Je näher die Sperrung der Geiselbachstraße rückt, die eine zentrale Verbindung in den Esslinger Norden ist, desto klarer wird, dass ein Chaos droht. Auch eine Nachbarstadt ist betroffen.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Noch haben die Menschen 14 Monate Zeit. Aber die GAS in der Esslinger Geiselbachstraße rückt näher – und die Bürger in den nördlichen Esslinger Stadtteilen flüchten sich schon jetzt in Sarkasmus. Denn GAS steht in Abwandlung von GAU für „größte anzunehmende Sperrung“. Gemeint ist die Tatsache, dass die Geiselbachstraße in ihrem stadtnahen Bereich wegen der Sanierung eines historischen Abwasserkanals von Juni 2019 an mindestens 15 Monate lang komplett gesperrt werden muss. Schon jetzt ist klar, dass die Schließung der zentralen Verbindung zu einem Verkehrschaos im Esslinger Norden führen wird.

 

Das Thema hat am Montag erneut den Technischen Ausschuss in Esslingen beschäftigt. SPD und Freie Wähler hatten umfangreiche Fragenkataloge mit dem Ziel erarbeitet, die Sperrzeit zu verkürzen, die geplanten Umleitungsstrecken zu entlasten und Alternativstrecken für die in den Norden fahrende Buslinie 109 zu finden. Doch je näher die Baumaßnahme rückt, desto deutlicher wird, dass fast all diese Bemühungen zum Scheitern verurteilt sein werden. Einzig beim Thema öffentlicher Personennahverkehr sieht die Verwaltung noch die Chance auf eine einigermaßen verträgliche Lösung. Esslingen ist dabei aber auf die Hilfe und das Entgegenkommen von Stuttgart angewiesen.

Berechbar zur S-Bahn

Denn das Ziel, Bewohner der nördlichen Stadtteile mit dem Bus an den Staus vorbei, also berechenbar pünktlich, zur S-Bahn zu bringen, lässt sich nur verwirklichen, wenn Stuttgart sich bereit erklärt, den Bus von Rüdern über Uhlbach zum S-Bahn-Halt in Obertürkheim fahren zu lassen. Das bedeutet aber nicht nur mehr Verkehr in Uhlbach, sondern vor allem auch, dass dort 30 private Stellplätze während der Bauphase in Esslingen nicht mehr genutzt werden dürften, weil dort sonst kein Bus fahren kann. Der Bezirksbeirat Obertürkheim wird sich in den kommenden Wochen mit dem Thema beschäftigen. Zwar hat das Gremium lediglich eine beratende Funktion. Aber sollte sich Obertürkheim gegen die von Esslingen gewünschte Lösung aussprechen, hält man es in Esslingen für eher unwahrscheinlich, dass sich die Stuttgarter Stadtverwaltung über dieses Votum hinwegsetzen würde.

Dann allerdings wäre guter Rat teuer. Denn dem von Freien Wählern und SPD ins Spiel gebrachten Vorschlag, die Weinbergwege zwischen Esslingen und Obertürkheim zu ertüchtigen, hat die Esslinger Verwaltung aus Sicherheitsbedenken eine klare Absage erteilt. Diese Variante scheide aufgrund der beengten Verhältnisse in den Weinbergen und mangels Absturzsicherungen aus. Auch dürfe man die Fußgänger in den Weinbergen nicht gefährden.

Busspur auf Umleitungsstrecke

Stattdessen möchte die Verwaltung auf weiten Teilen der geplanten innerstädtischen Umleitungsstrecke eine eigene Busspur einrichten. Diese ließe sich aber nur auf dem Parkstreifen verwirklichen. Auch da droht noch Ärger mit den Anwohnern.

Und noch ein Rückschlag: Der Vorschlag, die Arbeiten im Mehrschichtbetrieb zu erledigen und damit die Bauzeit zu verkürzen, ist im dafür zuständigen Landratsamt nicht auf Gegenliebe gestoßen. „Lärmgeneigte Arbeiten“ seien im innerstädtischen Bereich nur zwischen 7 und 20 Uhr möglich. Man könne und werde in Esslingen keine Ausnahme machen.