Bei den „Staufen Downhill“ werden an diesem Samstag die deutschen Meister und bei den Frauen die Europameisterinnen gekürt. Ein Wettkampf, doch offenbar ist das spektakuläre Treiben vor allem eine großer Spaß.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Göppingen - Zunächst ist nur ein Surren zu hören, gefolgt von einem dunklen Rauschen. Die Knie leicht gebeugt, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, brettert auf vier kleinen Rollen ein mit Lederkombi und Helm bewehrtes, nicht näher zu definierendes Individuum vorbei: Darth Vader in rot? – Nein. Bei den „Staufen Downhill“ rasen völlig irdische Gestalten talwärts, stellen vor der Haarnadelkurve entweder laut kratzend ihre Longboards quer, bremsen mit dem Fuß oder mit ihren Handschuhen, an denen Kunststoffplatten in der Größe von Eishockey-Pucks angebracht sind, um dann auf den langen Geraden wieder volle Fahrt aufzunehmen.

 

120 Männer und Frauen im Alter zwischen 15 und 55 Jahren geben sich am Fuße des Göppinger Hausbergs ein Stelldichein, donnern drei Tage lang vom Stadtbezirk Hohenstaufen aus auf einem engen, aber asphaltierten Feldweg in Richtung Ottenbacher Tal. Eineinhalb Kilometer lang und bis zu 22 Prozent steil ist die Strecke, auf der an diesem Samstag in vier Klassen die deutschen Meister und bei den Frauen auch die Europameisterinnen ermittelt werden. Doch die spektakulären Wettbewerbe sind ganz offensichtlich nur ein kleiner Teil der großen Spaßveranstaltung.

Die Teilnehmer sind voll des Lobes

Die Szenerie gleicht einer Mischung aus Open-Air-Konzert und Klassentreffen. Man kennt sich, man schätzt sich, man hilft sich – und hat dabei jede Menge Vergnügen. Die Akteure kommen aus halb Europa, aus ganz Deutschland und sind durchweg begeistert. Während der eine die „traumhafte Landschaft“ und die „Herzlichkeit der Bevölkerung“ lobt, schwärmt die andere von der „perfekten Organisation“, vom „ausgetüftelten Rahmenprogramm“ und beide natürlich von der Möglichkeit, auf den schmalen Boards wieder einmal so richtig Stoff geben zu können.

Nadine Hünemörder etwa ist sich noch gar nicht so sicher, ob sie wirklich um Titel kämpfen wird. „Das ist hier nicht so easy going. Du musst dir deine Kräfte gut einteilen und taktieren“, sagt die Düsseldorferin. Großen Spaß mache ihr die Fahrerei aber auch ohne Rennen. Lukas Voigt aus Dresden zur Konkurrenz auf jeden Fall antreten: „Das Strecke ist huckelig und semischnell, aber anspruchsvoll“, fasst er seine Eindrücke zusammen. Und der Innsbrucker Quirin Ilmer ergänzt: „Schmal und kurvig, aber trotzdem recht flott.“ Robin Li Friedlein aus Mägerkingen sagt erst mal gar nichts. Seinem lauten Jauchzen folgt jedoch ein „oberhammergeil“ und damit eine eindeutige Bewertung.

Auch Organisator Daniel Schindler ist zufrieden

Hoch zufrieden ist bis jetzt auch der Hauptorganisator der Veranstaltung, Daniel Schindler vom Trendsportclub Hohenstaufen. „Die Leute sind alle total entspannt und genießen die Läufe und das Drumherum.“ Zudem sei bislang nichts Dramatisches passiert, von zwei Einsätzen des Rettungswagens einmal abgesehen, fügt er hinzu. „Einer hat sich beim Aussteigen aus dem Lastwagen den Kopf angeschlagen und sich eine Platzwunde zugezogen“, erklärt der 47-jährige Gymnasiallehrer. Und der andere? – „Der ist bei Tempo 80 aus der Kurve geflogen und hat sich das Knie verdreht“, schildert Schindler das Malheur. Doch es sei alles wieder gut. „Longboarder sind ja keine Fußballer, die stehen gleich wieder auf“, ergänzt er mit einem breiten Grinsen, ehe er sich wieder in Richtung Strecke begibt.

Diese wird wenig später, nachdem zwei Lastwagen die Racer aus dem Tal zurück zum Start gekarrt und die Streckenposten per Funk ihr Okay erteilt haben, freigegeben. Ein paar Akteure im Liegen, die meisten im Stehen mit leicht gebeugten Knien und hinter dem Rücken verschränkten Händen, brettern wieder los. Zunächst ist nur ein Surren zu hören, gefolgt von einem dunklen Rauschen, das dann aber vom Applaus der Zuschauer übertönt wird.