Map (www.healthmap.org/covid-19) eine gute Wahl. Der Klick darauf erinnert an die Geschichte des indischen Höflings, der von seinem Herrscher eine scheinbar geringe Belohnung erbat. Ein Reiskorn auf dem ersten Schachbrett, ein weiteres auf dem zweiten, vier auf dem dritten, dann acht, 16 und so fort. Am Ende waren es mehr als 18 Trillionen Reiskörner, mehrere Weltjahresernten. Ganz so dramatisch ist die Corona-Entwicklung noch nicht. Dennoch sind die Zahlen beeindruckend. Anfang Januar beginnt die Zählung mit einem Punkt in China, dann wird die Welt in atemberaubendem Tempo infiziert. Die Animation wird mit Datenmaterial aus der ganzen Welt gefüttert. Ähnliche Karten erstellen die Forscher zur Grippe oder dem Dengue-Fieber.

Worldometers

Einen Blick auf die Dynamik des Geschehens erlaubt auch das Datenportal www.worldometers.com. Die Macher zeichnen auf Basis zahlreicher Quellen aus aller Welt – darunter aktuelle Medienberichte – und unterstützt von Algorithmen in Echtzeit die Verbreitung des Virus nach. Die Website wurde von der American Library Association, dem weltgrößten Bibliothekenverbund, zu einer der besten kostenlosen Referenzwebseiten gewählt.

Next Strain

Das Open-Source-Projekt Nextstrain (https://nextstrain.org/ncov) ist etwas für Datenjunkies. Hier lässt sich die Verbreitung des Virus anhand von Genomanalysen verfolgen. Dort ist zu sehen, dass es in mehreren Teilen der Welt nicht aus China, sondern aus dem Iran eingeschleppt wurde und dass der Ausbruch im US-Staat Washington mit dem Kreuzfahrtschiff Grand Princess verknüpft ist. In Europa scheinen die Daten darauf hinzudeuten, dass in vielen Ländern das Virus aus Italien eingeschleppt wurde.