Seit 1945 hat Georgette Tsinguirides einen Vertrag am Staatstheater Stuttgart. Jetzt wurde die Tänzerin, Ballettmeisterin und Choreologin vom Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann mit der Stauffermedaille in Gold ausgezeichnet.

Kultur: Tim Schleider (schl)

Stuttgart - Die Staufermedaille ist eine persönliche Auszeichnung des Ministerpräsidenten, um „besondere Verdienste für das Land“ zu ehren. Wenn der Ministerpräsident diese Geste noch ein bisschen toppen will, verleiht er die Staufermedaille in Gold. Was selten geschieht. Am Samstagabend war es auf der Bühne des Stuttgarter Opernhauses wieder einmal soweit: Winfried Kretschmann hat Georgette Tsinguirides, der Choreologin des Stuttgarter Balletts, anlässlich ihrer siebzigjährigen Zugehörigkeit zur Kompanie die Staufermedaille in Gold überreicht. „Sie hat sich John Crankos Werk angeeignet und ist als Zeitzeugin, Vermittlerin und Bewahrerin seiner Choreografien weltweit mittlerweile selbst eine Institution“, sagte Kretschmann. „Siebzig Jahre für das Ballett – das ist beeindruckend und wahrscheinlich einmalig.“

 

Die außergewöhnliche Ehrung geschah zum Abschluss eines Ballettabends, der die künstlerische Breite und technischen Stärken der Stuttgarter Kompanie, zu der Tsinguirides’ Arbeit bedeutend beiträgt, sehr schön deutlich machte: Die kraftvolle Dynamik des „Vergessenen Landes“ von Jiri Kylian stand spannend neben der gern auch mal ins Ironische driftende harmonisch-distinguierten Moderne eines Hans van Manen und schließlich des verspielt-exaltierten Farbrausches des „Poème de l’Extase“ von John Cranko. Den Aufzeichnungen und der jahrzehntelangen Vermittlungsarbeit von Tsinguirides ist es bekanntlich zu verdanken, dass Crankos Werke inzwischen von Tänzern gezeigt werden können, die zu Crankos Lebzeiten noch lange nicht auf der Welt waren. Sprühend vor Energie war das alles – so wie die 87-jährige Jubilarin selbst, die im knallroten Kleid und keck hochhackig dem Regierungschef und ihrer Medaille entgegenschwebte. Ansonsten gratulierten alle Kompaniemitglieder mit einer Rose, das Publikum mit Applaus im Stehen und der Ballettintendant mit einem dicken Knutscher. Ganz zum Schluss machte Reid Anderson dann auch noch sein Versprechen aus der Ansage wahr: Wie in jungen Tagen sah sich Tsinguirides von ihm sicher in die Luft gehoben. Zumindest ein bisschen. Und sie fand sofort die passende Pose. Manches verlernen die Tänzer einfach nicht.