In Stuttgart läuft es, drum herum herrscht Stillstand. Am Dienstagmorgen sind vor allem die Bundesstraßen und Autobahnen rund um die Landeshauptstadt verstopft. Für die Innenstadt hat das einen unerwartet angenehmen Nebeneffekt: Die Straßen im Kessel sind erstaunlich leer.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Tag eins des Bahnstreiks beginnt zumindest in der Stuttgarter Innenstadt ruhig. Auf dem Weg quer durch den Kessel staunen Autofahrer kurz nach sieben Uhr nicht schlecht: Es sieht aus, als hätten völlig unvorhergesehen die großen Ferien begonnen. Kaum Rückstau an den Ampeln, es läuft. Also doch alles halb so wild?

 

Das Bild trügt. Im Herzen der Stadt ist es nur so ruhig, weil drum herum die Staus gewaltig sind, auf bis zu zehn Kilometern Länge stehen die Autos. Schon kurz nach sechs Uhr hatten sich am Dienstagmorgen die ersten Pendler auf den Weg nach Stuttgart gemacht, so die ersten Erkenntnisse der Verkehrsleitzentrale. „Es fängt früher an und dauert länger“, sagt Ralf Thomas, der Leiter der Integrierten Verkehrsleitzentrale (IVLZ).

Der Verkehr rauscht auf etlichen Monitoren vorbei

In der Leitzentrale in der Mercedes-straße in Bad Cannstatt haben die Fachleute den Überblick. Während auf den Straßen das Hupen und Schimpfen beginnt, ist es in der Schaltzentrale ruhig. Vor dem Fenster steht das Riesenrad auf dem Wasen still. Im Raum surrt leise die Lüftung. An vier Arbeitsplätzen rauscht der Verkehr auf den Monitoren vorbei – oder eben nicht. Im Raum sind je ein Vertreter des Tiefbauamts, der Verkehrsbehörde im Amt für öffentliche Ordnung der Stadt, der Polizei und der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB). Hier laufen alle Informationen über die Verkehrslage in der Stadt ein, und von hier gehen alle Warnmeldungen für den Verkehrsfunk hinaus.

Am Dienstagmorgen müssen die Verkehrsingenieure der Stadt nur minimal eingreifen. Der Grund ist der gleiche, der den Autofahrern innerhalb der Stadtgrenzen ihren Weg zur Arbeit so angenehm gemacht hat: das vergleichsweise harmlose Verkehrsaufkommen. An der Rosensteinbrücke, an der Ecke Heilbronner-/Wolframstraße und an der Pragstraße/Borsigstraße ändert die Leitzentrale die Ampelschaltung geringfügig, damit es vor allem in den Tunneln keine Rückstaus gibt.

SSB hat am Dienstag deutlich mehr Fahrgäste

Den ärgerlichsten „Stau“ hat an diesem Vormittag der SSB-Mann Jürgen Krug zu bewältigen. Er versucht vergebens eine Störungsmeldung auf die Internetseite des VVS zu stellen: „Das dauert ewig, alle wollen auf der Seite schauen, was fährt.“ Dass sich mehr Pendler als sonst für den öffentlichen Nahverkehr – außer S-Bahn und Bahn – interessieren, merkt auch die SSB. Die Stadtbahnen und Busse sind dort, wo sie eine Alternative bieten, deutlich voller als an normalen Werktagen, sagt die SSB-Pressesprecherin.