Der Stadtbezirk Stuttgart-Möhringen erstickt im Stau, vor allem, wenn es auf der B 27 und der Autobahn klemmt. Bei der Einwohnerversammlung fordern die Bürger mehr Kontrollen und weniger Autos, bessere Radwege und leisere Stadtbahnen.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Möhringen - Es klemmt an allen Ecken und Enden. Die Vaihinger Straße, die Plieninger Straße, die Sigmaringer Straße, aber auch die Nebenstraßen sind ausgelastet. Vor allem, wenn es sich außerorts staut, versuchen viele Autofahrer, über Möhringen auszuweichen. Zum Leidwesen der Anwohner stehen die Fahrzeuge dann dort Stoßstange an Stoßstange, verpesten die Luft und blockieren Kreuzungen. Auf der Einwohnerversammlung am Montagabend war dann auch der Verkehr das Thema, das den Möhringern besonders unter den Nägeln brannte.

 

Möhringer müssen Ausweichverkehr erdulden

„Das ist ein großes Problem“, sagte eine Bürgerin, die nahe der Plieninger Straße wohnt. „Wenn es auf der B 27 oder der Autobahn staut, müssen wir in Möhringen das ausbaden.“ Der Bürgermeisterriege um OB Fritz Kuhn war das Problem Ausweichverkehr bekannt. Sie standen den Einwohnern Rede und Antwort. „Uns ist völlig klar, was Sie hier oben erdulden müssen“, sagte Martin Schairer. Mit der Installation von Verkehrskameras und der Anbindung an die Integrierte Verkehrsleitzentrale habe man schon leichte Verbesserungen erreicht, in dem man Ampelschaltungen angepasst habe. „Wir haben ein Auge auf Möhringen“, sagte Schairer.

Ein Anwohner der Sigmaringer Straße fürchtete, dass die Verbindung zwischen Möhringen und Degerloch-Tränke zur Rennstrecke werde, wenn sie im Zuge der Bebauung des ehemaligen Hansa-Areals ausgebaut wird. „Wegen des Radschutzstreifens werde die Fahrbahn optisch breiter, auf dieser langen Geraden verleitet das noch mehr zum Rasen“, sagte der Mann und fragte, was die Stadt tun wolle, um den Verkehr zu verlangsamen und zu verstetigen. „Wir werden dort dann mal die Geschwindigkeiten messen“, entgegnete Schairer. „Wenn die Sigmaringer Straße eine Rennstrecke ist, müssen wir was dagegen tun.“

Verkehrsteilnehmer werden immer rücksichtsloser

OB Fritz Kuhn sprach in diesem Punkt von einem Zielkonflikt. „Die einen wollen mehr Kontrollen und Blitzer, die anderen nennen das Wegelagerei und Abzocke“, sagte Kuhn. Man könne das Auto auch nicht pauschal verteufeln, denn Stuttgart lebe auch von der Automobilindustrie. „Klar ist aber, dass diese Raserei nicht geht“, sagte der Oberbürgermeister. Generell beobachte er eine zunehmende Rücksichtslosigkeit im Straßenverkehr. Raser, Falschparker, Fahrer, die sich schlicht nicht an die Regeln halten. „Unser Verhalten muss mehr von Rücksicht geprägt sein. Das gilt für alle Verkehrsteilnehmer“, sagte Kuhn und sprach damit auch Radfahrer an, die in diesen Belangen „noch zulegen können“.

Rolf Zinser, Teamleiter Südwest der Vahle Vertriebsniederlassung Südwest im Gewerbegebiet Fasanenhof-Ost, brachte den Kreisverkehr am Schelmenwasen aufs Tapet. „Unser Mitarbeiter stehen im Stau, weil der Kreisel nicht funktioniert“, sagte Zinser. Den Gewerbetreibenden sei versprochen worden, dass eine Lösung für das Nadelöhr gefunden werde, bisher allerdings sei das nicht der Fall. „Wir wollen dieses Jahr mit einem Verkehrsversuch beginnen“, versicherte Baubürgermeister Peter Pätzold. Gleichzeitig sei man an einer Machbarkeitsstudie für ein Park-and-ride-Haus auf der Filderebene, um die Pendler zum Umstieg auf den ÖPNV zu bewegen.

Stadtbahn macht zu viel Lärm

Die Anbindung an die Stadtbahn sei in Möhringen so gut wie in kaum einem anderen Stadtbezirk in Stuttgart, sagte OB Fritz Kuhn. „So viele Bahnen wie hier fahren nirgendwo.“ Die Lärmbelastung sei allerdings ein Thema, das auch der Verwaltung bekannt sei. Auf den Hinweis eines Bürgers, dass der Schienenlärm zwischen dem Möhringer Bahnhof und dem SSB-Depot deutlich zugenommen habe, seit die Holzschwellen durch Betonschwellen ausgetauscht worden seien, schlug Kuhn vor, sich mit den Betroffenen und der Stuttgarter Straßenbahnen AG an einen Tisch zu setzen. Die SSB habe bereits zugesichert, die Schienen öfter zu schleifen, um den Lärm einzudämmen.

Der Ausbau des ÖPNV und des Radwegenetzes ist dem Oberbürgermeister ein wichtiges Anliegen und Teil des Programms „Nachhaltig mobil in Stuttgart“. „Nur so können wir Staus, Lärmbelastung und Luftverunreinigung reduzieren“, sagte Kuhn. „Es gibt zu viele Autos auf unseren Straßen. Und wir sind selbst Teil des Staus.“ Bei diesem Thema könne sich jeder selbst an die Nase fassen und prüfen, ob er wirklich mit dem Auto fahren muss oder das Rad oder die Bahn nicht eine gute Alternative wären. Das gelte nicht nur für Stuttgarter, sondern auch für die Einpendler, die man in der Stadt zwar haben wolle, aber lieber, wenn sie mit der Bahn als mit dem Auto kämen, sagte Kuhn.