Der Titel Stauhauptstadt geht nach Köln. Eine neue Erhebung verzeichnet in der Domstadt am Rhein mehr Stillstand als in Stuttgart. Wegen unterschiedlicher Methoden fällt aber ein Vergleich mit älteren Studien schwer.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Nach neuen Zahlen scheint Stuttgart den Titel der Stauhauptstadt an Köln abzugeben. Das geht aus einer Erhebung hervor, die das Unternehmen Inrix veröffentlicht hat. Demnach standen Autofahrer in der Metropole am Rhein 2014 durchschnittlich 65 Stunden im Stau, während es ihre Leidensgenossen am Neckar „nur“ auf 64 Stunden brachten. Inrix, Anbieter von Verkehrs- und Reiseinformationen, hat für seine Untersuchung GPS-Daten von Fahrzeugen ausgewertet.

 

Verschiedene Erhebungen nur bedingt vergleichbar

Der Navigationsdienstleister Tomtom hatte zuletzt drei Mal in Folge Stuttgart den Titel „Stauhauptstadt“ zuerkannt. Während in diesem Ranking allerdings die tatsächliche Fahrzeit in Relation zu einer theoretisch bei freien Straßen möglichen Fahrzeit gesetzt wird, addiert Inrix Zeiten des Stillstands, um zur Reihenfolge der stauträchtigsten Städte in Deutschland zu kommen. Das erschwert den Vergleich der beiden Rankings.

Inrix hat dafür 22 Ballungsräume in der Bundesrepublik unter die Lupe genommen. In 17 der Regionen verzeichneten die Statistiker eine Zunahme des Verkehrsaufkommen. Am stärksten wuchs die Verkehrsmenge in Magdeburg (plus 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr), gefolgt von Karlsruhe (plus 21 Prozent).

Die guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die damit gestiegenen Beschäftigungszahlen sowie die große Zahl an Baumaßnahmen hätten signifikanten Einfluss auf das Verkehrsaufkommen, heißt es in der Inrix-Analyse.

Deutschlan in Europa auf dem dritten Rang

Europaweit rangiert Deutschland auf der dritten Position der Stauländer. Noch schlechtere Verkehrsverhältnisse gibt es nach der Studie in Belgien und in den Niederlanden. Bei den europäischen Städten schneidet London am schlechtesten ab. In der britischen Hauptstadt summiert sich demnach der jährlichen Stillstand für Autofahrer auf 96 Stunden. Auf den Rängen folgen Brüssel (74 Stunden) und Köln (65 Stunden). Stuttgart ist auf Rang fünf hinter Antwerpen (64 Stunden).

Im Stuttgarter Rathaus verweist man zum wiederholten Male auf die geringe Aussagekraft der Erhebungen und die aus Sicht der Stadtspitze mangelnde Genauigkeit. So würde etwa Tomtom seine Zahlen auch auf den Autobahnen rund um Stuttgart erheben, die aber nicht zum von der Stadt beeinflussbaren Straßennetz gehören und auf weiten Strecken auch gar nicht auf der Gemarkung der Landeshauptstadt verlaufen würden.